Traurig aber wahr

Mittwochskolumne von Paul Oppenheim


DITIB-Moschee in Köln © Wikimedia

Die Einweihung der DITIB-Zentralmoschee in Köln war ein Flop. Das ist traurig aber wahr. Ob man daraus die richtigen Lehren ziehen wird, ist fraglich. Auch das ist traurig.

Der Flop war diesem anspruchsvollen Projekt gewissermaßen in die Wiege gelegt, weil in Köln ein Vorzeigeobjekt interreligiöser Toleranz geschaffen werden sollte, aber von vornherein klar war, dass dafür die DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) der falsche Partner war.

Die DITIB ist eine türkische Organisation, die mit der staatlichen Religionsbehörde der Türkei eng verbunden ist. Insofern steht nicht der Islam als solcher, sondern der Islam als Bestandteil türkischer Kultur im Mittelpunkt der Aktivitäten dieser Organisation. Die DITIB-Gemeinden in Deutschland haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Ausland, die mit der EKD verbunden sind und sich der deutschen Sprache und Kultur verpflichtet fühlen. Daran ist auch nichts verkehrt, solange die Politik sich aus dem religiösen Leben der jeweiligen Gemeinde heraushält.

Während der Nazizeit hatte die NSDAP versucht, auf die Auslandsdeutschen auch über die evangelischen Auslandsgemeinden Einfluss zu nehmen und bediente sich des Kirchlichen Außenamts als Instrument der Gleichschaltung. Manche Auslandspfarrer, wie Dietrich Bonhoeffer in London, leisteten Widerstand. Manche wie Pastor Martin Kriebel in Istanbul verhielten sich einigermaßen neutral, andere aber waren regimetreu und schlossen z.B. „nicht-arische“ Christen aus ihrer Gemeinde aus.

Seit sechs Jahren verzögerte sich die Einweihung der Moschee in Köln und bis zuletzt zierten sich deutsche Politikerinnen und Politiker, daran teilzunehmen, weil man sich mit der politischen –und religiösen (!)- Entwicklung der Türkei schwertat. Zuletzt wollte sich auch die Kölner Oberbürgermeisterin nicht mit dem türkischen Präsidenten Erdogan zusammen fotografieren lassen und so wurde am 29. September 2018 anstelle eines Symbols der Zugehörigkeit der Muslime zur deutschen Gesellschaft ein prestigevolles Wahrzeichen türkischer Identität mitten in Köln eingeweiht.

Diejenigen Muslime, die keine türkischen Wurzeln haben, stehen mit leeren Händen da, denn die DITIB-Zentralmoschee ist nicht ihr „Gotteshaus“. Diejenigen, die zwar türkischstämmig sind aber mit Religion nichts am Hut haben, freuen sich auch nicht über den Prunkbau, und jene unter den Türkischsprachigen, die zwar praktizierende Muslime sind, aber mit Erdogan nichts zu tun haben wollen, wenden sich auch von der DITIB ab.

Die Einweihung der DITIB-Zentralmoschee in Köln macht deutlich, dass die deutsche Politik in ihrer Haltung gegenüber dem Islam auf der ganzen Linie versagt hat. Es wurde nicht der Islam als die Religion der Muslime aus aller Welt in den Blick genommen, sondern immer nur der regierungstreue türkische Islam gefördert. So wurde nichts dafür getan, dem Islam dazu zu verhelfen, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts zu werden und das ist der einzige Weg, den unser Grundgesetz für die Entwicklung eines deutschen Islams vorzeichnet. Ausbildung von Imamen an deutschen Universitäten, Bau von Moscheen, Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Pflegeheime… das alles wäre längst Normalität, wenn der Islam zu Deutschland gehören dürfte.


Paul Oppenheim