Heimbucher: Gewaltlosigkeit ist klarste Form des Protests

Diskussionspapier 'Um Gottes Willen: Frieden fördern. Gewalt unterbinden'


Martin Heimbucher (Archivbild)

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat zur Gewaltlosigkeit und zur Feindesliebe aufgerufen, um Krisen und Konflikte zu überwinden.

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat zur Gewaltlosigkeit und zur Feindesliebe aufgerufen, um Krisen und Konflikte zu überwinden. "Einer muss das Risiko der Wehrlosigkeit eingehen, wenn der Frieden eine Chance haben soll", sagte Heimbucher am Sonntag in einem Friedensgottesdienst in der Osnabrücker Bergkirche. Der souveräne Verzicht auf Gewalt sei die klarste Form des Protestes gegen Gewalt und Ungerechtigkeit, sagte Heimbucher in seiner Predigt.

"Die zu lieben, die mich lieben, das ist keine Kunst", sagte er. Nur der Verzicht auf Gewalt und die von Gott geforderte aktive Feindesliebe führe heraus aus dem Teufelskreis von Gewalt und Vergeltung. "Indem man nicht ausweicht, sondern einander konfrontiert. Indem man nicht schweigt, sondern redet. Nur so kann Frieden werden und Versöhnung gelingen."

Heimbucher betonte, dass man sich Jesus´ Rede zur Feindesliebe auch vor dem Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz vorstellen könne. Feindesliebe sei kein politisches Programm und kein ethisches Gesetz, sondern mehr. "Sie ist Gottes Ruf an jeden Mann, an jede Frau, an jedem Tag." Er räumte aber auch ein, er sei nicht sicher, ob er die Haltung von Wehrlosigkeit und Gewaltfreiheit persönlich und politisch durchhalten könne. Doch Feindesliebe und Gewaltlosigkeit sei keine Haltung der Schwäche, sondern Ausdruck einer überlegenen Kraft. Und: "Es ist nicht meine, sondern Gottes Kraft, die in den Schwachen mächtig ist."

Der Gottesdienst bezog sich auf das kirchliche Diskussionspapier "Um Gottes Willen: Frieden fördern. Gewalt unterbinden". Entstanden ist das Dokument im Ausschuss für Friedensarbeit der Evangelisch-reformierten Kirche. Ende April hatten 13 Theologen und Ehrenamtliche theologische Antworten zu aktuellen Friedensfragen formuliert. Auch der Ort des Gottesdienstes war nicht zufällig gewählt: Vor 400 Jahren brach der 30-jährige Krieg aus, der im Jahr 1648 mit dem Westfälischen Frieden in Osnabrück und in Münster beendet wurde.

Zu dem Gottesdienst entstanden ein Gottesdienstentwurf und verschiedene Materialien, die allen Kirchengemeinden online zu Verfügung: Diese sind eingeladen, in diesem Herbst ebenfalls einen Friedensgottesdienst zu feiern. Ein Ziel des Diskussionspapiers "Um Gottes Willen: Frieden fördern. Gewalt unterbinden" sei es, möglichst breit eine Debatte zum kirchlichen Engagement für den Frieden anzustoßen.