Mikrokredite für Menschen in ärmsten Ländern trotzen der Finanzkrise

''Oikocredit''-Chef Püspök: ''Auf soziale Rendite ausgerichtetes Bankgeschäft mit den Armen der Welt ist sicherer als Banking mit den Reichen''

Wien (epd Ö) - Kleinstkredite ("Mikrokredite") für Menschen in den ärmsten Ländern der Welt trotzen der weltweiten Finanzkrise. "Das Banking mit den Armen der Welt ist sicherer als das Banking mit den Reichen", stellte "Oikocredit Austria"-Chef Peter Püspök im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag, 13. März, fest. Er präsentierte dabei die positive Jahresbilanz 2008 der Genossenschaft, die weltweit einer der größten privaten Kapitalgeber für Mikrokredite in Entwicklungsländern ist.

"Oikocredit" unterstützt mit seinen Aktivitäten derzeit rund 15 Millionen Menschen in knapp 70 Ländern in Lateinamerika, Asien, Afrika und Osteuropa. Rund 60 Prozent der Investitionen machen einzelne Darlehen in Form von Mikrokrediten aus, die über Projektpartner in aller Welt vergeben werden. Schon mit einem Kredit in Höhe von 200 Euro schaffen viele Menschen den Sprung aus der Armut. Weitere Mittel werden zum Beispiel als Projektkredite für Dorfgemeinschaften oder "Fairtrade Kooperativen" eingesetzt.

Die Kreditausfallsrate liegt laut Angaben von "Oikocredit" unter einem Prozent. "Und das, obwohl unsere Kreditnehmer nicht nur 'subprime', sondern 'subsubsubsub-prime' sind", so Püspök. Als "Subprime" werden in der Finanzwelt Schuldner mit geringer Bonität bezeichnet. Auch das erste Quartal des Jahres 2009 verlaufe bisher gut, Mikrokredite seien "Realwirt-schaft pur" und "ein Beispiel für eine solidarische Ökonomie", so Püspök: "Wir sind weit weg von allen Spekulationsblasen." Der finanzielle Wert der bei "Oikocredit" angelegten Gelder blieb - entgegen dem generellen Trend auf den Finanzmärkten - vollständig erhalten.

Ben Simmes von der Geschäftsführung von "Oikokredit International" unterstrich, dass es bei den Mikrokrediten um Armutsbekämpfung geht. Simmes - er kam zu einem Treffen der nationalen "Oikocredit"-Förderkreise nach Wien - grenzte sich auch deutlich von anderen "ethischen Investments" ab, die Anlegern meist deutlich höhere Renditen versprechen. "Oikocredit" hingegen stellt seinen Anlegern eine maximale Rendite von jährlich zwei Prozent für ihre Investition in Aussicht. "Wir sagen Ja zur finanziellen Rendite, aber die soziale Rendite ist für uns enorm wichtig", so Simmes. "Unsere Rendite besteht zu einem großen Teil aus Hilfe für die Armen der Welt, aus Hoffnung für viele Menschen und einem guten Gewissen für unsere Anleger", pflichtete "Oikocredit Austira"-Chef Püspök bei.

Eine Initiative des Weltkirchenrates
"Oikocredit" wurde vor mehr als 30 Jahren auf Initiative des Weltkirchenrates gegründet. Die Hauptgeschäftsstelle der internationalen Genossenschaft, die nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, liegt im niederländischen Amersfoort. Wie in Österreich gibt es in vielen Ländern Förderkreise, über die Genossenschaftsanteile erworben werden können. Weltweit unterstützen mehr als 30.000 Einzelanleger und 600 Institutionen wie Kirchen, Banken und "Fair Trade"-Organisationen die Arbeit von "Oikokredit" mit einer Geldanlage.

In Österreich gibt es derzeit rund 1.100 "Oikocredit"-Anleger; 80 Prozent von ihnen sind Privatpersonen. Im Durchschnitt investieren sie zwischen 5.000 und 10.000 Euro, eine Geldanlage ist aber bereits ab einer Summe von 200 Euro möglich. Das Kapitalvolumen der Ge-nossenschaft in Österreich beträgt derzeit rund 10 Millionen Euro. Weltweit beläuft sich das Mitglieder-Kapital auf etwa 360 Millionen Euro.

Die Anleger erhalten für ihre Investments eine maximale Rendite über jährlich zwei Prozent. Darüber hinaus gehende Gewinne der Genossenschaft werden nicht ausgeschüttet, sondern in zusätzliche Projekte investiert.

Informationen: www.oikocreditaustria.at

Quelle: http://www.evang.at/epd-meldung >>>

Evangelische Woche in Österreich: ''Let's make money''-Regisseur Erwin Wagenhofer im Gespräch mit Michael Bubik

Wien (epd Ö) - "Wie ein Kind" stelle er Fragen, erzählt Erwin Wagenhofer. Nach dem internationalen Erfolg seines dokumentarischen Welternährungsthrillers "We feed the world" war es bei "Let's make money" der Werbeslogan der Banken "Lassen Sie Ihr Geld arbeiten", den der gebürtige Niederösterreicher kritisch hinterfragte. Im Rahmen der Evangelischen Woche wurde der Film zur Weltkrise am Freitag, 13. März, in Wien gezeigt. Im Anschluss diskutierte der Regisseur mit dem Leiter des Evangelischen Hilfswerkes Michael Bubik, das Gespräch moderierte Waltraut Kovacic von der Evangelischen Akademie Wien.