'Mutige Schritte'

Hessen-Nassau: 50 Jahre Gleichstellung


© EKHN

Am 7. Dezember 1970 verabschiedete die hessen-nassauische Kirche ein gemeinsames Dienstrecht für Frauen und Männer. Die EKHN schrieb damit Rechtsgeschichte.

Erstmals wurden in der Bundesrepublik damit beamtenrechtlich Frauen und Männer gleich behandelt – nicht nur in der Kirche. Die Regelung galt für Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kirchenbeamtinnen und –beamte. Das bedeutete in der Praxis beispielsweise, dass sich Männer wie Frauen bei familiären Verpflichtungen beurlauben lassen oder eine Stelle in Teilzeit übernehmen konnten.

Anlässlich des Jubiläums gibt die EKHN unter dem Titel „Mutige Schritte“ einen 100 Seiten starken Bildband heraus, veröffentlicht einen neunminütigen Videoclip und bietet eine 14 Stationen umfassende Wanderausstellung an. Die Materialien sollen neben dem Rückblick auf die Geschichte der Gleichberechtigung auch für die Thematik heute sensibilisieren. Alle drei Präsentationsformen zeichnen auf jeweils eigene Weise den Weg von der Zulassung von Frauen zum Theologiestudium Anfang des 20. Jahrhunderts über die Verabschiedung des gleichen kirchlichen Dienstrechts 1970 bis hin zu den Auswirkungen auf die aktuelle Rolle von Frauen in der EKHN nach. Facettenreiche Einzelportraits machen dabei die Geschichte besonders greifbar. Die Materialien sind auf der neuen Internetseite www.ekhn.de/gleichstellung zu finden.

Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf erinnert anlässlich des Jahrestags an den Mut der Frauen, die Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Theologiestudium begannen ohne zu wissen, ob sie einen Abschluss machen oder einen entsprechenden Beruf ergreifen können“. Viele seien von den Kirchenleitungen abgewiesen worden. Scherf: „Wir wissen, dass diese Ungerechtigkeiten nicht wieder gut zu machen sind. Als heutige Kirchenleitung bedauern wir, dass so viele Frauen an der Ausübung des Amtes gehindert wurden, dass sie verletzt und gekränkt wurden.“ Gleichzeitig sei sie „stolz auf das Erreichte“. Durch die weitreichende Entscheidung habe sich die EKHN als Kirche gezeigt, „die gesellschaftlichen Wandel nicht nur mit vollzieht, sondern aktiv gestaltet, ohne dabei ihren Auftrag aus den Augen zu verlieren.“ Scherf: „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass in Leitungspositionen auf allen Ebenen ein gleichgestelltes Miteinander gelebt wird.“


Quelle: EKHN