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Kirche und Staat Israel
Kirchliche Verlautbarungen aus uniertem und reformiertem Kontext
Überblick:
Rheinischer Synodalbeschluss (Januar 1980) und 1996 ergänzter Grundartikel
Wir und die Juden – Israel und die Kirche.
Leitsätze in der Begegnung von Juden und Christen (1990)
Diskussionsimpuls zur Lage in Israel / Palästina (EKiR im September 2008)
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Rheinischer Synodalbeschluss (Januar 1980)
Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. (Röm 11,18b)
- „In Übereinstimmung mit dem ‚Wort an die Gemeinden zum Gespräch zwischen Christen und Juden’ der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland vom 12. Januar 1978 stellt sich die Landessynode der geschichtlichen Notwendigkeit, ein neues Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk zu gewinnen.
- Vier Gründe veranlassen die Kirche dazu:
(1) Die Erkenntnis christlicher Mitverantwortung und Schuld an dem Holocaust, der Verfemung, Verfolgung und Ermordung der Juden im Dritten Reich.
(2) Neue biblische Einsichten über die bleibende heilsgeschichtliche Bedeutung Israels (z. B. Röm 9-11), die im Zusammenhang mit dem Kirchenkampf gewonnen worden sind.
(3) Die Einsicht, daß die fortdauernde Existenz des jüdischen Volkes, seine Heimkehr in das Land der Verheißung und auch die Errichtung des Staates Israel Zeichen der Treue Gottes gegenüber seinem Volk sind (vgl. Studie ,Christen und Juden’ III.2. und 3).
(4) Die Bereitschaft von Juden zu Begegnung, gemeinsamem Lernen und Zusammenarbeit trotz des Holocaust.“
1996 ergänzter Grundartikel der rheinischen Kirchenordnung: „Die Evangelische Kirche im Rheinland bezeugt die Treue Gottes, der an der Erwählung seines Volkes Israel festhält. Mit Israel hofft sie auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.“
Votum „Kirche als ‚Gemeinde von Brüdern’ (Barmen III)“ (Mai/Juni 1980) des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche der Union
"Wie halten wir es mit der vielschichtigen Frage nach Entstehung, Existenz und Politik des Staates Israel?
Die „Entstehung des Staates und die damit verbundene Wiedergeburt des alten Israel in weithin sichtbarer Volksgestalt ist ein historisches Ereignis, daß sie beide - die Synagoge und die Kirche -, wenn sie in Wahrheit unter Gottes Wort stehen, in seiner heilsgeschichtlichen Komponente ernst zu nehmen haben“. (1) Wichtiger als die Zurückweisung eines solchen problematischen Satzes ist die Frage: Hat nicht auch die Kirche seit den Tagen von Nicäa (325 n. Chr.) ihre historische Entwicklung von der rechtlosen und oftmals verfolgten zur anerkannten, dann privilegierten und schließlich alleinigen Staatskirche heilsgeschichtlich interpretiert? Hat sie nicht diese Überhöhung historischer Ereignisse zu Zeichen göttlichen Offenbarens bis in unmittelbare Vergangenheit in vielen Formen fortgesetzt
Gerade die Barmer Synode hatte dem in ihrer ersten These widersprochen. So begegnen wir Christen in solchen Äußerungen frommer Israelis uns selbst, der Kirche durch die Jahrhunderte hindurch. Gerade die Kirchengeschichte zeigt, daß heilsgeschichtlicher Enthusiasmus auf politischem Feld von jeher den Blick für eine vernünftige, maßvolle Politik trübt. Wieder sind wir mit Juden auch an diesem Punkt in Blindheit und Schuld zusammengebunden.
Aber die gemeinsame Schuldverflochtenheit reicht noch weiter: Die den politischen Zionismus auslösende Broschüre Theodor Herzls ‚Der Judenstaat’ (1895) wurde unter dem Eindruck des Antisemitismus in Frankreich (Dreyfus-Prozeß 1894) verfaßt. Russische Juden wanderten nach den furchtbaren Pogromen von 1881-1884 und 1903-1905 nach Palästina aus, um dort eine sichere Heimstatt zu finden.
Wenn der neue Staat Israel Züge eines Selbstbehauptungswillens trägt, der das eigene Recht groß und das Recht der Araber, die ihre Heimat verloren haben. klein schreibt, so sind dieses Überwiegen des Sicherheitsbedürfnisses und das Festhalten an der Besetzung fremder Gebiete eine bittere Frucht der Ausrottung des europäischen Judentums. Sie aber hat die evangelische Kirche in Deutschland, aufs Ganze gesehen, ohne Protest geschehen lassen. (2)
Der mit der Machtstellung der Kirche seit dem 4. Jahrhundert verstärkt auftretende Antijudaismus, der Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts und die Ausrottungspolitik des NS-Regimes sind natürlich zu unterscheiden. Aber jede Gestalt dieser Feindschaft erbte weithin Denkungsart, Verhalten und Methoden ihrer Vorgänger. Es scheint darum nicht haltbar, den heutigen Antizionismus von seinen Vorläufern völlig abzutrennen und zu behaupten, er habe mit ihnen nichts zu tun. In seiner radikalen Form verneint er die Existenz des Staates Israel und zielt damit auf die Austreibung von drei Millionen Menschen ins Elend.
Die Behauptung, der Zionismus sei eine Form des Rassismus, ist von kirchlicher Seite mit Recht zurückgewiesen worden. Daß bei der Entstehung des Staates Israel Gewalt und Unrecht geschehen sind, unterscheidet diese Staatsgründung in nichts von der Gründung anderer Staaten und Reiche. Und daß auch die israelische Politik die Züge der gefallenen Menschenwelt trägt, ist kein Grund, ‚Israel’ zu verdammen. Viele Israelis sagen heute: ‚Wir wollen ein normales Volk sein - nichts weiter.’ Danach soll Israel ein moderner Staat wie alle anderen sein, und seine Politik soll sich nicht von den Methoden und Zielen der Politik anderer Staaten unterscheiden.
Gleichwohl haben seine jüdischen Bürger an dem Geheimnis teil, das über der Geschichte der Juden liegt. Das bringt der Staat Israel dadurch zum Ausdruck, dass seine Gesetze vielfältige Bezüge zu religiösen Gesetzen haben. (3) Freilich schränken diese Bezüge die Rechte der Christen jüdischer Abstammung und der arabischen Bürger Israels ein. So steht dieser neue Staat im Licht und im Schatten: Einerseits ist er für Juden und Christen ein Zeichen der Treue Gottes, der aus dem Tod Leben schafft und sein Reich vollenden wird.
Andererseits ist auch die Geschichte des Staates Israel nicht frei von menschlichem Irrtum und Zurückbleiben hinter der Berufung. Selbst jüdische Stimmen haben daran erinnert, daß Israel zum Segen für andere Völker gesetzt wurde (Gen 12,3), daß aber diese Zusage durch die ihm als Staat aufgezwungenen Auseinandersetzungen immer wieder verdunkelt wird. So können wir als evangelische Christen in Deutschland uns keinesfalls von dem weiteren Weg dieses Staates und seiner jüdischen Bürger distanzieren. Praktisch bedeutet das: Bejahung der Existenz des Staates Israel und engagiertes Suchen nach einer gerechten und umfassenden Friedensordnung im Nahen Osten. Vor allem aber gilt es, das jüdisch-christliche Gespräch bei uns fortzusetzen und zu vertiefen."
Rheinische Erklärung (1983)
Die Synode beschloss:
Beschluss zum Verhältnis von Kirche und Israel des Landeskirchentags der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland (Mai 1984)
„Wir verneinen die Meinung, daß das Judentum als das ursprüngliche Gottesvolk von der Kirche überholt oder ersetzt sei. Wir verneinen die Meinung, die Kirche könne auf das Zeugnis und Selbstverständnis des Judentums verzichten.
Mit ihrer gemeinsamen Hoffnung auf die Verheißungen und die kommende messianische Welt Gottes sind Juden und Christen zum Aufbau einer durch Recht, Gerechtigkeit und Frieden bestimmten Weltgesellschaft berufen.
Deshalb bitten wir die Gemeinden und die Bezirkskirchenverbände, aber auch die anderen Kirchen, sich mit allen Formen des Antijudaismus in Theologie und Kirche, in Verkündigung und Unterricht kritisch auseinanderzusetzen, dem Wiederaufleben des Antisemitismus in unserer Gesellschaft zu widerstehen, sensibel zu werden für die Leidens- und Hoffnungsgeschichte des jüdischen Volkes und gegen einen pauschalisierenden Antizionismus aufzustehen, der Israel eine freie und unabhängige Existenz abspricht.
Belastet mit unserer Schuld am Holocaust, erscheint uns die Vorstellung ungeheuerlich, daß deutsche Waffen im Konfliktfall gegen die überlebenden Opfer des Holocaust, gegen ihre Kinder und die übrigen Teile des jüdischen Volkes in Israel eingesetzt würden. Wir beten und hoffen, daß Israel und seine Nachbarn zu einem Leben in Frieden und Gerechtigkeit finden werden.“
Reformierter Bund: Wir und die Juden – Israel und die Kirche. Leitsätze in der Begegnung von Juden und Christen (1990)
Leitsatz VI: Israel: Volk, Land, Staat
„Dankbar preisen wir die Treue Gottes, der sein Volk erwählt hat. Wir erkennen, daß untrennbar mit der Erwählung die Landverheißung verbunden ist. Die Erinnerung an diese Verheißung ist von Israel sowohl im Land als auch in der Diaspora lebendig gehalten worden. Das zeigen unter anderem der Festkalender und die Liturgie. Diese Beziehung zum Land hat auch Eingang gefunden in den politischen Zionismus und zur Gründung und Entwicklung des Staates Israel beigetragen. In unserer Zeit sehen wir in der Rückkehr von Juden ins Land Israel eine Bestätigung der Treue Gottes.
In dem allen werden die irdisch-geschichtlichen Dimensionen der Verheißungen Gottes den Christen und allen Völkern nachhaltig vor Augen und ins Bewußtsein gerückt.
„Und ich will die übrigen meiner Herde sammeln aus allen Ländern, dahin ich sie verstoßen habe, und will sie wiederbringen zu ihren Hürden, daß sie sollen wachsen und viel werden.“ (Jer. 23, 3)
„Denn so spricht der Herr Zebaoth, der mich gesandt hat, über die Völker, die euch beraubt haben: Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an.“ (Sach. 2, 12)
Weil wir als Christen in einem besonderen Zusammenhang mit dem jüdischen Volk stehen, treten wir öffentlich für das Leben dieses Volkes ein und begleiten voll Hoffnung und Sorge das Leben der Juden im Land Israel und den Weg des Staates Israel. Wir widersprechen allen Bestrebungen, die das Lebensrecht Israels problematisieren. Mit unseren Gebeten und in politischer Verantwortung sind wir dem Staat Israel, seiner Lebensgestalt und seiner Entwicklung, besonders in seinen Gefährdungen und Bedrohungen, zugewandt und verpflichtet.“
Aus: Wir und die Juden – Israel und die Kirche. Leitsätze in der Begegnung von Juden und Christen, hrsg. von Maik Fleck (Reformierte Akzente 3), 2. Aufl. Wuppertal 1997
Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE): Kirche und Israel (2001)
Ein Beitrag der reformatorischen Kirchen Europas zum Verhältnis von Christen und Juden
Unter Teil I: Israel und die Kirche:
„Die Frage einer theologischen Deutung des Staates Israel wird von den Kirchen unterschiedlich beantwortet. In einigen Erklärungen wird die Gründung dieses Staates im Jahre 1948 ausdrücklich als ein geschichtliches Zeichen der Treue Gottes zu seinem Volk gewertet; in anderen Erklärungen fehlt eine theologische Aussage über den Staat Israel. Ein weitgehender Konsens besteht darin, daß sorgfältig unterschieden wird zwischen der biblischen Landverheißung an das Volk Israel und dem säkularen Staat Israel. In der erwähnten österreichischen Erklärung aus dem Jahre 1998 wird die Hoffnung ausgesprochen, daß ‚dieser Staat mit seinen Nachbarn – insbesondere mit dem palästinensischen Volk – in gegenseitiger Achtung des Heimatrechtes einen sicheren Frieden findet, so daß Juden, Christen und Muslime friedlich zusammenleben können’.“
"1.1.3 Die Kirche ist aus geschichtlichen und theologischen Gründen mit Israel in Solidarität verbunden. Dies gilt auch dann, wenn Kirchen zum arabisch-israelischen Konflikt und zu aktuellen politischen Entscheidungen der Regierung des Staates Israel kritisch Stellung nehmen. Die Kirchen treten allen Tendenzen entgegen, die zionistische Bewegung, die zur Gründung des Staates Israel führte, als rassistisch zu diffamieren. Die Kirchen unterstützen alle Bemühungen des Staates Israel und seiner Nachbarn, insbesondere des palästinensischen Volkes, in gegenseitiger Achtung einen sicheren, dauerhaften und gerechten Frieden zu finden und zu bewahren. Die Frage, ob die Gründung und Existenz des Staates Israel auch für Christen eine theologische Bedeutung hat, wird in den Kirchen unterschiedlich beantwortet und bleibt eine Herausforderung für die Kirchen. In diesem Zusammenhang ist jede direkte politische Inanspruchnahme der biblischen Landverheißungen zurückzuweisen. Ebenso sind alle Deutungen, die diese Verheißungen im Licht des christlichen Glaubens als überholt ansehen, abzulehnen. Die christliche Wahrnehmung der Erwählung Israels als Volk Gottes kann in keinem Fall dazu führen, daß die Unterdrückung von politischen, ethnischen und religiösen Minoritäten religiös legitimiert wird."
Unter Teil III: Die Kirche in Israels Gegenwart:
"Die Kirchen unterstützen alle Bemühungen des Staates Israel und seiner Nachbarn, insbesondere des palästinensischen Volkes, in gegenseitiger Achtung einen sicheren, dauerhaften und gerechten Frieden zu finden und zu bewahren. Die Frage, ob die Gründung und Existenz des Staates Israel auch für Christen eine theologische Bedeutung hat, wird in den Kirchen unterschiedlich beantwortet und bleibt eine Herausforderung für die Kirchen. In diesem Zusammenhang ist jede direkte politische Inanspruchnahme der biblischen Landverheißungen zurückzuweisen. Ebenso sind alle Deutungen, die diese Verheißungen im Licht des christlichen Glaubens als überholt ansehen, abzulehnen. Die christliche Wahrnehmung der Erwählung Israels als Volk Gottes kann in keinem Fall dazu führen, daß die Unterdrückung von politischen, ethnischen und religiösen Minoritäten religiös legitimiert wird."
Quelle der Auszüge soweit nicht anders angegeben: Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1945-1985, hrsg. von Rolf Rendtorff und Hans Hermann Henrix, 2. Aufl. München 1989
- Schalom Ben-Chorin. Im jüdisch-christlichen Gespräch, Berlin 1962, S. 99.
- Erst 1943 hat die Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union in einem Wort zum Bußtag den Mord au den Juden verurteilt. Darin wird vor der Übertretung der 10 Gebote gewarnt. Jeder Hinweis auf ein Gebot beginnt mit dem Ruf: ‚Wehe uns!’ Zum 5. Gebot heißt es: ‚Wehe uns und unserem Volk, wenn das von Gott gegebene Leben für gering geachtet und der Mensch, nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen, nur nach seinem Nutzen bewertet wird; wenn es für berechtigt gilt. Menschen zu töten, weil sie für lebensunwert gelten oder einer anderen Rasse angehören, wenn Haß und Unbarmherzigkeit sich breit machen. Denn Gott spricht: ‚Du sollst nicht töten’.’ Doch fand diese Kanzelabkündigung in den sich verschärfenden Luftangriffen auf Deutschland vermutlich wenig Beachtung.
- Gemeint sind Bezugnahmen auf den Talmud. der eine Sammlung von Bestimmungen enthält, die die alttestamentliche Weisung weiterführen und für das Leben des einzelnen Juden anwendungsfähig machen sollen."
- „Wir rufen erneut unsere Gemeinden und die Öffentlichkeit zur Umkehr auf. Wir dürfen nicht unwidersprochen hinnehmen, wenn der Libanon-Krieg und seine schrecklichen Folgen unseren jüdischen Mitbürgern zur Last gelegt werden. Sie hatten auf die Entstehung und den Verlauf dieses Krieges keinen Einfluß. Wir ermutigen die Glieder unserer Kirche, offen für unsere jüdischen Mitbürger einzustehen, wo immer diese auf alte oder neue Vorurteile stoßen. Ebenso bitten wir insbesondere evangelische Eltern und Lehrer, entschieden dazu beizutragen, daß die jüdischen Mitbürger ohne Bedrohung und Angst mit uns leben können.
- Wir verurteilen, wie in manchen Medien über die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten berichtet wurde. Wer Entscheidungen einer demokratisch legitimierten und demokratischer Opposition ausgesetzten Regierung - mag er sie für falsch und verhängnisvoll halten - mit Begriffen wie „Holocaust" und „Endlösung" bezeichnet, beleidigt die Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtung.
- Wir wehren uns gegen einen neuen Antisemitismus, der sich als Anti-Zionismus oder Anti-Beginismus tarnt und mit kaum verhohlener Schadenfreude darauf hinweist, daß der Staat Israel durch seine militärischen Aktionen in Schuld verstrickt wurde.
- Aus dem Synodalbeschluß von 1980 folgt nicht der Verzicht auf Kritik an bestimmten Entscheidungen der jetzigen Regierung Israels. Doch ist zu beachten, daß die Gefühle jüdischer Mitbürger verletzt werden können. Auch müssen sich Christen hüten, mit solcher Kritik dem alten und neuen Antisemitismus Vorschub zu leisten oder an Versuchen wahrheitswidriger Entlastung von historischer deutscher Verantwortung teilzuhaben.
- Wir hoffen auf Frieden im Nahen Osten und eine für alle an dem Konflikt beteiligten Völker und Gruppen gerechte Lösung. Wir wünschen, daß von allen Menschen in dieser Region endlich die Angst weicht, daß das Leiden unschuldiger Menschen beendet wird und daß ein dauerhafter Frieden im Nahen Osten auch zu einer freieren Begegnung zwischen Juden und Christen führt.
- Wir rufen alle Glieder unserer Kirche auf, sich mehr noch als bisher mit Glauben, Wesen und Geschichte des jüdischen Volkes zu beschäftigen und damit zur Verwirklichung des Synodalbeschlusses von 1980 beizutragen.“
Barbara Schenck
Am 28. Juni 2011 vor zehn Jahren markierte die GEKE-Studie „Kirche und Israel“ einen Meilenstein in den jüdisch-christlichen Beziehungen. Zu ihrem Jubiläum tagten rund 40 Experten aus Europa in Arnoldshain und riefen erneut zu ihrer Umsetzung auf.
Das Verhältnis Israels zu seinem Land ist kaum bedacht in christlicher Dogmatik. Anders bei Friedrich-Wilhelm Marquardt: Der evangelische Theologe lädt in seiner Eschatologie dazu ein, das jüdische Volk und seinen Staat als "neue Tatsache" wahrzunehmen.
"Jetzt können wirs in der Zeitung lesen: Gott hält seine Verheißung.“ - So Karl Barth unter dem Eindruck des militärischen Sieges Israels im Sechtstagekrieg.
In dem Anspruch des jüdischen Volkes auf das Land Israel sieht der Alttestamentler Frank Crüsemann die möglicherweise größte Herausforderung für christliche Theologie dieser Tage. Er benennt drei Problemfelder einer christlich-theologischen Beurteilung des Staates Israel und erinnert an drei Aspekte, die für weitere kirchliche Stellungnahmen zum jüdischen Staat zu bedenken sind.