Weihe
Was ist das?
Der Begriff ist interessanterweise in den profanen – also nicht-religiösen – Sprachgebrauch übernommen worden. Gebäude und Brücken und vieles anderes mehr, das zur öffentlichen Nutzung freigegeben werden soll, werden eingeweiht. So wird es genannt, auch wenn kein Priester dabei ist und nur ein Verkehrsminister ein Band durchschneidet.
Ein Teil der Bedeutung wird damit auch erfüllt. Mit der Weihe verändert sich der Status. Aus einer Baustelle wird eine Umgehungsstraße, aus den Bauteilen eines Windrads eine Energiequelle. Allerdings ist der eigentliche Sinn einer Weihe, Dingen oder Personen eine besondere und religiöse Aufgabe zuzuschreiben. Eine katholische Kirche ist zum Beispiel bis zu ihrer Weihe ein profanes Gebäude und kann es später auch wieder werden, wenn sie entweiht wird.
Die Weihe von Personen in bestimmte Ämter hinein soll aus ihnen besondere Menschen machen, die sich an Regeln halten und Vorbilder sind. Mehr noch: Sie repräsentieren ein Stück weit das Göttliche, in dessen Namen die Weihehandlung vollzogen wird. Dieser hohe Anspruch ist freilich dann ein Problem, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden können. Es ist auch fraglich, ob die Ordination in ein Amt wirklich die Motivation für die damit verbundene Aufgabe zu beeinflussen vermag oder ob dafür nicht andere Faktoren wesentlich wichtiger sind.
Georg Rieger, Nürnberg