Stille Nacht - Seelsorger gefragt

Nachfrage über die Feiertage und die Zeit zwischen den Jahren wächst voraussichtlich weiter


© Pixabay

Landeskirchen wollen mit Seelsorgediensten für Menschen ansprechbar bleiben.

Seelsorgerinnen und Seelsorger der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) verzeichnen bereits seit Anfang November eine verstärkte Nachfrage nach ihren Angeboten. „Die Seelsorgenden werden vermehrt gebraucht“, sagt Pfarrerin Anne Heimendahl, Beauftragte für Krankenhaus- und Altenheimseelsorge in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), „für die Begleitung von Patientinnen und Patienten, für Gespräche mit Angehörigen und verstärkt in der vertrauensvollen Zusammenarbeit als Unterstützung der Mitarbeitenden.“

Gerade in den Gebieten in Brandenburg, die besonders von der Pandemie betroffen sind, beobachten Seelsorgende eine hohe Angespanntheit bei ihren Gesprächspartnern. Sorgen, Unsicherheit und Ängste bestimmen die Gespräche. „Vor allem die Sorge, sich selbst zu infizieren und den Keim unwissentlich weiterzutragen, belastet“, sagt Pfarrerin Heimendahl. Um sicher zu sein, dass sie selbst nicht infiziert sind, kann ein Großteil der Seelsorgenden vor ihrem Dienst Schnelltests machen. In manchen Kliniken oder Heimen ist der negative Schnelltest inzwischen Zugangsvoraussetzung. Einige Seelsorgende in Einrichtungen mit besonders hohen Infektionszahlen merken allerdings, dass für sie die Grenze der Belastbarkeit fast erreicht sei, sagt Pfarrerin Anne Heimendahl: „Aber sie haben gelernt, auch für sich gut zu sorgen, sich immer mal zurückzuziehen und in der Stille, im Gebet Kraft zu schöpfen.“

Auch für die EKHN und die EKKW ist die Seelsorge für Menschen in der durch die Pandemie belastenden Situation angesichts vieler Kranker und zunehmender Todesfälle derzeit besonders wichtig. Nach Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung ist es deshalb zentral, „Menschen gerade in dieser Zeit auf vielfältige Weise zu begleiten“.  Beate Hofmann, Bischöfin der EKKW, begrüßte es, dass nach wie vor die Zugänge zu Seniorenheimen und Krankenhäusern für die Seelsorge offenstehen: „Seelsorge gilt als Muttersprache der Kirche. Gerade in diesen Tagen soll sie auch über Weihnachten zu hören sein.“

Die evangelischen Kirchen wollen in der Corona-Pandemie an Weihnachten für die Menschen ansprechbar bleiben und verantwortlich mit den Gottesdiensten an den Feiertagen umgehen. Das erklärten die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) nach einem Spitzengespräch mit dem Hessischen  Ministerpräsidenten Volker Bouffier am Mittwochnachmittag.

Über die Weihnachtstage planen Seelsorgerinnen und Seelsorger außerdem, ihre Angebote zu erweitern, soweit es die Hygienevorgaben zulassen: Neben Kurz-Gottesdiensten in den Wohnbereichen oder im Krankenhaus finden viele Andachten und Gottesdienste im Freien statt, die von dort in die Patientenzimmer übertragen werden. In einigen Häusern wird es Weihnachtsmusik vom Hof aus geben. Seelsorgende helfen Patientinnen und Patienten, die kein Smartphone haben, digitale Weihnachtsgrüße zu verschicken, andere verteilen Briefe oder bieten telefonische Seelsorge an.


Quellen: EKBO/EKHN