Gemeinsames Gebet für eine friedliche Wiedervereinigung auf der Koreanischen Halbinsel

Gebet zum 15. August 2016, dem 71. Jahrestag der Teilung Koreas

Panmunjeom an der Demarkationslinie - Blick von Norden nach Süden

Der Rat der Kirchen (Südkorea) und die Koreanische Christenvereinigung (Nordkorea) haben zum 71. Jahrestag der Befreiung und zugleich der Teilung Koreas am 15. August ein gemeinsames Gebet formuliert. Es ist eine Einladung an alle Kirchen, für die friedliche Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel zu beten.

Gemeinsames Gebet für eine friedliche Wiedervereinigung auf der Koreanischen Halbinsel

Gott, Herr der Geschichte,

hab Dank, dass unsere Kirchen in Süd und Nord die Freude auf Unabhängigkeit auch in diesem Jahr sehnsuchtsvoll teilen. Die Gnade unseres Herrn lässt uns das gemeinsame Gebet sprechen mit dem Sehnen nach der versprochenen friedlichen Vereinigung. Diese Gnade bleibt groß und überraschend. Nimm bitte unseren ernsthaften Wunsch an, o Herr.
Vor einundsiebzig Jahren erhielten wir unser verlorenes Land wieder und begrüßten freudig die Unabhängigkeit. Geduldig hatten wir mit rechtschaffenen Anstrengungen darauf gewartet im Vertrauen auf dich Gott, dem Herrn der Geschichte und wir hofften, dass dieser Tag bald kommen würde.
Siegesrufe erklangen über ganz Korea. Wie könnten wir diesen überwältigenden Tag vergessen, an dem der Sieg der Unabhängigkeit 30 Millionen Seelen in Bewegung setzte.

Gütiger Gott,

Diese Freude war kurz und führte unser Volk abrupt an das Ende einer rauen Straße:  angefüllt mit Teilung, Trennung, Krieg und Bewaffnung. Durch Treffen und Gespräche wurden Wege der Versöhnung gebaut. In wirtschaftlichen Kooperationen wurde vom gemeinsamen Wohlstand geträumt. Inzwischen jedoch werden die Mauern in unseren Herzen höher als zuvor. Wir kennen die Tiefe der Flüsse des Misstrauens und der Täler des Zorns, die noch zu überqueren sein werden. Herr, erbarme Dich über dieses glücklose Land.
Obwohl der Herr der Kirche uns Verantwortung für Frieden zu sorgen, aufgetragen hat, kommen die Menschen dieser Aufforderung nicht nach. Christenmenschen sind zu Aposteln des Frieden berufen, stattdessen erzeugen sie Konflikte. Weil sie sich nicht als ein zusammengehörendes Volk verstehen, bemühen sie sich nicht, Herzen voller Liebe zu haben. Herr, wir bekennen unsere Schuld und Sünde; bitte vergib uns.

Gott der Liebe und des Friedens, der Abstand zwischen Nord und Süd ist unergründlich geworden: Wir glauben dennoch, dass der Tag kommen wird, an dem wir uns gegenseitig brauchen. Obwohl unsere Herzen in Stücke zerrissen sind, nehmen wir wahr, dass wir nicht weit davon entfernt sind, uns gegenseitig zu heilen und zu ermutigen. Trotz der Spannungen unter den Großmächten sind wir doch gewiss, dass der Tag kommen wird, an dem wir Lieder der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit singen werden.
Herr, einige dieses zerteilte Land. Vereine alle Familien, die zerstreut leben. Lass die Kinder in Nord und Süd von einem Teller essen. Lass die Jugend an einem Tisch gemeinsam Lieder von einer hoffnungsvollen Menschheit singen. Lass uns die Fußspuren menschlicher Zusammenarbeit von Hanan nach Baek-du führen und die Wellen friedlichen gemeinsamen Gedeihens von Dokdo bis zum Westmeer branden.
Lass auf diese Weise das Volk auf einer sicheren und friedlichen Halbinsel am Wohl teilhaben, das für alle 70 Millionen Bewohner anzustreben ist. Und aus dieser Einigkeit heraus lass dafür auch die Menschen überall auf der Welt mit großem Nachdruck und entsprechende Einstellung einstehen. Das erbitten wir in Jesu Namen.

15. August 2016

Nationaler Kirchenrat in Korea      Koreanische Christenvereinigung 


Panmunjeom an der Demarkationslinie- Blick von Süden nach Norden

 

Mittwochs-Kolumne - Paul Oppenheim

Zur Erinnerung: von 1950 bis 1953 fand auf der koreanischen Halbinsel ein Krieg statt, bei dem ungefähr 3 Millionen Menschen - davon über die Hälfte Zivilisten - ihr Leben verloren. Und bis heute ist dieser Krieg offiziell nicht zu Ende.