Hunderte besuchten Programm zu Klimaschutz, Flüchtlingspolitik und Friedensethik

Reformierter Bund beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023

Feierabendmahl in Sankt Martha © Reformierter Bund

Zu Gast waren unter anderem der Bundestagsabgeordnete Julian Pahlke (Grüne), Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode, und Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt.

Das Programm des Reformierten Bundes zum Kirchentag 2023 zog zahlreiche Interessierte nach Sankt Martha in Nürnberg. Zu einigen Veranstaltungen kamen mehr als 250 Besucher*innen, Helfer*innen mussten Interessierte an der Eingangstür vertrösten, vor dem Gebäude bildeten sich Schlangen. Bernd Becker, Moderator des Reformierten Bundes, blickt zurück auf ein „unterhaltsames Programm, aber auch politisch und kontrovers“. In seiner Predigt zum Feierabendmahl erinnerte er mit Blick auf den Ukrainekrieg an die ÖRK-Vollversammlung in Amsterdam 1948 und das gemeinsame Bekenntnis: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ Er betonte außerdem die Möglichkeit der „Gotteserkenntnis besonders nach Krisenerfahrung“: „Oft hat uns Gott gerade in Brüchen des Lebens etwas zu sagen.“

Zu den Programmschwerpunkten zählten 2023 die Themen Klimawandel, Flüchtlingspolitik und Ukrainekrieg. Im Politischen Nachtgebet am Samstag (9.6.) betonte Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode, die Vorbildfunktion der Kirche. Bislang sei zwar gesellschaftlicher Konsens, dass wir den Klimaschutz brauchen. Es sei nun aber wichtig, den „gemeinsamen Umzug von fossiler zu erneuerbarer Energie“ gemeinsam in die Tat umzusetzen: „Ich glaube an die Zukunft dieser Schöpfung“, so Heinrich. Ein eigener Workshop zum Thema „Klima(un)gerechtigkeit“ zeigte außerdem den Weg von Abgasen und Treibhauseffekt bis hin zu Wetterextremen und Ernteausfällen.

Die Flüchtlingspolitik wurde anlässlich des jüngst verschärften EU-Asylrechts zu einem Debattenthema: Am Tag des politischen Gebets sprach der Bundestagsabgeordnete Julian Pahlke (Grüne) dazu mit Susanne Bei der Wieden, Kirchenpräsidentin der Evangelisch-Reformierten Kirche. Pahlke äußerte sich kritisch zur Reform: „Wir müssen uns fragen. In welchem Zustand wir die Grundrechte und unsere Menschlichkeit hinterlassen.“

Unter dem Titel „Zeitenwende in der Friedensethik“ diskutierten die Friedensforscher Dr. Christine Schliesser, Tobias Zeeb, Prof. Christo Thesnaar und Micael Grenholm zu friedenstheologischen Herausforderungen seit dem russischen Angriffskrieg. Der Anspruch, einerseits als Kirche die Friedensbotschaft zu vermitteln, andererseits aber auch den Nächsten Unterstützung zu zeigen, sei ein „Dilemma“: „Niemand kommt aus diesem Krieg mit weißer Weste heraus.“ Thesnaar (Südafrika) betonte mit Blick auf das Ende der Apartheid die Verantwortlichkeit religiöser Gemeinschaften für den Frieden.

Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023 bot der Reformierte Bund gemeinsam  in St. Martha in Nürnberg unter dem Motto „Martha trifft...“ in Zusammenarbeit mit der Lippischen Landeskirche, der Evangelisch-reformierten Kirche, der Bremischen Evangelischen Kirche, dem Synodalverband XI der Ev.-ref. Kirche und der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg sowie der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Martha ein abwechslungsreiches Programm aus Workshops, Gottesdiensten, Gebeten und Konzerten. Zu den Mitwirkenden zählten unter anderem der italienische Chor Coretto Valdese di Torre Pellice und die dänische Sängerin Janne Mark.

Die Kirche Sankt Martha in der Königsstraße Nürnberg wird seit 1800 von der reformierten Gemeinde genutzt. 2014 wurde sie bei einem Brand in weiten Teilen zerstört, nach dem Wiederaufbau 2018 wieder eröffnet.


RB