'Mit Antisemiten haben wir nichts gemeinsam'

Antisemitismus in Gelsenkirchen: Reaktionen der Kirchenkreise


Synagoge Gelsenkirchen © Daniel Ullrich/Threedots/Wikimedia

In Gelsenkirchen fand in diesen Tagen eine nicht angemeldete antisemitische Demonstration statt. Vor Synagogen in Münster und Bonn waren zuvor israelische Flaggen angezündet worden. Evangelischer und Katholischer Kirchenkreis meldeten sich nun zu Wort mit einer gemeinsamen Erklärung.

Erklärung des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid und des Katholischen Stadtdekanats Gelsenkirchen in Reaktion auf die antisemitische Demonstration am 12. Mai 2021:

Mit Abscheu nehmen wir wahr, dass es in unserer Stadt am 12. Mai 2021 zu antisemitischen Ausschreitungen nahe der Synagoge gekommen ist.

Wir erklären:

1. Wir stehen an der Seite der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen und der jüdischen Mitbürger:innen unserer Stadt.

2. Wir stehen an ihrer Seite, weil wir Demokrat:innen sind. Und wir stehen an ihrer Seite, weil wir Christ:innen sind.

3. Die gestrigen Ausschreitungen waren nicht vom demokratischen Demonstrationsrecht und vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Sie mögen auf die aktuelle Situation im Nahen Osten abgezielt haben. Getroffen hat sie unsere Demokratie. Und sie haben Menschen in ihrer Würde verletzt.

4. Die Synagoge und mit ihr die Jüdische Gemeinde sind kein Ort, um gegen die Politik Israels zu demonstrieren. Denn eine Demonstration an diesem Ort identifiziert Jüdinnen und Juden mit dem Staat Israel und seiner Politik.

5. Die Rufe, die typisch waren für diese Ausschreitungen, lassen hören: Zwischen dem Staat Israel und unseren jüdischen Mitbürger:innen wird nicht unterschieden. Das bedeutet: Diese Ausschreitungen waren nicht anti-israelisch, sondern anti-semitisch.

6. Mit Antisemiten haben wir nichts gemeinsam. Sie sind unsere Gegner.

In Vertretung
gez. Superintendent Heiner Montanus
gez. Stadtdechant Markus Pottbäcker