'Deutschland muss klar seine Stimme erheben'

EKM: Landesbischof fordert Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland


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Mit Blick auf den Atombomben-Abwurf vor 75 Jahren auf Hiroshima und Nagasaki fordert Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), von der Bundesregierung den Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag, den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland, den Verzicht auf den geplanten Kauf neuer Kampfflugzeuge und eine generelle Ächtung von Atomwaffen.

Der Landesbischof nimmt am Gedenken an den Atombomben-Abwurf am 9. August in Magdeburg teil. In Altenburg ist am 6. August eine Gedenkveranstaltung geplant, bei der eine Lichterkette und ein Peace-Zeichen aus Blumen gebildet werden soll.

„Deutschland muss klar seine Stimme gegen Atomwaffen erheben. Schon die Ökumenische Weltversammlung in Seoul 1990 hat die christliche Grundüberzeugung, dass der wahre Friede von Jesus Christus kommt, in das Zeitalter der Massenvernichtungswaffen eindeutig übersetzt: Jede Herstellung, Lagerung oder Einsatz dieser Waffen ist im Geist Christi nicht möglich. Wir werden jedem Verständnis und System von Sicherheit widerstehen, das den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln vorsieht“, betont Friedrich Kramer. „Atomwaffen stellen eine Gefahr für die gesamte Menschheit dar. Kommen sie zum Einsatz, verursachen sie unsagbares Leid. Ihre Zerstörungskraft ist unkontrolliert. Es ist an der Zeit, diese Waffen weltweit zu ächten, und Deutschland kann dabei eine wichtige Rolle spielen“, so der Landesbischof.

Vor 75 Jahren, am 6. und 9. August 1945, fielen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Über 150.000 Menschen verloren ihr Leben, meist Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. „Hiroshima“ und „Nagasaki“ symbolisieren den Beginn des Zeitalters der atomaren Massenvernichtungsmittel. Noch heute stützt sich die Sicherheitspolitik vieler Staaten auf das Abschreckungspotenzial von Atomwaffen. Mittlerweile droht ein neues Wettrüsten: Russland und die USA haben den INF-Vertrag zur Abrüstung aufgekündigt, beide Atommächte planen, ihre Waffenarsenale zu modernisieren. Gleichzeitig wird der von 122 Staaten beschlosse-ne Atomwaffenverbotsvertrag von den Atommächten und auch von Deutschland ignoriert. Im rheinland-pfälzischen Büchel sind weiterhin Atomwaffen stationiert. Die Bundesregierung hält an der „nuklearen Teilhabe“ fest und plant den Kauf von 30 F-18-Kampfflugzeugen.

„Diese Kampfflugzeuge haben den Zweck, im Falle eines Atomangriffs amerikanische Atom-bomben an ihr Ziel zu bringen. Es ist zu befürchten, dass mit dem Kauf Deutschlands Rolle in der nuklearen Teilhabe auf Jahrzehnte festgeschrieben wird. Dabei hat sich das Konzept atomaren Abschreckung und nuklearer Teilhabe in der Vergangenheit als politisch wirkungslos, militärisch hoch zweifelhaft und hinsichtlich der Mitspracherechte ein leeres Versprechen erwiesen. Aus der Perspektive evangelischer Friedensethik kann der Einsatz von Atomwaffen nicht mehr als Mittel legitimer Selbstverteidigung betrachtet werden“, betont Jens Lattke, Friedensbeauftragter und Leiter des Ökumenezentrums der EKM.

Das Gedenken in Magdeburg beginnt am 9. August um 14 Uhr am Fuße des Lukashügels. Nach dem gemeinsamen Gang auf den Lukashügel werden am Denkmal für die Opfer des Atombombenabwurfes auf Nagasaki Blumen und Gebinde abgelegt, eine Friedenskerze wird entzündet, Musik erklingt, der Oberbürgermeister von Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, und Landesbischof Friedrich Kramer sprechen Gedenkworte. Zum Abschluss folgt ein Gebet für den Frieden.

In Altenburg ist eine Gedenkveranstaltung am 6. August an der Brücke zum Inselzoo geplant. Um 20.30 Uhr beginnt die Aktion, bei der eine Lichterkette sowie das Peace-Zeichen mit Blumen entstehen sollen. Um das Mitbringen von Kerzen und Blumen wird gebeten. Organisator ist die Friedensgruppe „Give Peace a Chance“ aus Altenburg.