'Wir sind dazu berufen, füreinander Hirtin und Hirte zu sein'

EKiR: Präses Latzel betont zum Auftakt der Landessynode Wert von Seelsorge


© Dominik Asbach

Mit einem aus der Düsseldorfer Johanneskirche gestreamten Gottesdienst ist die 75. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland heute Mittag eröffnet worden. Präses Dr. Thorsten Latzel hob in seiner Predigt die Kraft der Seelsorge hervor.

„Seelsorge ist die Kernaufgabe von uns als Kirche – in allem, was wir tun“, betont Präses Dr. Thorsten Latzel in seiner Predigt mit Blick auf die Geschichte vom verlorenen Schaf (Lukas 15). Diese beschreibe so etwas wie „das Urgeschehen“ der Seelsorge. Nicht zuletzt heiße Seelsorge in der Theologiesprache „Poimenik“, griechisch für „Hirtenkunde“. „Es geht um ein vielschichtiges Verlieren, Suchen und Finden – von Gott, der Seele, den anderen.“ Die Seele verliere sich in der Wüste des Alltags immer wieder auf der Suche nach Ruhe, Trost, Kraft und Sinn. „Auf der anderen Seite steht Gott, der die Seele sucht. Das führt uns zu uns als Kirche“, so Latzel. „Denn als Kirche sind wir ein Hirtenvolk.“ Die jeweiligen Rollen würden dabei wechseln. „Mal bin ich Hirtin, mal Schaf, mal Herde. Mal suche ich, mal werde ich gefunden. Mal bin ich verloren, mal kümmere ich mich um andere.“ Das Wichtige dabei sei, dass niemand zurückgelassen werde. „So haben wir es von Gott gelernt.“

Präses Latzel richtet in seiner Predigt seinen Blick zudem auf eine weitere wichtige Aufgabe von Christinnen und Christen: den Schutz der Umwelt. „Als Seelsorgende sind wir zugleich Schöpfungssorgende.“ So seien wir selbst Teil der Schöpfung. Unsere Sorge um Nahrung und Nachwuchs, unsere Angst vor dem Tod und die Frage nach unserer Rolle in der „Herde“ verbinde uns mit der Tierwelt. Deshalb müssten wir mit Pflanzen und Tieren verantwortungsvoll umgehen. „Mehr als 100 Tier- und Pflanzenarten sterben jeden Tag aus; als Kollateralschäden unserer Lebensweise. Wir haben vielfach den Kontakt zu unseren Mitgeschöpfen und damit auch zu uns selbst verloren“, predigt Latzel. Umso wichtiger sei es, füreinander Hirtinnen und Hirten, Schafe und Herde zu sein. „Für meine Nachbarin, die sich in der Pandemie immer weiter zurückgezogen hat und manchmal seltsame Thesen vertritt. Für meinen erschöpften Kollegen. Für die Menschen, die einsam oder obdachlos sind oder durch Flucht als Fremde zu uns kamen. Dazu sind wir berufen.“

Seelsorge steht als Thema im Mittelpunkt der 75. ordentlichen Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche tagt vom 16. bis 20. Januar 2022 – zum zweiten Mal coronabedingt digital. Dr. Thorsten Latzel, der vor einem Jahr zum Präses gewählt worden ist, gibt zum ersten Mal seinen „Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse“. Alle öffentlichen Teile der Synode werden auf www.ekir.de/landessynode live übertragen.


Quelle: EKiR