Calvin: Gotteserkenntnis und Menschlichkeit
Einsichten in die Theologie Calvins von Eberhard Busch
"All unsere Weisheit umfasst im Grunde
eigentlich zweierlei: die Erkenntnis Gottes
und unsere Selbsterkenntnis.
Diese beiden aber hängen vielfältig zusammen."
Johannes Calvin
Der Untertitel »Einsichten in die Theologie Johannes Calvins« zeigt an, worum es Busch geht. Er möchte der verbreiteten »enormen Unkenntnis dieses Reformators und seines Werkes, auch unter Theologen« entgegenwirken. Man ist »oft genug in Denkschablonen, in grober Polemik oder auch einfach in Unkenntnis an ihm vorbeigegangen«, schreibt er mit Recht.
Busch ist sich bewusst, dass sein Buch nicht ohne eine gewisse Bereitschaft zur geistigen Anstrengung, darum aber auch nicht ohne großen Gewinn an Einsichten zu lesen ist. Sein Versprechen: »Aber wer sich ihr unterzieht, den wird es nicht reuen«, wird jeder erfüllt finden, der sich auf das Buch einlässt.
Busch hat sein Buch in sieben Kapiteln angelegt, die jeweils für sich selbst gelesen und verstanden werden können. Am Anfang steht die Stellung Calvins zur Trinitätslehre, eine mit dem Prozess gegen Servet und seinem Ende auf dem Scheiterhaufen wohl für immer verknüpfte Thematik. Busch gelingt es, Calvins Position herauszuarbeiten und verständlich zu machen.
Der letzte Beitrag des Buches wird vermutlich auf noch größeres Interesse stoßen. Hier wird den Impulsen nachgegangen, die von Calvin auf die Entstehung der demokratischen Staats- und Gesellschaftsform ausgegangen sind. Dieser Beitrag ist von allen wohl der allgemeinverständlichste. Hier wird der Titel des Buches »Gotteserkenntnis und Menschlichkeit« als Zusammenfassung des dargestellten Inhalts am deutlichsten erkennbar.
Die fünf mittleren Beiträge des Buches sind Themen gewidmet, die Calvin im Gespräch mit unterschiedlichen Gruppierungen seiner Zeit zeigen. Das Kapitel »Glaube und gute Werke« greift ein Thema auf, das durch die mit dem Konzil von Trient aufgebrochene innerkatholische Reform auf neue Weise zum Diskussionsthema zwischen Evangelischen und römischen Katholiken geworden war.
In dem Kapitel »Gottes ewige Erwählung« erleben wir Calvin im Gespräch mit den Humanisten; das fünfte Kapitel »Bekennende Gemeinde oder Volkskirche?« behandelt eine Thematik, die innerhalb der reformierten Kirchen selbst unterschiedlich gelöst wurde; das sechste Kapitel »Abendmahlsgemeinschaft« stellt nicht nur die unterschiedlichen Positionen Luthers und der Züricher Reformation dar, sondern zeigt Calvin als den Theologen, der die Einheit der Kirche in dieser schwierigen Frage gefördert hat, ohne verhindern zu können, dass die Evangelischen hier letztlich auseinander gingen, bis sie 1973 in der Leuenberger Konkordie wieder zueinander fanden. Das dritte Kapitel »Beten und Hoffen« zeigt »die Perspektive des wandernden Gottesvolks in ihrer Gültigkeit auch für die neutestamentliche Gemeinde«.
Busch hat ein Buch vorgelegt, das auf 170 Seiten eine Fülle von Informationen und Einsichten vermittelt. Solche Bücher müsste es noch mehr geben. Die Menschen, die auf solche Bücher warten, gibt es schon.
Dr. Alfred Rauhaus
Quellle: Der Grenzbote vom 13. August 2006; zuerst veröffentlicht im Sonntagsblatt für evang.-ref. Gemeinden
Eberhard Busch
Gotteserkenntnis und Menschlichkeit
Einsichten in die Theologie Johannes Calvins
2005, 179 Seiten, Paperback
ISBN 3-290-17366-6
EUR 18.80 (D)/19.10 (A)/CHF 29.80
Mit seinem Buch »Gotteserkenntnis und Menschlichkeit« hat Eberhard Busch, ehemals Professor für Reformierte Theologie in Göttingen, ein Werk vorgelegt, das für studierte Theologen und Theologinnen ebenso wie für theologisch interessierte andere Gemeindeglieder geschrieben ist, meint Alfred Rauhaus. Eine Rezension.
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