'Als Kirche stehen wir mit in der gesellschaftlichen Verantwortung'

Corona-Virus: Wie damit umgehen in den Gemeinden?


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Landeskirchen raten zu Vorsicht in den Gemeinden, auch mit Blick auf Ostern und Konfirmationsfeste. Veranstaltungen werden teilweise abgesagt.

Die Evangelisch-reformierte Kirche gab an ihre Kirchengemeinden in einem offiziellen Schreiben Handlungsempfehlungen, wie im kirchlichen Leben mit dem neuartigen Corona-Virus umgegangen werden sollte. Konfirmationen, so heißt es hier, sollten verschoben werden. Kirchliche Freizeiten ganz abgesagt werden. Der Synodalverband Nördliches Ostfriesland der Evangelisch-reformierten Kirche hatte bereits entschieden, den Krummhörner Orgelfrühling für dieses Jahr komplett abzusagen. In dem Schreiben empfiehlt die Evangelisch-reformierte Kirche bei Gottesdiensten wenn möglich Körperabstand einzuhalten: "Auch wenn es schwerfällt: Auf das Händeschütteln und Umarmen sollte verzichtet werden." Bei Taufen oder Trauungen sei für die Segnung auf Handhygiene zu achten.

Auch in anderen Landeskirchen sind die Empfehlungen strikt: Johann Weusmann, Vizepräsident der Evangelischen Kirche im Rheinland, riet dazu Konfirmationsfeiern auf später im Jahr zu verschieben. Die Leitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau forderte dazu auf, sämtliche Veranstaltungen mit Ausnahme von Gottesdiensten abzusagen: Dazu gehörten kirchenmusikalische Konzerte ebenso wie Gemeindekreise oder Freizeitfahrten. Allein besäßen eine wichtige seelsorgliche Funktion. Deshalb könnten sie nach Prüfung der örtlichen Situation und unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen wie beispielsweise genügend Sitzabstand noch stattfinden. Wie mit den Gottesdiensten in der Karwoche und am Osterfest umgegangen werden solle, werde in den kommenden Tagen geklärt.

Im Raum der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oerlausitz sind bereits in verschiedenen Kirchenkreisen Frühjahrssynoden abgesagt. In der Gedächtniskirche findet bis auf weiteres nur noch der Gottesdienst am Sonntag um 10 Uhr statt – ohne Abendmahl. "Als Kirche stehen wir mit in der gesellschaftlichen Verantwortung, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und zu unterbrechen, in aller Nüchternheit und ohne Hysterie", sagt Bischof Dr. Christian Stäblein.

Heikles Thema ist auch das Abendmahl: Die Evangelisch-reformierte Kirche riet dazu, den Einzelkelch zu nutzen und auf den Gemeinschaftskelch zu verzichten. Ebenso sollten Körperkontakte beim Friedensgruß oder bei Entlassung aus dem Kreis unterlassen werden. Die Evangelische Kirche im Rheinland empfahl dagegen, auf die Feier des Abendmals komplett zu verzichten. "Im gottesdienstlichen Leben stellt die Feier des Abendmahls nach unserer Einschätzung die schwierigste Herausforderung beim Infektionsschutz dar", heißt es hier. "Selbstverständlich bleiben Haus- und Krankenabendmahl möglich."

Die Landeskirchen rufen insgesamt zu Besonnenheit und Vorsicht auf. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland rief zur Fürbitte auf, besonders für Kranke, Angehörige, Verantwortungsträger und alle Tätigen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Jochen Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Baden, betonte, gerade in der Not sei es wichtig, dass "wir einander trösten und im Glauben und Lieben stärken. Die Kranken besuchen und die Trauernden trösten war und ist eine der wichtigsten Formen christlicher Existenz, in der sich die Liebe Christi zeigt."

Die Empfehlungen der Landeskirchen sind nicht bindend. Die Kirchengemeinden müssen eigenverantwortlich über ihre Veranstaltungen und mögliche Absagen entscheiden; oft zählt der Einzelfall. "Dies gilt insbesondere mit Blick auf durch ihr Lebensalter oder Vorerkrankungen besonders gefährdete Menschen", so Weusmann, Vizepräsident der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Es gilt, die Übertragung des Virus soweit wie möglich einzudämmen."


Quelle: EKHN/EKiBa/ErK/EKMD/EKBO/ime