Danziger Paramentenschatz

UEK: Umfangreicher Katalog erschienen


Eine kunstgeschichtlich wertvolle Veröffentlichung über den „Schatz der Marienkirche zu Danzig“ ist im August erschienen.

Dargestellt werden liturgische Gewänder und textile Objekte aus dem späten Mittelalter, die sich bis 1944 in Danzig befanden und ursprünglich an der Marienkirche der Hansestadt ihren angestammten Ort hatten. Sie wurden teilweise bis in die Neuzeit im Gottesdienst verwendet. Der Paramentenschatz ist nach Umfang und Qualität einer der bedeutendsten Bestände, die aus dem Mittelalter überliefert sind. Die Kunsthistorikerin und Professorin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern, Birgitt Borkopp-Restle, Leiterin der Abteilung Geschichte der textilen Künste, hat diesen Band herausgegeben. Sie beschreibt darin ausführlich die einzelnen Gewänder, Altarparamente und weiteren Objekte. Gewebeanalysen und Schnittzeichnungen bereichern die bildlichen Darstellungen und Texte.

Zum Staunen verleitet nicht nur die Schönheit der sensiblen Textilien, sondern auch ihre wechselvolle Geschichte. Die im Zuge der Entwicklung der Hanse wohlhabend gewordenen mittelalterlichen Gilden, Zünfte und Bruderschaften in Danzig sowie die Patrizierfamilien der Stadt statteten ihre Zentralkirche und deren Geistlichkeit mit kostbarem Inventar wie Chormänteln und Messgewändern aus. Die Hansekaufleute erwarben die wertvollen Stoffe dazu auf ihren Handelsreisen in Fernost, dem Orient oder Italien. Die Marienkirche in Danzig war um das Jahr 1500 eine der größten Kirchen der Welt. Über 120 Pfarrer und Kapläne waren an dieser Kirche beschäftigt; am Hochaltar und den 46 Altären der Patrizierfamilien, Bruderschaften und Zünfte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Paramentenschatz während der nahezu vollständigen Zerstörung der Stadt Danzig 1944 durch beherztes Eingreifen der Kirchengemeinde von St. Marien bewahrt. Die meisten Stücke gelangten durch Flucht und Vertreibung nach Thüringen und Westdeutschland. Der heute im Lübecker St. Annen-Museum und im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verwahrte Teil der Paramente ist im Eigentum der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (UEK), die als Rechtsnachfolgerin der untergegangenen Gemeinden in Ost- und Westpreußen Verantwortung für den Bestand übernommen hat. Sie hat den Katalog mitfinanziert und die Entstehung des Buches begleitet. Der Band kann über den Buchhandel oder direkt beim Didymos-Verlag bezogen werden.


Quelle: UEK