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Kritik an Vergabe des Deutschen Medienpreises an Mitri Raheb
Medienpreis für einen Antisemiten? Besorgte Anfrage an den Laudator Bundespräsident a.D. Roman Herzog
Neuer Beitrag im Deutschlandfunk, 23. Februar 2012 >>>
Interview mit Mitri Raheb in der Badischen Zeitung (24.2.2012) >>>
Roman Herzog würdigt palästinensischen Theologen, idea (25.2.2012)
Bereits im Januar, kurz nach Bekanntgabe der Preisträger durch Media Control >>>, wandte sich der Weinheimer Theologe und Erzieher Albrecht Lohrbächer an Roman Herzog: "Da wir uns in unserer Arbeit in Israel und auch hier seit Jahren regelmäßig mit falschen Aussagen, mit nationalistischer Theologie (à la Deutsche Christen) und als Folge davon mit der daraus entstandenen Hetze gegen Israel und der systematisch betriebenen Delegitimation Israels durch Mitri Raheb auseinandersetzen (müssen), kann ich dieser Ehrung wegen nur Widerspruch einlegen." (So in einer Meldung auf israelnet.com vom 25.1.2012 >>>)
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, erinnerte am Mittwoch (15.2.) daran, dass der evangelische Theologe Raheb >>> "ganz wesentlich" verantwortlich sei für das umstrittene "Kairos-Papier" von palästinensischen Christen, in dem unter anderem ein Boykott israelischer Waren befürwortet wird, meldete evangelisch.de >>>
Der Deutsche Koordinierungsrat, Dachverband von über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland, brachte in einer Presseerklärung >>> sein "großes Befremden" darüber zum Ausdruck, dass Herzog bereit sei, als Laudator für den umstrittenen Theologen Raheb zu wirken.
Als ehemaliger Schirmherr des Deutschen Koordinierungsrates habe Herzog sich stets "auch mit unseren Zielen verbunden" und sich "entschieden gegen alle Formen der Judenfeindschaft, religiösen Antijudaismus, rassistischen und politischen Antisemitismus sowie Antizionismus" eingesetzt. Umso weniger könne man verstehen, dass er nun einen Theologen zu würdigen gedenke, der in seiner Theologie "jahrhundertealte judenfeindliche Stereotypen palästinensisch neu" belebe und ausdrücklich die Überzeugung vertrete, "Israel sei in den biblischen Verheißungen Gottes durch Palästina" zu ersetzen und zudem sei "Jesus Palästinenser und kein Jude".
Gerade in Deutschland müsse das in fataler Weise an "Kirche und Theologie des Nationalsozialismus" erinnern, als "das Heil vom jüdischen auf das deutsche Volk übergehen" sollte und "Jesus als Arier galt". Vor diesem Hintergrund müsse Rahebs "palästinensische Befreiungstheologie ganz klar als antisemitisch" bezeichnet werden. Der Brief schließt mit der besorgten Anfrage, wie Herzog Mitri Raheb würdigen könne, ohne dessen "Theologie zu verschweigen und seine Juden- wie Israelfeindschaft zu übergehen".
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Weiterer aktueller Beitrag:
24.02.2012, 16:20 Uhr
Warum kritisiert der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit die Lobrede für Mitri Raheb?
In der anhaltenden Kontroverse um die Verleihung des "Deutschen Medienpreises" an Mitri Raheb hat sich der evangelische Präsident des DKR, Ricklef Münnich, heute wie folgt nochmals zu Wort gemeldet:
Warum kritisiert der Deutsche Koordinierungsrat die Lobrede für Mitri Raheb?
Dr. Mitri Raheb wird in Deutschland mit einer öffentlichen Laudatio geehrt. Wofür kann er gelobt werden? Sicher für die Bildungs- und Begegnungsstätten, „die das alltägliche Leben für die Menschen in Bethlehem leichter machen“(1). Christliche Palästinenser brauchen eine eigene und auch eigenstaatliche Zukunft. Warum gibt es dann Kritik an Dr. Raheb?
Mitri Raheb ist kein „leiser Friedensstifter“(1). Er fordert uns in Deutschland zu einer Radikalisierung gegenüber einem vorgeblich rassistischen Staat Israel auf. Er sagt: „Wir steuern auf das schlimmste Apartheidsystem der Welt zu.“(2) Er verlangt von der internationalen Gemeinschaft den Boykott von Waren aus Israel.(3) Sein Ziel: Eine Welt, die Israel, den noch immer einzigen demokratischen Rechtsstaat im Nahen Osten, als Unrechtssystem und gefährlich – wie „bestimmte Deos (,die) umweltschädliches Treibgas enthalten“(4) – anprangert.
Für Raheb ist die „israelische Besatzung“ alleiniger Grund allen Übels. Im Blick auf die Auswanderung junger Christen sagt er: Wir „weisen jedes Argument zurück, dass die Probleme von Muslimen und nicht vielmehr von der Besatzung verursacht werden.“(5) Er verschweigt, dass es in Bethlehem keinen einzigen israelischen Soldaten mehr gibt. Er verschweigt, dass es ein Wirtschaftswachstum von 9% gibt. Er verschweigt, dass nach dem „arabischen Frühling“ die Situation in Bethlehem die wohl beste in der ganzen Region außerhalb Israels ist.
Schlimmer jedoch: Mitri Raheb bezeichnet die israelische Besatzung als „Sünde“(6). Er vermischt Politik und Theologie. Er zitiert die jüdisch-messianische Hoffnung Lukas 1,51-52 und wendet sie gegen Israel als „das Böse“(7). Sein „neuer Weg des Denkens“(8) enteignet Israel als Volk. Als „das Rom der Bibel“(9), als Erzfeind also, hat es kein Recht auf das Land. Nicht Israel, sondern „tatsächlich unsere Vorväter schrieben die Bibel“, ihnen „wurde die Offenbarung gegeben“.(10)
Die bleibende Erwählung Israels und die Bundestreue Gottes mit dem gelobten Land sind für Christen und Kirchen in Deutschland unaufgebbbare Aussagen aus der Mitte christlichen Glaubens. Darum ist Mitri Raheb zu widersprechen!
24. Februar 2012
Ricklef Münnich
Ev. Präsident des DKR
1 Begründung der „Media Control“ für den Deutschen Medienpreis 2011: http://www.deutscher-medienpreis.de/
2 Arbeitshilfe der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Baden-Württemberg (ACK-BW) zum Kairos-Dokument der Christinnen und Christen in Palästina. Ihr ist das Zitat Rahebs vorangestellt: „Wir steuern auf das schlimmste Apartheidsystem der Welt zu. Kann die internationale Gemeinschaft das zulassen?“
3 Im sog. Kairos-Dokument „Die Stunde der Wahrheit: Ein Wort des Glaubens und der Hoffnung aus der Mitte des Leidens der Palästinenser“ http://www.oikoumene.org/de/dokumentation/documents/other-ecumenical-bodies/kairos-palaestina-dokument.html wird als „Unser Wort an die internationale Gemeinschaft“ (7-1) gefordert „eine Reaktion auf das, was die zivilen und religiösen Institutionen vorgeschlagen haben: nämlich endlich ein System wirtschaftlicher Sanktionen und Boykottmaßnahmen gegen Israel einzuleiten.“
4 Interview mit Mitri Raheb in der FR vom 17.02.2012: http://www.fr-online.de/medien/deutscher-medienpreis-medienpreis-fuer-friedensstifter-oder-judenfeind-%20,1473342,11658214.html
5 „The Bethlehem Call: Here we stand – Stand with us“ von Dezember 2011, mitverfasst von Mitri Raheb. We „reject any argument aimed at convincing Palestinians and the international community that the problems are caused by Muslims rather than the Occupation.“ http://globalministries.org/news/mee/pdfs/Kairos-Palestine-The-Bethlehem-call-Dec-2011.pdf
6 „Die Stunde der Wahrheit: Ein Wort des Glaubens und der Hoffnung aus der Mitte des Leidens der Palästinenser“ (sog. Kairos-Papier): „Sünde der Besetzung, die uns aufgezwungen worden ist“; „Wir erklären ferner, dass die israelische Besetzung palästinensischen Landes Sünde gegen Gott und den Menschen ist“; „die israelische Besetzung ist ein Übel und eine Sünde, denen entgegengetreten werden muss und die beseitigt werden müssen“. http://www.oikoumene.org/de/dokumentation/documents/other-ecumenical-bodies/kairos-palaestina-dokument.html
7 Ebd., Abschnitte 3-2, 3-5, 4-2, 4-2-1, 4-2-4, 4-2-5, 4-3, 5-1, 10.
8 „Contextual Palestinian Theology as It Deals with Realities on the Ground“. Vortrag Dr. Rahebs im März 2010 auf der Konferenz „Christ at the Checkpoint“ in Bethlehem. http://www.christatthecheckpoint.com/lectures/Mitri_Raheb.pdf
9 Ebd.
10 Ebd.
bs, 16. Februar 2012, 24. Februar 2012
WESTFALEN - Der westfälische Präses Dr. Alfred Buß hat dem palästinensischen Pfarrer Dr. Mitri Raheb zur Verleihung des Deutschen Medienpreises gratuliert. Er habe „den Menschen in Palästina Zukunft und Hoffnung gegeben“, schrieb Buß als leitender Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen an Raheb.