Gottes Geist - der Lebendigmacher

Pfingspredigt zu Gen 2,7


Michelangelo Buonarroti: Die Erschaffung Adams (Ausschnitt) © Musei Vaticani / Wikicommons

Von Marco Hofheinz

Liebe Gemeinde,

 wir gehen dem Pfingstfest entgegen. Das Pfingstfest ist das Fest des Geistes. Vielen von uns ist die Rede vom Geist unheimlich. Sie scheint angesiedelt „irgendwo im Nebel zwischen Gespensterspuk und Büroatmosphäre, negativer und positiver Energie, Geisterbahn und Gottesdienst.“1 Verstellt also die Rede vom Geist nicht eher das, warum es im Glauben geht? Zu den spannenden Entdeckungen, die man in der Bibel machen kann, gehört, dass der Geist Gottes nicht erst im Neuen Testament auftaucht.2 So könnte man ja meinen, wenn man an Pfingsten denkt. Im Neuen Testament, genauer: Am Anfang der Apostelgeschichte (Apg 2,1–13) ist davon die Rede, wie der Geist an Pfingsten über die Jünger kommt und sie einander verstehen, obwohl sie in unterschiedlichen Sprachen reden (vgl. Apg 2,6). Gewiss setzt das Pfingstwunder, wie Petrus in seiner Pfingstpredigt deutlich macht (Apg 2,16–21), die prophetische Verheißung des Geistes beim Propheten Joel (3,1–5) voraus. Doch zeigt sich der Heilige Geist schon auf den ersten Blättern der Bibel. Bereits die Schöpfung ist nicht ohne ihn zu verstehen. Gottes Geist erweist sich als der „Schöpfergeist“ (spiritus creator).3 Das macht uns etwa unser heutiger Predigttext deutlich. Es handelt sich um einen „Satz von unauslotbarer Tiefe“4: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen“ (Gen 2,7).

Die Entstehung des Menschen wird hier als das Ergebnis aus zwei Schöpfungsakten beschrieben: einer Formung (formatio) des Erdlings und einer anschließenden Belebung (animatio) des geformten Erdlings.5 Im Zusammenhang dieser Belebung ist vom Geist Gottes die Rede. Er ist der Lebensatem,6 der dem Menschen, diesem zunächst zwar geformten, aber noch nicht lebendigen Erdling in die Nase geblasen wird. Es geht um eine Art „Mund-zu-Nase Beatmung“7. So wird der Mensch lebendig, kann sich im Garten Eden bewegen, ihn bewirtschaften und mit Gott und dem Mitmenschen kommunizieren. Es ist dieser Luftstrom, der ihm das Leben schenkt, doch nicht etwa nur einmalig, am Anfang seines Lebens, bei der Geburt, und dann nicht mehr, sondern nach dem biblischen Verständnis dauerhaft. Für den Menschen ist die kontinuierliche Beatmung durch Gott lebensnotwendig, ja überlebenswichtig.

In Psalm 104,29f. heißt es von den Menschen: „Nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu das Antlitz der Erde.“ Und im Hiobbuch (34,14f.) können wir ähnliches lesen: „Wenn er [scil. Gott] nur an sich dächte, seinen Geist und Odem an sich zöge, so würde alles Fleisch miteinander vergehen, und der Mensch würde wieder zu Staub werden.“ Solange der Luftstrom da ist, ist der Geist Gottes da, und mit ihm das Leben. Wird er weggenommen, so stirbt der Mensch. Wenn man so will, ist jede Atemerfahrung eine Geist- und damit Gotteserfahrung.8 Freilich muss sie uns als solche erst durch Gott selbst erschlossen werden. Auch dazu braucht es seinen Geist, der uns das Verstehen schenkt. Dieser Zusammenhang ist uns freilich verborgen. Er muss uns erst entschlüsselt werden. Der Reformator Johannes Calvin hat einmal gesagt: „Es gibt nichts im Himmel und auf Erden, das nicht kraft der Gegenwart und der verborgenen Einwirkung des göttlichen Geistes lebt.“9 Die verborgene Einwirkung des Geistes muss zunächst durch niemand anderen als den Geist selbst offenbart werden.10 Wir müssen erst verstehen, dass es sich tatsächlich um Gottes Geist handelt und nicht etwa irgendeine Kraft,11 die wir unabhängig von ihm irgendwie in uns selbst haben.12 Wir sind vielmehr auch in dieser Hinsicht bleibend von Gott abhängig13 – unser Leben lang.

Liebe Gemeinde, wir merken: Der Heilige Geist verrät uns eine Menge über uns selbst. Wir brauchen Gott täglich! Wir bleiben angewiesen „auf die tägliche Atemspende Gottes“.14 Nur so können wir die Aufgaben wahrnehmen, die Gott uns in unserem Leben übertragen hat. Ja, liebe Gemeinde, nicht nur täglich, das wäre noch untertrieben, sondern nahezu sekündlich brauchen wir Gott – bei jedem Atemzug neu. Mit jedem Atemzug erhält unsere Abhängigkeit von Gott neu ihre eigene Ausdrucksform. Schöpfung, so wird uns deutlich, Schöpfung ist kein einmaliger, initialer Akt, sondern kontinuierliche Schöpfung. Sie geht weiter – Gott sei Dank – bis zum heutigen Tag und bis zur heutigen Stunde. Gott ist also nicht der große Uhrmacher, der die Welt einmal geschaffen und sie dann sich selbst überlassen hat. So mögen sich viele Menschen Gott vorstellen, als den sog. „masterclock maker“, der die Welt gleich der Mechanik in einer Uhr einmal installiert hat und dann als Uhrmacher abgetreten ist, weil es ihn nicht mehr braucht, da die Uhr kraft der ihr eingebauten Mechanik von selbst läuft. Nein, die Bibel und besonders die Bücher des Alten Testaments betonen, dass Gott kraft seines Geistes bleibend der Lebendigmacher ist, der mich und dich bis in diesen Augenblick hinein beatmet und so am Leben erhält. In einem alten Bekenntnis der Christenheit, dem sog. Nicaeno-Constantinopolitanum (381), heißt es treffend vom Heiligen Geist: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht“ (et in Spiritum Sanctum, Dominum et vivificantem).15 Halten wir fest: Gottes Geist ist der Lebendigmacher!

Ja, liebe Gemeinde, mit jedem Atemzug, jeder Atem-Einhauchung wendet uns Gott neu sein Angesicht zu. In dem bereits zitierten Psalm 104 heißt es: „Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie“ (Ps 104,30). Dass hier vom Erschrecken die Rede ist, verwundert nicht. Denn wenn Gott sein Angesicht abwendet, kann beim Menschen keine Luft mehr ankommen. Mit dem Angesicht wendet Gott, so die anatomische Anschauung, auch seinen Mund ab. Der „Hauch seines Mundes“ (Ps 33,6) erreicht sein Ziel nicht mehr. Die Mund-Nase-Beatmung kann dann nicht funktionieren. Die Luftzufuhr ist unterbrochen. Es handelt sich in diesem Augenblick um eine für den Menschen höchst gefährliche, lebensbedrohliche Situation. Denn empfängt er nicht mehr den Geist Gottes, so muss er im wahrsten Sinne den Geist aufgeben. Kein Wunder, dass sich der Mensch dann gleichsam zu Tode erschreckt.

Mit diesem Bild, dass hier im Psalm 104 gebraucht wird, lässt sich übrigens auch das Phänomen der Sünde bzw. der Sündenfall veranschaulichen. Sünde wird biblisch als eine Beziehungsstörung zu Gott verstanden, die vom Menschen ausgeht. Der Sündenfall meint nichts anders als die Unterbrechung der Beziehung zu Gott. Der Sündenfall ist, um im Bild zu bleiben, nichts anderes als die Abwendung der Menschen von Gott und damit die Unterbrechung des Luftstroms. Sünde lässt sich als die vom Menschen ausgehende Durchbrechung seiner Beatmung durch Gott verstehen. Sünde meint damit so etwas wie eine Fehlverortung, eine Dislokation des Menschen weg vom Angesicht Gottes, weg von der „Quelle des Lebens“ (Ps 36,10).16 Passend dazu macht Paulus klar, dass auf Sünde der Tod steht. In Röm 6,23 heißt es etwa: „Der Sünde Sold ist der Tod.“17 Sünde lässt sich, um im Bild zu bleiben, gewissermaßen als „Geist-Killer“ verstehen. Mit der Sünde wird die Atemzufuhr unterbrochen. Der Mensch gerät in Luftnot. Sünde ist, anders gesagt, ein gänzlich geistloses Unterfangen. Wiederum merken wir, dass wir den Geist Gottes ins Spiel bringen müssen, wenn wir theologisch von uns selbst als Menschen reden wollen. Die Rede vom Heiligen Geist verschließt uns nicht die Gottesrede, sondern öffnet sie neu. Unser Predigttext ist hier nur einer von vielen großartigen Texten des Alten Testaments, die dies verdeutlichen und uns das Pfingstfest erschließen können.18

Ich komme zum Schluss. Liebe Gemeinde, wenn es denn wahr ist, dass Gottes Geist der Lebendigmacher ist, dann wird es darauf ankommen, dass wir uns ihm nicht verschließen, sondern öffnen. Denn so viel dürfte doch klar sein: „Bedarf die Welt in jedem Augenblick der unablässig wirksamen Kraft Gottes, um in ihrem Bestand erhalten zu werden, dann muss sie eine gottoffene Welt sein, die aus und von dem ständigen Einstrom des göttlichen Geistes lebt.“19 Ja, es geht um Offenheit – um Offenheit für Gott und seinen Geist. Die Atemwege gilt es frei zu halten! Zugleich geht es um die Frage nach dem richtigen Einfluss, dem wir uns aussetzen. Der reformierte Liederdichter vom Niederrhein Gerhard Tersteegen bringt es mit einer großartigen Formulierung in seinem Lied „Jesu, der du bist alleine“ auf den Punkt: „Wollst mir neuen Einfluss geben / deines Geistes, / dir zu leben!“20 Es geht um Gottes Einfluss auf und in unser Leben! Gott gewinnt Einfluss auf uns, indem er seinen Geist in uns einfließen lässt. Lassen wir, liebe Gemeinde, Gottes Einfluss auf uns gelten! Der Geist emaniert aus Gott. Er fließt aus ihm heraus und er will in uns Menschen einfließen – immanieren. Lassen wir dies geschehen. Lassen wir es Pfingsten in uns werden. Gottes Geist möchte neu in uns einfließen. Er möchte uns aufatmen lassen. Ähnlich wie bei Gerhard Tersteegen heißt es bei Paul Gerhardt in seinem Lied „Geh aus mein Herz“: „Mach in mir deinem Geiste Raum, / dass ich dir werd ein guter Baum“.21 Das ist wahres Wachstum im Glauben: Gottes Geist gewinnt immer mehr Raum in uns. Denn er, der Geist, ist die „Durchsetzungskraft Gottes“.22

Noch eine letzte Frage: Vielleicht fragen Sie sich, liebe Gemeinde, wie das lebenspraktisch aussehen kann? Wie können wir dem Geist Gottes Raum in unserem Leben geben? Nun, es geht um eine Haltungsfrage, die alle unsere Begegnungen betrifft: Rechnen wir damit, dass wir in unserem Gegenüber einem anderen von Gott beatmeten Lebewesen begegnen? Ich bin davon überzeugt, dass jemand, der/die ernsthaft damit rechnet, seinem/ihrem Gegenüber anders begegnen wird, als er/sie es ohne diese Überzeugung täte; und zwar mit einer größeren Offenheit, einer größeren Freundlichkeit, mit mehr Liebe… Paulus nennt in Gal 5,22f. ein ganzes Bündel von „Früchten des Geistes“, die wir hier einsetzen können: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“. Es kommt gewiss nicht auf eine vollständige Aufzählung dieser Früchte an: Denn „[d]ie primäre Gabe des heiligen Geistes […] ist nicht diese oder jene von ihm zu unterscheidende Gabe, sondern der Heilige Geist selbst und damit die Gegenwart Gottes beim Menschen. Die primäre Gabe des heiligen Geistes ist also die Gegenwart des Gebers aller Gaben, die Partizipation an Gott selbst.“23 Die Früchte des Geistes sind alle miteinander Gaben des Geistes Gottes. Diese Früchte möchten als Hinweise auf lebenspraktische Realisierungen verstanden werden. Sie geben uns Orientierung im Blick auf die nötige Unterscheidung der Geister: Denn „[a]n ihren Früchten kann man sie erkennen (vgl. Mt 7,16 mit Röm 6,21–23).“24

Der Geist Gottes beschenkt uns mit seinen Gaben, die die Räume der Begegnung auch atmosphärisch füllen wollen. Entsprechendes gilt im Übrigen auch hinsichtlich unserer Begegnung mit der Heiligen Schrift: Lesen wir sie mit jener Offenheit, mit jener Erwartungshaltung, die damit rechnet, dass Gott unsere leeren Hände füllt und uns bei der Lektüre mit seinem Geist neue Inspirationen, neue Impulse, neue Wegweisung für unser Leben schenkt? Es geht, wie gesagt, um eine Haltungsfrage, die lebenspraktische Auswirkungen haben wird. Diese Haltung macht einen Unterschied, denn der Geist Gottes, so er denn tatsächlich der Lebendigmacher ist, macht im Blick auf unser Leben einen entscheidenden Unterschied. Die hier in den Blick tretende Haltung ist – wenn Sie so wollen – eine Gebetshaltung, genauer noch: eine Haltung des Bittgebets. Genau darum dürfen wir Gott bitten,25 dass er in uns den Raum für seinen Geist bereitet, Platz schafft für ihn und zwar nicht zuletzt dort, wo unsere Sorgen, Ängste und Kümmernisse überhand zu nehmen drohen. Gerade im Blick auf solche Orte stimmen wir flehentlich in die Bitte ein: „Komm, Schöpfer Geist“ (Veni Creator Spiritus).

Gebet: Komm, Schöpfer Geist, auch in das dunkelste Dunkel unseres Lebens. Komm du zu uns als Geist des Lichtes und der Freude. Komm, Schöpfer Geist, auch in die tiefste Mutlosigkeit und Verzweiflung, in der wir keine Schritte mehr wagen. Komm du zu uns als der Geist der Hoffnung und des Mutes. Komm, Schöpfer Geist, auch in die tiefste Lüge dieser Welt mit all ihren Verstrickungen, Verdächtigungen und Verleumdungen, die uns bedrohen. Komm du zu uns, als Geist der Wahrheit und der Klarheit. Komm, Schöpfer Geist, auch in die tiefste Verwirrung, in der wir uns nicht mehr zurechtfinden. Komm du zu uns, als Geist des Vertrauens und als Kraft der Orientierung. Komm, Schöpfer Geist. Amen

1 Okko Herlyn, Das Glaubensbekenntnis. Verstehen, was wir bekennen, Neukirchen-Vluyn 2021, 167. Vgl. auch Ralf Frisch, Was können wir glauben? Eine Erinnerung an Gott und den Menschen, 2. Aufl., Stuttgart 2019, 260: „Die Vorurteile im Blick auf den Heiligen Geist liegen offen zu Tage. Es scheint sich um eine diffuse und gespenstische, nicht wirklich wahrnehmbare Wirklichkeit zu handeln, auf die sich Christen berufen, wenn sie besonders fromm sind und demonstrieren wollen, dass sie mit einer Macht im Bunde sind und im Namen einer Macht reden und handeln, die höherer Ordnung und so unverfügbar wie unwiderlegbar ist.“

2 Dies betont nachdrücklich Michael Welker, Der Heilige Geist. Münsteraner Antrittsvorlesung, in: EvTh 49 (1989), 126–141.

3 Vgl. Michael Beintker, Creator Spiritus. Zu einem unerledigten Problem der Pneumatologie, in: EvTh 46 (1986), 12–26; Geoffrey Wainwright, Spiritus Creator, in: RGG Bd. 2, 4. Aufl., Tübingen 1999, 489.

4 Hans-Joachim Kraus, Heiliger Geist. Gottes befreiende Gegenwart, München 1986, 18.

5 So Bernd Janowski, Der ganze Mensch, Zu den Koordinaten der alttestamentlichen Anthropologie, in: ders., Das hörende Herz. Beiträge zur Theologie und Anthropologie des Alten Testaments 6, Göttingen 2018, (3–30) 9f.; ders., Die lebendige næpæš. Das Alte Testament und die Frage nach der „Seele“, in: ders., Der nahe und der ferne Gott. Beiträge zur Theologie des Alten Testaments 5, Neukirchen-Vluyn 2014, (73–116) 77f.; ders., Anthropologie des Alten Testaments. Grundfragen – Kontexte – Themenfelder, Tübingen 2019, 48ff.

6 So Jürgen Moltmann, Die Quelle des Lebens. Der Heilige Geist und die Theologie des Lebens, KT 150, Gütersloh 1997, 31. Ähnlich Hans-Joachim Kraus, Systematische Theologie im Kontext biblischer Geschichte und Eschatologie, Neukirchen-Vluyn 1983, 449. Treffend formuliert Michael Welker, Gottes Geist. Theologie des Heiligen Geistes, Neukirchen-Vluyn 1992, 154: „Als Lebensatem bringt Gottes Geist sich in Menschen und anderen Geschöpfen zur Geltung.“

7 Georg Fischer, Genesis 1–11, HThKAT, Freiburg i.Br. u.a. 2018, 186.

8 Vgl. Jürgen Moltmann, Der Geist des Lebens. Eine ganzheitliche Pneumatologie, München 1991, 49: „Jede Erfahrung eines Geschöpfes des Geistes ist […] auch eine Erfahrung des Geistes selbst. Jede wirkliche Selbsterfahrung wird auch zu einer Erfahrung des Lebensgeistes Gottes in dem Menschen.“ Solche Aussagen sind nicht unproblematisch. Zu Recht warnt Ralf Frisch, Was können wir glauben?, 260: „Wer davon überzeugt ist, dass sich Ereignisse, Erkenntnisse und Erfahrungen dem Heiligen Geist verdanken, neigt dazu, nicht zwischen sich und Gott zu unterscheiden und sich im Besitz einer unmittelbaren Gewissheit und einer unmittelbaren Erfahrung zu wähnen, die gegen Kritik immun sind und nicht zur Disposition stehen.“

9 CO 8, 606. Hervorhebung: M.H. Zum Geist als Lebendigmacher (spiritus vivificans) bei Calvin vgl. Matthias Freudenberg, Der Lebendigmacher. Zur christologischen und pneumatologischen Begründung der Hoffnung im Anschluss an Johannes Calvin, in: Wirkungen und Wurzeln der Schweizer Reformation. FS für Peter Opitz, hg. von Gergely Csukás / Ariane Albisser, ZBRG 30, Zürich 2022, 227–250. Vgl. auch ders., Gottes Geist als Lebendigmacher. Im Gespräch mit Calvin über einen existenziellen Aspekt der Kirche, in: Wort und Weisheit. Festschrift für Johannes von Lüpke zum 65. Geburtstag, hg. von David Kannemann / Volker Stümke, Leipzig 2016, 345–354; ders., Der uns lebendig macht. Der Heilige Geist in Leben, Glaube und Kirche, Neukirchen-Vluyn 2018.

10 Johannes Calvin (Inst. [1559], I,7,1–5) spricht vom „inneren Zeugnis des Geistes“ (testimonium spiritus sancti internum).

11 Das beste Präventiv dürfte in jener Trinitätslehre bestehen, die die Werke des Geistes ihm als Person der Trinität appropriiert, zugleich aber im Sinne des „opera ad extra sunt indivisa“ an die Person des Vaters und des Sohnes zurückbindet. Dies unterstreicht Jason Byasse, Psalms 101–150, Brazos Theological Commentary on the Bible, Grand Rapids 2018, 33.

12 Treffend bemerkt Christoph Schwöbel, Menschenwürde im Kontext, in: ders., Gott im Gespräch. Theologische Studien zur Gegenwartsdeutung, Tübingen 2011, (271–289) 278: „Die Lebensfähigkeit [scil. der geschaffenen Geschöpfe; M.H.] ist nicht eine inhärente Eigenschaft der geschaffenen Materie, sondern ist in ihrer Beziehung zu Gottes schöpferischem Geist begründet“.

13 Die Abhängigkeit von Gott, die mit dem Motiv des Lebensodem betont wird, unterstreicht: Bernd Janowski, Der Mensch im alten Israel. Grundfragen alttestamentlicher Anthropologie, in: ders., Die Welt als Schöpfung. Beiträge zur Theologie des Alten Testaments 4, Neukirchen-Vluyn 2008, (107–139) 120; Walter Brueggemann / William H. Bellinger, Jr., Psalms. New Cambridge Bible Commentary, Cambridge 2014, 447.

14 Magdalene L. Frettlöh, Ein Wort gibt das andere. Predigten und andere WortGaben aus dem Kirchlichen Fernunterricht, Biblische Erkundungen 12, 2. Aufl., Uelzen 2019, 123.

15 Mit diesem Passus erweitert bzw. ergänzt das Nicaeno-Constantinopolitanum das sog. Nicänum (325).

16 Während die Sünde als Dislokation umschrieben werden kann, kann die Gnade als Relokation verstanden werden. So Chr. Schwöbel, Menschenwürde im Kontext, 283–286. Die Frage ist allerdings, ob diese Bestimmung des Aspekts des Neuen der in Christus „neuen Kreatur“ (2Kor 5,17) hinreichend Rechnung trägt. Vgl. Emmanuel L. Rehfeld, Relationale Ontologie bei Paulus. Die ontische Wirksamkeit der Christusbezogenheit im Denken des Heidenapostels, WUNT II/326, Tübingen 2012, 241–254.

17 Vgl. dazu E.L. Rehfeld, a.a.O., 213–220.

18 Vgl. zu alttestamentlichen Predigttexten: Alexander Deeg / Andreas Schüle, Die neuen alttestamentlichen Perikopentexte. Exegetische und homiletisch-liturgische Zugänge, 2. Aufl., Leipzig 2018.

19 Christian Link, Schöpfung. Ein theologischer Entwurf im Gegenüber von Naturwissenschaft und Ökologie, Neukirchen-Vluyn 2012, 59.

20 EG 252,1.

21 EG 503,14

22 Eberhard Jüngel, Zur Lehre vom heiligen Geist. Thesen, in: Ulrich Luz / Hans Weder (Hg.), Die Mitte des Neuen Testaments. Einheit und Vielfalt neutestamentlicher Theologie. FS für Eduard Schweizer zum siebzigsten Geburtstag, Göttingen 1983, (97–118) 99.

23 Gerhard Ebeling, Dogmatik des christlichen Glaubens. Bd. 3: Der Glaube an Gott den Vollender der Welt, 2. Aufl., Tübingen 1982, 118.

24 E. Jüngel, Zur Lehre vom heiligen Geist, 97.

25 Treffend bemerkt Gerhard Sauter, Schrittfolgen der Hoffnung. Theologie des Kirchenjahres, Gütersloh 2015, 200: „Einladend vom Geist, der gekommen ist, zu reden, heißt zugleich, auf das Kommen des Geistes angewiesen zu sein und um sein Kommen zu bitten – und zwar desto dringlicher, je mehr erkannt wird, was Gottes Geistesgegenwart geschaffen hat.“ Dort z.T. kursiv. Insbesondere für die Predigt dürfte gelten: „Überwunden wird die Sprachlosigkeit nur durch das Kommen des Geistes.“ Rudolf Bohren, Predigtlehre, 5. Aufl., München 1986, 65.


Marco Hofheinz