Pull-Effekt
Perspektivwechsel
Immer wieder wird in diesen Tagen darüber diskutiert, ob gute Taten weitere Bedürftige anlocken. Auch wenn dieser Effekt in der aktuellen Lage unterschiedlich bewertet wird und oft nur als Ausrede dient – so ganz zu bestreiten ist wohl nicht: Wenn sich herumspricht, wo geholfen wird, dann kommen Menschen, die Hilfe brauchen.
Viele, die in helfenden Berufen arbeiten, können das bestätigen. Und sogar Kirchengemeinden kennen das Phänomen, wenn sie in Not geratenen Menschen mit Geldbeträgen an der Kirchentüre helfen. Weil dem so ist, werden Stellen eingerichtet, die die Hilfe übernehmen und zu denen hin verwiesen werden kann.
Menschen zur Abschreckung von Nachahmern in überfüllten Lagern unter unmenschlichen Bedingungen zu halten, ist dagegen nicht zu rechtfertigen. Der Pull-Effekt ist keine Entschuldigung für das Unterlassen von Hilfe. Wo Menschen nachziehen, gibt es offensichtlich Gründe für deren Flucht.
Georg Rieger, Nürnberg