Weihnachtspredigt zu Lukas 2,14
von Martin Filitz, Domprediger zu Halle
Predigttext: Lukas 2,14
Predigtlied: Lobt Gott, ihr Christen
Schriftlesung: Lukas 2,1-20
Mit einem Mal waren bei dem Engel große Scharen des himmlischen Heeres; sie priesen Gott und riefen:
»Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe,
und Frieden auf der Erde
für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht.«
Liebe Gemeinde,
wer wissen will, was Weihnachten bedeutet, der braucht nur den Engeln zuzuhören. Sie sagen, was kein Mensch sich selber sagen kann. Und sie singen, damit alle Menschen mit in ihren Gesang einstimmen. Gott die Ehre und Friede den Menschen. Das ist Weihnachten. Das ist alles, was es heute zu singen und zu sagen gibt.
Ohne die Engel hätte niemand begriffen, was vor sich gegangen ist. Man sieht dem Kind in der Krippe nicht an, dass es die Wende bringen wird: die Wende Gottes zu allen Menschen. Es ist ein Kind wie alle Kinder. Es ist arm, wie die meisten von uns niemals die Armut kennengelernt haben. Seine Umgebung ist der Stall. Es ist ein Kind mit Stallgeruch. Fraglich, ob die anderen Kinder mit ihm spielen wollen, fraglich, ob es eine Chance haben wird im Kampf und die besten Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Nach unseren Maßstäben hätte ein Kind, das aus dem Stall kommt, keine Chance.
Es mussten die Engel kommen und sagen, wer dieses Kind ist. Dass dieses Kind Gott selbst ist, der Mensch, wie er nah Gottes Willen sein soll. Er ist Gott bei den Menschen in Tiefen und in Höhen, im Leben und im Sterben. Ehre sei Gott in der Höhe, der ganz in die Tiefe herabgestiegen ist. Und er wird bei ihnen bleiben, bis sie ihn ans Kreuz hängen und zu Tode foltern. Gott kann sich klein machen. Und er tut es.
Und wenn Gott zur Welt kommt, dann hat das Folgen. „Friede auf Erden!“ – das was Menschen von Anbeginn an ersehnt haben. Niemand richtet mehr die Waffe gegen einen anderen. Kein Krieg: weder um religiöser Ideen willen, noch um die Macht zu erhalten, noch um Rohstoffe zu sichern. Keine Geschäfte mit dem Krieg. Keine Waffenexporte. Dabei wird auch in dieser Heiligen Nacht wieder geschossen, bombardiert, vertrieben, geschändet. Auch in dieser Heiligen Nacht werden Kinder unter menschenunwürdigen Umständen geboren. Dennoch: Die Engel singen vom Frieden. Und sie meinen Ernst, was sie singen. Denn alle, die ihren Gesang hören, die werden mit in diesen Frieden hineingenommen. Die können darauf verzichten, sich um jeden Preis durchzusetzen und auf jeden Fall Recht zu behalten. Wenn das Kind aus der Krippe erwachsen geworden ist, dann wird er auch den Frieden weitersagen. Der Weihnachtsfriede beginnt mit dem Gesang der Engel. Und ihm folgt die Abrüstung zwischen Eheleuten, die schon lange nicht mehr miteinander gesprochen haben, zwischen verfeindeten Nachbarn.
Gott hat seinen Frieden gemacht, als er selber im Stall zur Welt kam. Es ist an uns, im Lichte seines Friedens zu leben. Es ist an uns, den ersten Schritt zu machen. Dann werden auch andere ihre Schritte wagen, die aufeinander zu führen.
Der Engelsgesang ist mit den Engeln selbst in den Himmel gefahren, aber der Nachklang, das Echo ist geblieben. Und es will in unserem Leben erhall finden. Amen
Gottesdienst am Samstag, dem 24. Dezember 2011 um 17.00 Uhr im Ev.-ref. Dom zu Halle (Saale) Christvesper am Heiligabend
Domprediger Martin Filitz, Halle, Dezember 2011
"Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit ."