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Eine Gesellschaft nach biblischem Menschenbild ist inklusiv, nicht selektiv
Präses Manfred Rekowski zur Woche für das Leben
„Die neuen Methoden der Pränataldiagnostik wie die genetischen Untersuchungen des Blutes der Schwangeren sind in ihrer gesellschaftlichen Wirkung nicht zu unterschätzen“, sagt der rheinische Präses aus Anlass der diesjährigen Woche für das Leben, die morgen mit einem ökumenischen Gottesdienst in Trier eröffnet wird. „Wenn auf Grund des medizinischen Fortschritts Untersuchungen auf bestimmte Krankheiten flächendeckend zum Einsatz kommen, hat das weitreichende Konsequenzen. Ich sehe die große Gefahr, dass das Recht auf Leben immer stärker von bestimmten gesellschaftlich normierten Kriterien abhängig gemacht wird und in letzter Konsequenz Menschen mit bestimmten genetischen Erkrankungen ausschließt. Dies widerspricht dem christlichen Menschenbild, das jedem Menschen dieselbe Würde und ein von Gott gegebenes Recht auf Leben zuschreibt. Eine Gesellschaft, die dem biblischen Menschenbild gerecht wird, ist inklusiv, nicht selektiv.“
„Nicht jeder Kinderwunsch führt zu einem Wunschkind“, sagt der Präses mit Bezug auf das Motto der diesjährigen Woche für das Leben: „Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind!“. „Auch die modernen vorgeburtlichen Analysemethoden können kein Wunschkind garantieren. Aber sie verlangen Eltern immer früher eine Entscheidung ab, die zunehmend unter dem Druck von gesellschaftlichen Erwartungen gegen das Kind getroffen werden könnte. In diesem Zusammenhang kommt den kirchlichen Beratungsstellen eine zentrale Bedeutung zu. Sie können Eltern in einer Situation, in der es keine richtige oder falsche Entscheidung gibt, darin unterstützen, eine für ihre Situation verantwortbare Entscheidung zu treffen – unabhängig von gesellschaftlichem oder medizinisch-technischem Druck. Ich wünsche mir, dass die Woche für das Leben diese Dimension der Pränataldiagnostik stärker als bisher bewusst macht.“
„Beratung dient dazu, zu einer lebbaren Entscheidung zu finden“
Was kann Beratung leisten? „Sie gibt Menschen einen Reflexionsraum, einen Ausstieg aus der medizinischen Welt, aus dem Diagnoseverfahren“, sagt Claudia Mühl-Wingen. Sie leitet die Evangelische Beratungsstelle für Schwangerschaft, Sexualität und Pränataldiagnostik der Bonner Diakonie. Die dort angesiedelte „Beratung bei vorgeburtlicher Diagnostik“ ist mit rund 300 Fällen pro Jahr die größte der vier Spezialberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen zum Thema. „Beratung dient dazu, zu einer lebbaren Entscheidung zu finden“, sagt Mühl-Wingen in einem Interview auf der Homepage der Evangelischen Kirche im Rheinland (ekir.de). „Pränataldiagnostik wurde dazu entwickelt, Leben zu schützen und zu retten.“ Es gebe zum Beispiel Erkrankungen, die, werden sie nicht entdeckt, ein Todesurteil bedeuten. „Aber wenn man es weiß, reicht eine OP, um dies abzuwenden.“ Auch Paare, bei denen ein Abbruch ansteht, kommen in die Beratung der Diakonie. „Eine solche Diagnose hat immer etwas Traumatisches. Es ist immer ein Schock“, sagt Mühl-Wingen. „Je klarer die Frauen bzw. Paare wissen, was auf sie zukommt, desto besser. Es hilft, dass sie es verkraften.“ Das ganze Interview mit Claudia Mühl-Wingen finden Sie zu Ihrer freien Verwendung hier.
Ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung am 14. April 2018 in Trier
Die „Woche für das Leben“ ist seit mehr als 20 Jahren die ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirche für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende. In diesem Jahr findet sie unter dem Motto „Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind!“ vom 14. bis 21. April 2018 statt und wird am morgigen Samstag, 14. April, mit einem Gottesdienst um 11 Uhr im Dom St. Peter zu Trier eröffnet. Es wirken mit: der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Bischof Dr. Stephan Ackermann, Bistum Trier, sowie der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius.
EKiR