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Korea ist weit weg, aber…
Mittwochs-Kolumne - Paul Oppenheim
Nach dem japanisch-russischen Krieg wurde das selbständige Königreich Korea im Jahr 1905 ein japanisches Protektorat. Fünf Jahre später wurde es von Japan annektiert und als Kolonie verwaltet. Ab 1937 setzte eine brutale Unterdrückung ein, bei der die Japaner grausame Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung begingen und die Auslöschung der koreanischen Kultur betrieben. Mit der Kapitulation Japans am 15. August 1945 war Korea nach 40 Jahren endlich frei, aber die sowjetische Armee besetzte den Norden und amerikanische Truppen den Süden. Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Zonen scheiterten und das Land wurde – ähnlich wie Deutschland – geteilt.
Anders als in Deutschland brach aber zwischen Nord und Süd ein mörderischer dreijähriger Bruderkrieg aus, der 1953 mit einem Waffenstillstand endete. Die Grenze entlang des 38. Breitengrades wurde hermetisch geschlossen. Seither gibt es zwischen dem westlich orientierten Südkorea und dem diktatorisch regierten Nordkorea weder Briefverkehr noch Telefonverbindungen. Seit zwei Generationen dürfen sich Familienangehörige nicht besuchen. Die absurdeste und undurchdringlichste Grenze der Welt ist ein Überbleibsel des kalten Krieges, der vor allem für die 23 Millionen Bewohner Nordkoreas großes Elend bedeutet.
Ende Februar haben sich fünf Kirchenvertreter aus Südkorea mit Vertretern der christlichen Organisation aus Nordkorea in der chinesischen Stadt Shenyang getroffen. Seit Jahren pflegt der südkoreanische Rat evangelischer Kirchen (KNCC) Kontakte zur Korea Christian Federation (KCF) in Nordkorea mit dem Ziel, Versöhnung und eines Tages vielleicht sogar die Wiedervereinigung herbeizuführen. Jedes Jahr formulieren Christen aus Nord- und Südkorea ein gemeinsames Gebet zu Ostern.[1]
Südkorea verbietet Kontakte der Kirchen nach Nordkorea
Solche Kontakte werden von der Regierung in Südkorea nicht gerne gesehen. In diesem Jahr wurde die Begegnung der Kirchenvertreter sogar ausdrücklich untersagt. Trotzdem sind die fünf Mitglieder des Ausschusses für Versöhnung und Wiedervereinigung nach China gereist und haben sich dort mit nordkoreanischen Gesprächspartnern getroffen. Bei ihrer Rückkehr in Südkorea wurden sie streng ermahnt und zu hohen Geldbußen verurteilt. Alle weiteren Kontakte der Kirchen nach Nordkorea wurden unter Androhung hoher Strafen verboten.
Als Deutsche erinnern wir uns an die Entspannungspolitik, die menschliche Erleichterungen im geteilten Deutschland gebracht hat, an die Briefe und Päckchen, die in die DDR geschickt wurden, an die Besuche von Verwandten aus dem Osten und an die unzähligen Kontakte zwischen Kirchengemeinden. Das alles hat damals geholfen, Feindbilder abzubauen, Trennung zu überwinden und letztlich die friedliche Wiedervereinigung unsres Landes vorzubereiten.
Sollten wir unseren koreanischen Schwestern und Brüdern nicht dasselbe wünschen? Müssen wir nicht dafür eintreten, dass es an Stelle von Konfrontation und Isolation endlich Verhandlungen gibt, dass der Kriegszustand endlich durch einen Friedensvertrag beendet wird?
[1] http://www.doam.org/index.php/archiv/gottesdienst/3518-gemeinsames-ostergebet-2016
Paul Oppenheim, 13. April 2016
Panmunjeom an der Demarkationslinie- Blick von Süden nach Norden
Panmunjeom an der Demarkationslinie - Blick von Norden nach Süden
Der Rat der Kirchen (Südkorea) und die Koreanische Christenvereinigung (Nordkorea) haben zum 71. Jahrestag der Befreiung und zugleich der Teilung Koreas am 15. August ein gemeinsames Gebet formuliert. Es ist eine Einladung an alle Kirchen, für die friedliche Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel zu beten.