Erinnerung und Verantwortung

75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg


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Am 8. Mai 1945, vor 75 Jahren, kapitulierte die Wehrmacht, der Zweite Weltkrieg war beendet. Dieser Tag gilt als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) erinnert an den 8. Mai vor 75 Jahren mit zahlreichen Veranstaltungen. „Die Erinnerung ist mit der Dankbarkeit für jene verbunden, die damals ihr Leben ließen, damit wir heute so frei leben können“, so Bischof Christian Stäblein. „Dank und Erinnerung rufen uns in die Verantwortung, uns dafür einzusetzen, dass ein solch menschenverachtendes System, das Millionen von Leben zerstörte und vernichtete, nie wieder an die Macht kommen darf.“

Vor der St. Nikolaikirche in Potsdam erinnern am 8. Mai um 12 Uhr Generalsuperintendentin Heilgard Asmus und Superintendentin Angelika Zädow gemeinsam mit der Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke den Tag der Befreiung. Bischof Christian Stäblein predigt um 18 Uhr in einem Gottesdienst, der aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin übertragen wird. Pröpstin Christina-Maria Bammel wird bei einem jüdisch-christlichen Gottesdienst in der Synagoge Sukkat Schalom auf Einladung der jüdischen Gemeinde die Predigt halten.

Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, betonte die Verantwortung bis heute: Zur Anti-Kriegs-Mahnung „Nie wieder!“ gehöre für ihn auch die Aufforderung „Immer wieder!“ – die Aufforderung, immer wieder einzutreten für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit. „Viele hörten das nicht gern und tun es bis heute nicht“, konstatiert Präses Rekowski. Jedoch: „Der christliche Geist des Friedens ist immer wieder in Frage gestellt worden, abschätzig verbannt worden, als Fantasterei lächerlich gemacht worden, auch in der Kirche.“ Noch im Jahr 1945 habe sich die evangelische Kirche deshalb einem neuen Anfang verschrieben.

Die Lippische Landeskirche erinnerte in einer gemeinsamen Videobotschaft mit ihrer Partnerkirche in Polen an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Die Videobotschaft ruft dazu auf, die Erinnerung an die Schrecken des Krieges und der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten wachzuhalten und aus dieser Erinnerung heraus gemeinsam weiter für Frieden und Versöhnung einzutreten. Landessuperintendent Dietmar Arends: „Die Erinnerung an das unsägliche Leid, das Krieg und Gewaltherrschaft über Europa und die Welt gebracht hat, ist notwendig. Sie lässt uns wachsam sein dafür, wo das friedliche Miteinander heute gefährdet wird durch nationalen Egoismus, durch Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Gerade jetzt, in der Gefährdung durch die Corona-Epidemie, gilt es, füreinander einzustehen.“

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, sprach eine Videobotschaft auf dem Ehrenfriedhof des ehemaligen „Stammlagers 326 Senne“ in Schloß Holte-Stukenbrock bei Bielefeld. Dort waren von 1941 bis 1945 hauptsächlich sowjetische Soldaten und Zwangsarbeiter inhaftiert, von denen Zehntausende an Hunger und Entkräftung starben oder erschossen wurden. Ihre genaue Zahl ist unbekannt.

Der Wohlstand in Deutschland und Europa sei teuer erkauft mit dem ungezügelten Raubbau an den natürlichen Grundlagen des Lebens. Schwindende Lebensmöglichkeiten seien zur Quelle neuer kriegerischer Konflikte geworden. Kurschus: „In einer Zeit, in der sich die Staaten zu einem neuen Wettrüsten anschicken, in der weltweit so viele Menschen auf der Flucht sind wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr und in der ein unsichtbares Virus über die Grenzen von Ländern und Kontinenten hinweg weltweit Menschen mit Krankheit und Tod bedroht, ahnen und spüren wir: Frieden ist so viel mehr als die Abwesenheit von Krieg.“

 


Quellen: EKBO/EKiR/Lippe/EKvW