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Reformierte aus Ungarn stellen sich kritischen Fragen
Die Reformierte Kirche Ungarns ist auf dem Kirchentag in Hamburg mit einem eigenen Stand vertreten und macht auf einen internen „Umbruch“ aufmerksam.
Am Donnerstag Nachmittag unterhielten sich der Bischof der Reformierten Kirche Ungarns und der Generalsekretär des Reformierten Bundes „auf Augenhöhe“, wie es in der Ankündigung hieß. Um den Stand in der Halle A1 versammelten sich mehr und mehr Menschen und lauschten, was der Vertreter der ungarischen Reformierten zur politischen Situation in seinem Land zu sagen hatte. Die Fragen von Jörg Schmidt ließen kein heißes Eisen aus, zielten aber darauf, ein besseres Verständnis herzustellen.
Den politischen Rechtsruck begründete Bölcskei mit der katastrophalen Wirtschaftspolitik der sozialistischen Vorgängerregierung. Die relativ stabile soziale Lage nach der Wende sei in den Jahren vor 2010 ins Wanken geraten. Von der rechtsgerichteten Regierung würden mit ihrer Zweidrittelmehrheit nun viele Reformen auf den Weg gebracht, auf die man sich vorher nicht habe einigen können. Die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Presse sieht der Bischof nicht gefährdet: „Alle Meinungen, auch radikale, stehen täglich in den Zeitungen und werden über das Internet verbreitet.“
Dass die Regierung forsch vorgehe, räumte Bölcskei durchaus ein. Die Regierung habe Fehler gemacht und keine Zeit für Diskussionen gelassen. Auch die aggressive Vertretung nationaler Interessen gegenüber Europa sieht er kritisch. Sie sei aber darin begründet, dass eine angemessene Interessenvertretung jahrelang nicht stattgefunden habe und das Land so heruntergewirtschaftet worden sei.
Auf Rassismus und Antisemitismus in Ungarn angesprochen, bat das Oberhaupt der Reformierten in Ungarn um eine differenzierte Betrachtung: Sowohl die Reformierte Kirche als auch die Regierung unterbinde rechtsradikale und judenfeindliche Aktionen. Bölcskei nannte dafür auch Beispiele aus der jüngsten Zeit.
Ein angebliches Zerwürfnis zwischen der Generalsynode und der Regierung sei einem Missverständnis geschuldet. An vereinbarten Gesprächen habe die Kirchenleitung nur deshalb nicht teilgenommen, weil parallel dazu die Synode tagte.
Schmidt beendete das einstündige Gespräch mit dem Aufruf, weiter offen und auf Augenhöhe miteinander im Gespräch zu bleiben. „Die Frage muss lauten, was wir gemeinsam gegen Antisemitismus und rechtsradikale Umtriebe tun können.“
Der Stand der Reformierten Kirche in Ungarn zeigt eine ganze Reihe von sozialen Projekten, die übers Land verteilt der Armut entgegenwirken. Darunter sind auch Projekte, die sich um Roma kümmern. Diese bringen ihre eigene Kultur und ihre Gebräuche in die Kirche mit und dafür finden nichtüberall aber immer öfter Verständnis und werden integirert.
In der Reformierten Kirche in Ungarn (RKU) läuft ein Reformprogramm das sich OSTinWEST nennt und die Vielfalt aufnimmt. Der Stand der RKU wird von der Evangelischen Kirche im Rheinland unterstützt.
Die Reformierte Kirche in Ungarn besteht aus 1249 Gemeinden, 27 Kirchenkreisen und 4 Kirchendistrikten. Zur Generalsynode der RKU kommen 100 Delegierte zusammen.