Wo fängt Rassismus an?
Perspektivwechsel
Wenn die deutsche Polizei untersuchen ließe, ob bei Kontrollen überdurchschnittlich oft dunkelhäutige Menschen angesprochen werden, dann würde sich das wahrscheinlich bestätigen. Und dann würden vielleicht Strategien entwickelt, wie das geändert werden kann. Mit Recht weist der Innenminister darauf hin, dass eine Ungleichbehandlung in Deutschland verboten sei. Das gilt nicht nur für die Polizei, sondern dank des Grundgesetzes für alle Lebensbereiche. Doch Rassismus lässt sich nicht einfach verbieten. Es steckt tief in uns drin, dass wir uns gerne überlegen fühlen – nicht nur im rassistischen Sinn. Wenn wir ehrlich sind, haben wir alle Probleme mit Menschen, die uns fremd sind. Und die Hautfarbe ist nur das primitivste Mittel der Unterscheidung, auf das wir leicht hereinfallen. Wo Rassismus offen propagiert wird, ist Widerspruch und Widerstand angezeigt. Was den alltäglichen, unterschwelligen und oftmals unbewussten Rassismus angeht, sollten wir uns dagegen gegenseitig aufmerksam machen, gemeinsam nach Lösungen suchen und nicht mit dem Finger aufeinander zeigen. Rassistische Reflexe zu überwinden und alle Menschen gleich zu achten, ist eine hohe zivilisatorische Errungenschaft, die freilich ein immerwährendes Thema bleiben wird.
Georg Rieger, Nürnberg