Opfer
Was ist das?
In der religiösen Praxis spielt das Opfern zwar keine Rolle mehr, als Vorstellung ist es aber durchaus noch vorhanden. Jesus als Opferlamm kommt in vielen Passionsliedern vor und auch in manchen Predigten. Den Tod Jesu am Kreuz als Opfer zu bezeichnen, ist immer noch üblich. Allerdings funktioniert das Bild vermutlich in den Köpfen vieler Zuhörenden nicht mehr so richtig. Denn dazu gehört ja auch die Vorstellung eines Gottes, der ein Opfer will. Und das kommt uns seltsam vor.
Dass unsere Sünden vergolten werden müssen und Jesus das symbolische Opfer dafür sei, soll uns demütig machen. Doch es fällt uns instinktiv schwer, einen grausamen Tod dankbar anzunehmen. Auch das Argument, dieses sei das letzte Opfer gewesen, zieht nicht wirklich. Noch nie wurde eine Sache dadurch beendet, dass man sie noch einmal macht.
Vielmehr hat der Tod Jesu genau mit diesem Aufrechnen von Sünde und Vergeltung aufgeräumt und die bedingungslose Gnade Gottes sichtbar gemacht. Diese Diskussion findet sich schon im Alten Testament und ist bis heute nicht abgeschlossen. Immer wieder fallen wir Menschen in dieses Schema zurück. Es bleibt also eine Herausforderung, unser Verhältnis zu Gott und seines zu uns ohne Opfer zu denken.
Georg Rieger, Nürnberg