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Gebet zum Sonntag Judika
von Sylvia Bukowski
Barmherziger Gott,
Richter der Welt:
Du bist unbestechlich in deinem Maßstab,
doch voller Erbarmen
in deinem Urteil.
Du verdammst das Böse,
aber eröffnest den Schuldigen neues Leben.
Wir bitten dich:
Vergib uns,
dass wir so leicht Kompromisse schließen;
dass wir aus Sorge um unseren Vorteil
das Unrecht oft nicht klar benennen,
dass wir nicht handeln
wie du es uns lehrst.
Wir schieben unsere Schuld am liebsten auf andere,
reden uns heraus mit Sachzwängen,
die wir alternativlos nennen.
Wir nutzen unsere Möglichkeiten zu wenig,
um etwas zu ändern
an unserem Leben
und an den Verhältnissen unserer Welt.
Gott, dir können wir nichts vormachen.
Du siehst auch das Versagen,
für das wir selbst blind sind.
Gott, sende dein Licht und deine Wahrheit,
dass sie uns leiten
zu neuer Klarheit
und zu mutiger Konsequenz.
Erinnerung an den Märtyrer Rabbi Nahum Janchiker am Sonntag Judika
Märtyrergeschichte
Rabbi Nahum Janchiker – die letzte Mahnpredigt in der Musar-Jeschive in Slabodka, Kovno, wenige Augenblicke vor der deutschen Invasion:
„Mit dem vollen Gewicht meiner Autorität als Rabbiner befehle ich euch, mich hier zu verlassen. Ihr müsst fliehen und euch retten. Gebt acht auf eure Körper und Seelen. Bringt euer Leben nicht unnötig in Gefahr.... Ich bitte euch und beschwöre euch, dass ihr stets all jener aus unserem Volk gedenkt, die der Hand der Mörder zum Opfer fielen. Es ist nicht Sache von Menschen, darüber zu urteilen, wer von ihnen heilig ist und wer nicht.... Werdet nicht verbittert... Lasst eure Worte strömen und druckt sie als Buchstaben ab. Das ist die größte Vergeltung, die ihr an diesen bösen Menschen üben könnt. Trotz des wütenden Zorns unserer Feinde werden die heiligen Seelen unserer Brüder und Schwestern dann lebendig bleiben. Die Bösen planten, ihre Namen von der Erdoberfläche zu vertilgen, aber Menschen können Buchstaben nicht vernichten. Denn Worte haben Flügel. Sie erheben sich zur himmlischen Höhe und bleiben bis in Ewigkeit.“
Aus: Jonathan Magonet, Hg: Das jüdische Gebetbuch II, Gebete für die Hohen Feiertage, S. 522.
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Sylvia Bukowski, Pfarrerin, Wuppertal
Wir sind verzweifelt, dass wir so vieles nicht ändern können, nicht einmal uns selbst und ohnmächtige Wut verzehrt auch manchmal unser Vertrauen zu dir.
''Gnädiger und gerechter Gott, ... Deine Liebe ist stärker als das Böse in uns''.