Der reformierte Blick auf die Bilder

Gedanken zu einer theologischen Ästhetik

Rembrandt - Maler in seinem Atelier © Wikicommons

Von Ulrich Zwingli, Johannes Calvin und Karl Barth geschult wirft Andreas Mertin einen reformierten Blick auf die Kunst von ihrem Anfang in steinzeitlichen Höhlen bis zur Gegenwart. Der Medienpädagoge und Ausstellungskurator nimmt das Bilderverbot als Kultbilderverbot ernst. Das zweite Gebot sei jedoch kein Kunstverbot.

Im Jahr 2015 begeht die Evangelische Kirche im Rahmen der Reformationsdekade das Themenjahr „Bild und Bibel“. Das ist auch für eine reformierte Theologie in der Gegenwart eine Herausforderung. Eine nicht-negative, sondern positive Theologie des Bildes im Sinne der Förderung der profanen Gestaltwerdung gibt es bisher nur in Ansätzen. Entweder gibt es Apologien des Bilderverbots (so als müssten Reformierte immer gegen Bilder sein) oder aber Theorien, warum Reformierte dennoch (religiöse) Bilder haben können. Dabei ist die reformierte Theologie die einzige unter den christlichen Theologien, die mit der Entwicklung der (künstlerischen) Moderne konform geht. Das soll im Folgenden in zehn Einblicken aufgezeigt werden, welche eine Kunstgeschichte in reformierter Perspektive skizzieren. - Andreas Mertin

Inhalt

01 - Am Anfang

02 – Du sollst Dir kein Kultbild machen

03 – Christus, die Befreiung der Künste zur Profanität

04 – Eine reformierte Kunsttheorie avant la lettre

05 – Bildersturm – Kein dunkles Kapitel

06 – Zwingli und Calvin und die Folgen für die Kunst

07 – Reformierte Ästhetik als neues Kulturparadigma

08 – The White Cube: Glaube gewinnt Raum

09 – Holzwege: die Gefahr der Erstarrung

10 – GeistesGegenwart: Zeitgenössische Kunst

Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil X

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil IX

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil VIII

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil VII

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil VI

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil V

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil IV

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil III

Von Andreas Mertin
Der reformierte Blick auf die Bilder. Gedanken zu einer theologischen Ästhetik. Teil II

Von Andreas Mertin
Theologische Ästhetik von Andreas Mertin. Teil I

Der reformierte Blick auf die Bilder setzt 40.000 Jahre vor unserer Zeit ein. Er blickt in eine Höhle irgendwo im Norden Spaniens oder im Süden Frankreichs – wo genau, da streiten die Experten noch. Der Mensch der damaligen Zeit ist noch sehr stark der Natur ausgeliefert, aber er hat schon einiges gelernt. Er verfügt über die Fähigkeit, Feuer zu kontrollieren, Werkzeuge anzufertigen und natürlich zu gebrauchen, er kann sprechen – auch wenn es bis zur Vervollkommnung der Sprache noch 20.000 Jahre dauern wird. Der Mensch dieser Zeit verfügt bereits über einen rudimentären Totenkult – zwar werden nicht alle Angehörigen seiner Gruppe beerdigt, aber doch einige Ausgewählte. Und er verfügt über die Fähigkeit, sein Leben zu verschönern, er schmückt die Werkzeuge, mit denen er arbeitet und die Wohnwelt, in der er lebt.