Jeder Name steht für viele Schicksale und ist dennoch einzigartig

EKBO: 60 Jahre Mauerbau im Zeichen des Gedenkens, von Trauer und Aufarbeitung


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Der Mauerbau vor 60 Jahren veränderte das Leben der Menschen deutschlandweit: Familien wurden getrennt; Menschen starben auf der Flucht. An diesen brachialen Eingriff erinnert die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) mit mehreren Veranstaltungen in Gemeinden und Kirchenkreisen.

Am Freitag, 13. August, 12 Uhr findet eine Ökumenische Andacht mit Bischof Christian Stäblein von der EKBO, Erzbischof Heiner Koch vom Erzbistum Berlin und Pfarrer Thomas Jeutner in der Kapelle der Versöhnung in der Bernauer Straße statt. Bischof Christian Stäblein erinnert zum 60. Jahrestag des Mauerbaus an Ida Siekmann, die ganz in der Nähe beim Sprung aus dem Fenster ihrer Wohnung in der Bernauer Straße am 22. August 1961 schwer verunglückte und auf dem Weg ins Krankenhaus starb. Sie war das erste Todesopfer an der Berliner Mauer. Ida Siekmann wurde 58 Jahre alt.

„Ida Siekmann sprang aus dem Fenster ihres Hauses, das auf einmal an einer Grenze stand, die von Tag zu Tag undurchdringlicher wurde“, sagt Christian Stäblein, Bischof der EKBO. „Ihr Name steht für viele Schicksale und dennoch ist sie einzigartig, für diejenigen, die ihr begegnet sind, die sie geliebt oder auch mit ihr gestritten haben. Heute schließen sich wieder für viele Menschen Grenzen, sie werden an ihnen abgewiesen, ertrinken auf der Überfahrt im Ozean, verdursten auf langen Märschen über Landesgrenzen. Wir sollten nie aus dem Blick verlieren, welchen Einfluss der Mauerbau auf unser Leben, auf unsere Familien in Ost und West hatte – vielleicht macht uns diese Perspektive nachgiebiger hinsichtlich des Leids anderer Menschen, die unsere rettende Hand brauchen in größter Not.“

Die Andachten zum Gedenken an die Maueropfer finden täglich in der Kapelle der Versöhnung statt. Sie haben eine eigene Liturgie, der am 13. August zum 60. Jahrestag des Mauerbaus auch Bischof Christian Stäblein und Erzbischof Heiner Koch folgen werden. Im Altar der Kapelle liegt das Totenbuch mit den Biografien der Menschen, die an der Berliner Mauer zu Tode gekommen sind. Weitere Informationen unter www.gemeinde-versoehnung.de.

„Geteilte Stadt unter einem Himmel“: Die Kirchengemeinden aus den Kirchenkreisen Zossen-Fläming und Tempelhof-Schöneberg feiern am Freitag, 13. August, 18 Uhr einen gemeinsamen ökumenischen Open-Air-Gottesdienst am Mauerdenkmal an der B 96, an der Grenze zwischen Mahlow und Berlin. An dem Gottesdienst wirken neben den evangelischen Gemeinden aus Blankenfelde-Mahlow, Rangsdorf und Lichtenrade auch katholische und freikirchliche Gemeinden mit. Die musikalische Gestaltung übernehmen rund 25 Bläserinnen und Bläser, die Predigt halten Superintendentin Katrin Rudolph aus Zossen und Superintendent Michael Raddatz aus Berlin gemeinsam. Zu Wort kommen Zeitzeug*innen, deren Familien plötzlich getrennt waren, die Freund*innen nicht mehr treffen konnten. Weitere Informationen unter www.kkzf.de.

„13. August 1961 – Bau der Berliner Mauer. Die Mauer – verschwunden. Die Grenze – überwunden?“ Die evangelischen Kirchenkreise Lichtenberg-Oberspree und Neukölln erinnern am Freitag, 13. August, 17 bis 21 Uhr mit einem Spaziergang am Heidekampgraben, dem ehemaligen Grenzstreifen und heutigen Mauerweg, an den Bau der Mauer vor 60 Jahren. Ausgangspunkt ist die Tabeakirche, Sonnenallee 311, Berlin-Neukölln. Zeitzeug*innen berichten bei diesem Spaziergang, der rund anderthalb Kilometer lang ist, vom Leben im geteilten Berlin, von ihren Erfahrungen mit dem Mauerbau. Anschließend führt der Weg weiter zur Kirche „Zum Vaterhaus“, Baumschulenstraße 82. Um 19.30 Uhr beginnt eine Lesung mit Christoph Dieckmann. Der Journalist liest aus seinem neuen Buch „Woher sind wir geboren. Deutsche Welt- und Heimreisen“. Weitere Informationen unter www.neukoelln-evangelisch.de.


Quelle: EKBO