In seiner Würdigung Bretschneiders erinnerte Schneider an die Verdienste des damaligen Jugendpfarrers in den Jahren vor der friedlichen Revolution: „Heute wissen wir, dass die kirchliche Friedensbewegung in der DDR die Wende im Herbst 1989 wesentlich vorbereitet hat. Die Aufnäher mit dem Zitat aus Micha 4 ,Schwerter zu Pflugscharen‘ waren 1989 aus der Öffentlichkeit der DDR verdrängt worden. Doch der Geist dieser Friedensvision war weiter lebendig; es scheint, er hat im Herbst 1989 seine Wirkung erst voll entfaltet. Während die Staatsmacht sich den Demonstranten hoch bewaffnet entgegenstellte, riefen diese mit Kerzen in den Händen: ,Keine Gewalt‘“, so der Ratsvorsitzende. Auch dank der von Bretschneider inspirierten Bewegung sei die Revolution von 1989 eine „friedliche Revolution“ geworden. Bretschneider, seine Familie und die vielen damals überwiegend jungen Menschen in den Kirchen der DDR, die zuweilen hartnäckig und auch gegen „Widerstände innerhalb der Kirchen“ gehandelt haben, hätten gezeigt, „dass und wie“ die Seligpreisung Jesu konkret gelebt werden könne: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen“, so Schneider weiter. Der Verleihung der Martin Luther-Medaille, die nach 2008 zum vierten Mal verliehen wurde, war ein Festgottesdienst (Predigt: Landesbischöfin Ilse Junkermann) vorausgegangen.
Am Nachmittag erfolgte nach einem Konzert, in dem der Dresdner Kammerchor, der Thüringische Akademische Singkreis, der Rundfunkchor Wernigerode und das Uwe-Steinmetz-Quartett mitwirkten, die feierliche Eröffnung des Themenjahres „Reformation und Musik“. Schneider erinnerte daran, dass die Musik für Martin Luther sehr wichtig gewesen sei. Luthers Verhältnis zur Musik sei keinesfalls eine „private Liebelei“ gewesen, sondern „ohne sein inniges Verhältnis und seine Leidenschaft für die Musik und für eine klingende Wort-Ton-Beziehung sei Martin Luther nicht zu verstehen, so der Ratsvorsitzende in seiner Ansprache. Der Reformator habe den Menschen nicht nur Ohren und Herzen, sondern auch den Mund geöffnet. Schneider: „Luther hat uns das gemeinsame Singen gebracht. Er hat aus einer hörenden Gemeinde eine singende gemacht. Eine gemeinsam singende. Die Reformation, so Schneider weiter, sei die „erste Singebewegung“ überhaupt gewesen.
Ausdrücklich dankte der Ratsvorsitzende Kulturstaatsminister Bernd Neumann dafür, dass dessen Ministerium das EKD-Musikprojekt „366+1, Kirche klingt 2012“ so großzügig unterstütze. Dieses vom Kulturbüro der EKD zusammen mit den Landeskirchen initiierte Projekt bringe Musikerinnen und Musiker an jedem der 366 Tage des Schaltjahres 2012 zu einem Konzert zusammen, sodass sich ein Konzertband vom 1. Januar bis zum 31.12. 2012 durch ganz Deutschland ziehe. In diesem Projekt, so Schneider abschließend, bringen „Kirche und Gesellschaft miteinander das kulturhistorische Gut der Reformation, ihre einzigartige Lied- und Motettensammlung zum Klingen.“
Hannover, 31. Oktober 2011
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick