Rückgang der Mitgliedszahlen um 42 Prozent

Leer: Evangelisch-reformiert Kirche könnte laut Prognosen bis 260 deutlich schrumpfen


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Forscher sehen demografische Ursachen, aber auch steigende Austrittszahlen.

Finanzwissenschaftler der Universität Freiburg prognostizieren einen Rückgang der Mitgliederzahlen um gut 42 Prozent, sagte Vizepräsident Helge Johr vor der Gesamtsynode in Emden. Parallel dazu gingen die Finanzmittel „deutlich spürbar“ zurück. Doch Johr machte auch deutlich: Die Studie zeigt Handlungsspielräume auf.

Anfang Mai hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Studie zur Mitglieder- und Finanzentwicklung veröffentlicht. Sie prognostiziert allen Landeskirchen bis 2060 einen Rückgang ihrer Mitglieder und der Finanzkraft um die Hälfte, also im Durchschnitt etwas deutlicher als bei den Reformierten. Die reformierte Kirche hatte die für sie zutreffenden Zahlen bisher noch geheim gehalten, um sie nun zunächst ihren Synodalen vorzustellen.

Johr betonte vor der Synode: „Wir erkennen durchaus die Stellschrauben, die es noch gibt.“ Besonders der Blick auf die Taufquote und die Austritte zeige: Hier kann die Kirche aktiv werden. Schon kleine Veränderungen in der Entwicklung könnten auf Dauer erhebliche Auswirkungen haben, rechnete Johr vor. Gebe es im Durchschnitt der Gemeinden jährlich nur eine einzige Taufe mehr und einen einzigen Austritt weniger, bedeute das bis 2060 cirka 10.000 Gemeindeglieder mehr. „Schon kleine Entwicklungen haben auf Dauer erhebliche Auswirkungen“, so Johr.

Nach Angaben der Forscher hat der größere Teil des berechneten Rückgangs demografische Gründe. Durch die älter werdende Gesellschaft gehe die Mitgliederzahl bis auf 129.000 zurück. Ein zweiter, wesentlicher Faktor in der Berechnung sind die Kirchenaustritte und die sinkenden Zahlen bei der Taufe. Zurzeit würden in den Gemeinden etwa 85 Prozent der Kinder eines Jahrgangs getauft, so Johr. Er rechne damit, dass diese Zahl weiter sinken werde. Halte dieser derzeitige Trend an, reduziert sich die Mitgliederzahl nochmal um 29.000 Menschen auf dann 100.000, so die Forscher.

Johr riet der Synode: Die Studie zeige deutlich, dass gerade die 18 bis 30-Jährigen häufig keinen Grund mehr sehen, warum Sie Mitglied der Kirche sein sollten. Da müsse die Kirche ansetzen und zeigen, „dass eine Mitgliedschaft in unserer Kirche als attraktiv wahrgenommen wird.“


Quelle: ErK