Von der Münsterbrücke aus kann ich die wichtigsten Stationen der Reformation zu Fuß erkunden: Das Fraumünster, die Kirche der ehemaligen Abtei, deren Äbtissin Katharina von Zimmern die friedliche Umsetzung der Reformation sicherte, als sie das Kloster 1524 der Stadt Zürich überschrieb.
Im Großmünster begann Ulrich Zwingli 1519 als Leutpriester, das Matthäusevangelium auszulegen. Er läutete damit die Reformation in der Schweiz ein. Das ZwingliPortal aus Bronze zeigt, welche Ereignisse die Grundsteine für fundamentale Veränderungen in Kirche und Gesellschaft legten, darunter die Aufhebung des Zölibats, die Abschaffung der Messe und die Einführung des schlichten Abendmahls mit Kelch für alle, die Übersetzung der Bibel im Teamwork, Armenspeisung und Sozialbehörde als Ersatz für Bettelei und Almosen.
Das Rathaus erinnert daran, dass die Reformation in Zürich eine partizipative, fast demokratische Bewegung eines an Selbstbewusstsein gewinnenden Bürgertums war. Zwingli überzeugte in Disputationen und Beratungen. Der Zürcher Rat entschied.
Eine Tafel auf der anderen Seite des Flusses erinnert an die sechs Täufer, die vom Rat zum Tode verurteilt und in der Limmat ertränkt wurden. Die Verfolgung der Täufer gehört zu den Schattenseiten der Reformation. Die Tafel, die regelmäßig von Mennoniten aus anderen Ländern besucht wird, erinnert an die Versöhnung, die 2004 stattfand.
Zürich ist nicht nur für 85.000 Reformierte, sondern für 800.000 Christinnen und Christen weltweit die geistliche Wiege.