Tiere in der Bibel IV: Die Heuschrecke

Mit Tieren Gott preisen, von Tieren lernen - Eine sommerliche Kolumne in sieben Folgen. Von Barbara Schenck

Foto: Thomas Brown / CC BY 2.0

Die Heuschrecke hat keinen guten Ruf. Sie taucht in großer Zahl auf und frisst das Land kahl. Das Tier der achten Plage hat diese Funktion bis heute als Beinamen behalten: die Heuschrecken-Plage. Dazu gesellt sich noch die Variante des Heuschreckenschwarms, der ein beliebtes Bild bietet für des ärgsten Feindes Heer.

Lediglich in den Sprüchen findet sich ein wenig Achtung vor den kleinen Tieren - im Lobpreis der Schwarmintelligenz:
Die Heuschrecken haben keinen König,
und doch ziehen sie alle geordnet aus.
(Sprüche 30,27)

Im Neuen Testament stehen Heuschrecken am Anfang des Evangeliums: Sie sind Nahrung für Johannes den Täufer, den Asketen, der ein Gewand trug aus Kamelhaaren und sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte. Mit ein wenig verschämten Ekel auf die Essgewohnten oder bestenfalls zurückhaltendem Respekt vor dem bescheidenen lebenslänglich Fasten des Johannes wird die Heuschrecke heute im Kindergottesdienst erwähnt. Heuschrecken waren zu biblischen Zeiten jedoch keinesfalls verachtete Kost der Bescheidenen oder sich selbst Kasteienden, im Gegenteil: geröstet galten sie als Delikatesse.
Ein assyrisches Relief erzählt davon. An lange Stecken gespießt werden Heuschrecken nebst Wildhühnern und Hasen dem König als Jagdbeute präsentiert.
Die auffällig starken gewinkelten Sprungbeine der Heuschrecken wurden zum Kriterium, für sie eine Kategorie der nicht unreinen Insekten anzulegen. Eine priesterliche Liste nennt vier genießbare Sorten Heuschrecken (Leviticus 11,21).

Die Heuschreckenspieße aus dem 7. Jahrhundert vor Christi Geburt weisen in unsere Zukunft. Insekten gelten als Eiweißlieferant Nummer eins einer nachhaltigen Ernährung – in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas hat man das längst erkannt.
„Heuschrecken zum Frühstück“ demnächst auch auf unseren Speisekarten?!

bs, Juli 2016

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