Heiligkeit
Was ist das?
Wenn mir etwas heilig ist, will ich es nicht hergeben. Im Alltag fällt das Wort schon mal beim Aufräumen. Ansonsten, sagen Kulturpessimisten, dass der modernen Gesellschaft nichts mehr heilig ist. Tatsächlich scheint es so, dass unser rationales Denken immer mehr Geheimnisse lüftet und der Platz immer enger wird, an dem sich etwas Heiliges halten kann.
Nun können wir Menschen anderseits ganz offensichtlich nicht immer vernünftig und berechnend sein, sondern bewerten manche Dinge stärker als andere. Das gibt uns persönlich Halt und verbindet uns auch miteinander. So wie es nämlich persönliche Heiligkeiten gibt, werden auch von Gruppen, Nationen und Religionen bestimmte Dinge zu Heiligtümern erklärt.
Entscheidend ist, wie die Heiligkeit ausgestaltet wird. Eine Möglichkeit der Heiligsprechung ist nämlich, Menschen oder Ideale von anderen abzuheben und sich mit ihrer Hilfe abzugrenzen. Das führt leicht zur Überheblichkeit. Heiligkeit kann aber auch etwas Einladendes haben. Jede und jeder kann sich an Heiligem freuen und das Besondere bewundern. Solche Heiligkeit muss sich durch kritisches Nachfragen nicht bedroht fühlen. Vielleicht sehen wir sie sogar selbst mit einem gewissen Augenzwinkern.
Georg Rieger, Nürnberg