'Antisemitismus ist Gotteslästerung'

Reformationstag 2019: Klare Worte gegen rechts von Landeskirchen deutschlandweit


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Zum Reformationstag sprachen sich Vertreter der Landeskirchen gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus aus.

Antisemitismus und christlicher Glaube sind nicht vereinbar. Das hat Präses Manfred Rekowski am Reformationstag unterstrichen. „Wenn heutzutage in unserem Land wieder Synagogen angegriffen werden und Menschen, die sich offen zum jüdischen Glauben bekennen, auf unseren Straßen angespuckt werden, dann sollten wir die ersten sein, die öffentlich widerstehen und widersprechen. Die Aufgabe, dem Antisemitismus entgegenzutreten, ist nicht delegierbar an die Jüdischen Gemeinden, sondern das ist Christenpflicht und gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Predigt im Reformationstagsgottesdienst in der Stephanskirche in Simmern (Hunsrück).

Auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat sich dafür ausgesprochen, ein deutliches Zeichen gegen jeglichen Antisemitismus zu setzten. Gerade angesichts der "schlimmen antijüdischen Äußerungen des  Reformators Martin Luther" in seinen späten Schriften sei dies auch am Reformationstag wichtig. "Ich bin froh, dass wir uns deutlich vom Antijudaismus Martin Luthers distanziert haben. Und dass damit auch eine klare Absage an jede Form von Judenmission verbunden war. Damit sagen wir auch: Wir sind mit unseren jüdischen Geschwistern in unserem Glauben verbunden. Antisemitismus ist Gotteslästerung."

Die Evangelisch-reformierte Kirche hatte anlässlich des Reformationstags am 30. Oktober abends in die Neue Kirche in Emden geladen. Kirchenpräsident Martin Heimbucher diskutierte mit drei Politikern über den Stellenwert von Toleranz in der heutigen Zeit. Ein Wert von hoher Bedeutung, wie die Moderatorin Carola Scheede betonte. Nachdem Kirchenpräsident Martin Heimbucher zu Beginn des Podiumsgesprächs eingeräumt hatte, dass die Kirchen Toleranz erst über viele Jahrhunderte erlernen musste, schälte sich sehr schnell ein Kernthema heraus: Wie kann es gelingen, Demokratie und Freiheit gegen Rechtsextremismus zu verteidigen. Besonders die AFD und ihre Vertreter im Bundestag standen im Fokus. Der Emder SPD-Bundestagsabgeordnete Johann Saathoff war ganz unmissverständlich. „Wir lassen den Antidemokraten keinen Raum. Ich werde niemals einen Politiker der AFD zum Vizepräsidenten des Bundestags wählen.“ Die Grüne Bundestagsabgeordnete Filiz Polat aus Osnabrück warnte, wie weit rechtsextremistisches Denken und Handeln den deutschen Alltag inzwischen bestimmten. Es sei für sie unerträglich zu wissen, dass es Menschen in Deutschland gebe, die 24 Stunden am Tag Angst haben müssten.

Der Reformationstag widerspreche allen Versuchen, Gott und den Glauben für eigene Interessen in den Dienst zu nehmen, erklärte EKiBa-Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh beim Reformationsgottesdienst in der Stiftskirche in Wertheim. Eine wichtige Erkenntnis der Reformation sei es gewesen, dass der Glaube nicht den Einfluss und das Vermögen der Mächtigen stärken solle. „Wir deutschen evangelischen Kirchen haben erst in den Schrecken von zwei Weltkriegen und angesichts des menschenverachtenden Nationalsozialismus gelernt: Wer ‚Gott mit uns‘ auf Koppelschlösser schreibt, hat Christus schon verloren", sagte Cornelius-Bundschuh.


Quellen: EKHN/EKiR/EKiBa