Wie grün sind Akkus?

Mittwochskolumne von Paul Oppenheim


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Es gab eine Zeit da waren Handys und Laptops bei umweltbewussten Menschen verpönt. Heute spricht darüber niemand mehr und je grüner desto lauter wird nach Elektroautos gerufen, die mit ähnlichen –nur viel größeren - Batterien angetrieben werden wie die einst so verpönten Handys und Laptops.

Batterien, die jetzt im großen Stil auch in Deutschland gebaut werden sollen, benötigen u.a. die Rohstoffe Lithium und Kobalt. Die Länder, aus denen Lithium kommt, sind abgesehen von Australien und China vor allem südamerikanische Staaten wie Chile oder Bolivien. Der weltweit größte Kobaltlieferant ist die politisch unstabile Demokratische Republik Kongo (Kinshasa). Schon die Abhängigkeit von diesen Rohstofflieferanten birgt viele Gefahren in sich, aber die schwierige Entsorgung dieser Rohstoffe, ist noch unsicherer. Wieviel Treibhausgase durch die E-Mobilität letztlich eingespart werden, hängt davon ab, woher der Strom kommt, mit denen die Batterien aufgeladen werden. Elektroautos, deren Batterien mit Strom aus Kohle- oder Ölkraftwerken gespeist werden, sind für das Klima kein bisschen besser als PKWs, die Benzin oder Diesel verbrennen.

Was hat eigentlich Priorität? Saubere Luft, Abschaffung von Atomkraftwerken oder die Verhinderung einer Klimakatastrophe? Hat die Einsparung von Treibhausgasen, vor allem von Kohlendioxid, die oberste Priorität, wie die Jugendlichen von „Fridays for Future“ fordern? Stimmt es, dass wir vor einer von Menschen verursachten Klimakatastrophe stehen, dass "unser Haus brennt", wie Greta Thunberg in Davos verkündete? Dann gilt ohne Wenn und Aber: „Wir müssen den Ausstoß von CO2 stoppen“.

Die E-Mobilität ist keine Antwort auf das Klimaproblem, solange nicht klar ist, dass Akkus mit klimafreundlichem Strom gefüllt werden. Konsequenterweise sieht Greta Thunberg in der Atomkraft eine ungeliebte aber denkbare Alternative zur klimaschädlichen Verbrennung von Kohle oder Öl. Diese Alternative hat Deutschland für sich ausgeschlossen und setzt auf Sonnen-, Wasser- und Windkraft. Mit der sofortigen Schließung aller Kohle- und Ölkraftwerke könnte Deutschland seinen Anteil von ca. 2,5% am weltweiten Treibhausgasausstoß geringfügig reduzieren, aber letztlich muss man sich eingestehen, dass nationale, selbst europäische Nischenlösungen im Kampf gegen den globalen Klimawandel wenig bewirken.

Darin ist das Verdienst von „Fridays for Future“ zu sehen, dass es eine international vernetzte Protestbewegung ist. Wenn es ihr nämlich gelingt, die Jugend in den Ländern zu mobilisieren, die den Großteil der Treibhausgase ausstoßen, also die USA, China, Russland und Indien, wenn sie es schafft, Regierungen der ganzen Welt an ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen zu erinnern, nur dann gibt es noch eine Chance zu retten, was noch zu retten ist.


Paul Oppenheim