Keimzelle von Gemeinde und Kommune

Lippe: Orgelsommer zu Gast in der Kirche Leopoldshöhe


Fürstliches Silber: Fürst Leopold III., dessen Vater Leopold II. am 1. Januar 1851 gestorben war, schenkte der jungen Kirchengemeinde dies Abendmahlsgeschirr zur Einweihung der Kirche am 12. Oktober 1851 © Lippe

Die Steinmann-Orgel und die evangelisch-reformierte Kirche standen im Mittelpunkt des Lippischen Orgelsommers, der in Leopoldshöhe Halt machte.

Küster Eckart Wedemann stellte den annähernd 300 Gästen die Geschichte der von Ferdinand Ludwig August Merckel erbauten Kirche vor. Kantorin Annette Wolf an der aus dem Jahr 1955 stammenden Orgel sowie Kira Wedemann und Filiz Erten an der Violine gestalteten das intensiv vorgetragene Konzert mit Werken von Antonio Vivaldi (1678-1741), Johann Sebastian Bach (1685-1750), Johann Gottfried Walther (1684-1748) und Gunther Martin Göttsche (geb. 1953).

Die Kirche Leopoldshöhe wurde erbaut zwischen Mai 1850 und Oktober 1851. Schon mehrere Jahrzehnte zuvor hatten sich die Menschen im lippischen Westen für die Errichtung der Kirche eingesetzt, denn die Kirchwege nach Schötmar bzw. nach Oerlinghausen waren weit und beschwerlich. Als Bauplatz wurde die Kreuzung der Wege von Schötmar nach Oerlinghausen sowie von Heepen nach Lage gewählt. Der Grundstein wurde von Fürst Leopold II. (1796-1851) am 21. Mai 1850 gelegt. Gleichzeitig erhielt der als „Auf der Höh“ bekannte Platz den Namen „Leopoldshöhe“ und es wurde die gleichnamige Kirchengemeinde gegründet.

Anfangs standen Kirche und Pfarrhaus nahezu allein auf einer Wiese. Erst im Laufe der Zeit und nach Ausbau der Verkehrswege entstand um die Kirche und den Marktplatz herum ein Dorf, das von der Kirchengemeinde den Namen „Leopoldshöhe“ übernahm. Das Kirchdorf Leopoldshöhe wurde 1921 eine eigenständige Gemeinde. 1969 wurden ehemals acht selbstständige Ortschaften zur Gemeinde Leopoldshöhe zusammengeschlossen. Die politische Gemeinde ist also jünger als die Kirchengemeinde Leopoldshöhe. Und die Kirche kann als Keimzelle von Gemeinde und Kommune gesehen werden.

Die Leopoldshöher Kirche wurde errichtet nach Plänen des Detmolder Baumeisters Ferdinand Ludwig August Merckel (1808-1893). Sie entspricht dem Modelltypus ländlicher evangelischer Gotteshäuser in Lippe und Westfalen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Kirche diente Merckel als Vorbild für den Neubau weiterer Pfarrkirchen in Lippe: Bega (1863), Almena (1865), Augustdorf (1875/76) und Schlangen (1877/78). Kennzeichnend für alle diese dreischiffigen Hallenkirchen ist, dass das Mittelschiff stets deutlich höher ist als die schmaleren Seitenschiffe. Die Gewölbestützen sind recht schlank, weil sie relativ wenig Gewicht tragen müssen: Das Kirchengewölbe wurde nicht aus Steinen gemauert, sondern besteht aus Holzlatten, die mit Lehm verputzt wurden.

Die Kirche in Leopoldshöhe zitiert mit den Spitzbögen der Fenster und den Wandpfeilern an den Außenwänden eine gotische Formensprache. Aber als neugotisches Werk kann sie wegen ihrer Offenheit und Helligkeit nicht bezeichnet werden.

Während einer umfassenden Renovierung in den Jahren 1957/58 wurde das ehemals einfache Glas der drei Chorfenster durch farbiges Glas ersetzt, das der Maler und Grafiker F.C. Hüffner gestaltet hat. Die übrigen Fenster wurden später ebenfalls durch leicht bunt gefärbte Scheiben erneuert. Sein jetziges Aussehen mit einer schlichten Ausmalung erhielt das Kircheninnere im Jahr 1982.