Predigt zu 1. Samuel 3,1-21 von Martin Filitz, Halle
"Samuel ist ein Kind. Das heißt aber auch: er ist noch nicht verbraucht. Seine Wahrnehmungsfähigkeit ist noch nicht abgenutzt. Wo die Erwachsenen schon lange nicht mehr hinhören, hört er die leisen Töne. Wenn die Erwachsenen Gottes Stimme durch ihren selbstgemachten Lärm übertönen, hört er, was hinter dem Lärm eher leise statt laut wird. Seine Ohren sind noch nicht abgenutzt. Sein Gefühl ist noch nicht abgestumpft."
Predigt zu Jesaja 9,1-6 von Martin Filitz
"...wer ist dieses Kind? – die Christen haben 800 Jahre später gesagt: Dieses Kind ist das Krippenkind aus Bethlehem, der Sohn der Maria und des Joseph, über dem die Engel von dem Frieden auf Erden singen. Das ist nicht falsch – ganz im Gegenteil! Aber Jesajas Zeitgenossinnen und Zeitgenossen hätten mit einer solchen Auskunft wenig anfangen können, dass das Kind erst in ferner Zukunft zur Welt kommen solle."
Predigt zu Richter 11,29-40 von Martin Filitz
"er biblische Erzähler hat noch nicht einmal einen Namen für die junge Frau. Sie ist und sie bleibt Jephtas Tochter. Wusste der biblische Erzähler ihren Namen nicht? Oder wollte er ihn bewußt nicht nennen? Als Georg Friedrich Händel im Jahre 1751 sein letztes Oratorium „Jephtah“ schrieb, da gab sein Textdichter, der Pastor Thomas Morell, dem Mädchen einen Namen. Bei ihm heißt sie Iphis. Und man wird nicht fehl gehen, wenn man hier einen Anklang an die antike Erzählung von der Iphigenie denkt, die geopfert werden musste, damit die Winde günstig waren und die Griechen nach Troja segeln konnten.
Predigt über 1. Mose 4, 1-16 von Martin Filitz, Halle
"Der gesengte Blick erkennt auch den Bruder nicht mehr. Wer nach unten sieht, der erkennt bestenfalls noch die eignen Füße, aber nicht mehr den Neben-Menschen, die Ehefrau, das Kind. Kain kennt keine Verwandten mehr. Er ist nur noch mit sich selbst beschäftigt und dem, was in ihm hochkocht. So geht er zu seinem Bruder Abel aufs Feld."