'Wir müssen andere Wege finden als die Sonntagsöffnung der Läden'

EKiBa: Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt setzt sich für den Erhalt der Sonntagsruhe ein


Sonntagsruhe: Leere Straßen in der Innenstadt (Symbolbild) © Pixabay

Aus Sicht des Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) Baden ist das Aussetzen der Sonntagsruhe „der falsche Weg, als Gesellschaft aus der Corona-Krise zu kommen“. In einer Stellungnahme reagiert er auf die Forderung des Handelsverband Deutschland (HDE), die Sonntagsruhe im Handel für den Rest des Jahres auszusetzen.

„Der KDA-Baden hat großes Verständnis für die Probleme, die in und aus der ‚Corona-Krise‘ entstanden und zu bewältigen sind, sowohl für die einzelnen Bürger*innen und deren Nöte und Bedürfnisse, wieder ‚rauszukommen‘, die Innenstädte und deren Geschäfte zu besuchen, als auch für die Akteure in den Innenstädten und im Handel nach den Umsatzeinbußen und Existenzgefährdungen wieder ‚ins Geschäft‘ einsteigen zu können“, erklärt Pfarrer Jochen Kunath, Leiter des KDA-Baden. Er betont: „Dazu dienen aber verkaufsoffene Sonntag nicht. Es lässt sich sogar stark vermuten, dass das kontraproduktiv sein wird.“

Er befürchtet, dass verkaufsoffene Sonntage weder für die Geschäfte das bringe, was sie erhofften, noch für die Menschen, die verstärkt zum Konsum angeregt würden. „Ganz abgesehen davon, was das dann für jene bedeutet, die am Sonntag arbeiten müssen, und das obwohl sie letztlich davon keinen Benefit haben werden.“

Deshalb sei die Initiative, die der Handelsverband anstoße, der falsche Weg, auch wenn die Ziele zu teilen seien. „Der Sonntag ist zu schützen und er wird vom Grundgesetz geschützt. Sonntagsöffnungen sind die absolute Ausnahme – und das um der Menschen und der Gesellschaft willen. Eine beliebige Ausweitung der Sonntagsöffnungen läuft unserem gesellschaftlichen Grundkonsens und auch der Gesetzgebung zuwider“, erklärt Kunath. „Wir müssen andere Wege finden als Sonntagsöffnung der Läden, um die Innenstädte wieder attraktiv zu machen, den Handel wieder anzukurbeln und auch wieder Menschen das Gefühl zu geben, Normalität zurückzugewinnen.“

Ganz entschieden trete der KDA-Baden der Position und dem Menschenbild, das in der Forderung des Handelsverbandes zu Tage trete, entgegen: „Der Mensch ist nicht zum Konsumieren da, auch nicht, um in der Stadt und beim Einkaufen ein Event zu erleben. Beides sind sinnvolle Tätigkeiten, aber sie dürfen nicht zur Primärbeschreibung des Menschen werden, sondern dem muss etwas dazu und manchmal auch entgegentreten“, so Kunath.

„Menschen brauchen gerade nach der und in der Krise Zeiträume, Kraftquellen, tiefe Gemeinschaft und für uns auch den Kontakt zu Gott. In einem sinnvoll gestalteten Sonntag, der unter dem Vorzeichen gemeinschaftlich gesuchter Ruhe und Besinnung steht, ist dies viel eher zu finden. Wir als Gesellschaft müssen diesen geschenkten Freiraum unbedingt offenhalten.“

Der KDA-Baden ist Teil der kirchlich-gewerkschaftlichen Allianz für den freien Sonntag, die bereits viele Verstöße gegen die Sonntagsruhe verhindern konnte.


Quelle: EKiBa