''Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach...'' Mt.16,24: Diese Aufforderung Jesu ist für viele Christen in der Welt unmittelbare Realität. Sie müssen für ihren Glauben harte Konsequenzen in Kauf nehmen, manchmal sogar einen gewaltsamen Tod. Für viele von ihnen ist es sehr wichtig zu wissen, dass sie in der weltweiten Gemeinschaft der Kirchen nicht vergessen werden, sondern von den Gebeten anderer Christinnen und Christen getragen werden. Aus diesem Grund hier der Vorschlag, an jedem Sonntag der Passionszeit eines der Betroffenen namentlich zu gedenken und für ihn/sie und alle, die um sie trauern zu beten.
Für Invokavit stellt Sylvia Bukowski das Schicksal von Shabhaz Bhatti aus Pakistan vor,
für den Sonntag Reminiscere bietet die EKD umfangreiches Material über die Situation der Christen in Indien.
Für den Sonntag Okuli stellt Sylvia Bukowski den Anfang 2010 ermordeten kongolesischen Menschenrechtsaktivisten Floribert Chebeyavor.
Am Sonntag Judika erhält Rabbi Nahum Janchiker das Wort.
Rabbi Nahum Janchiker – die letzte Mahnpredigt in der Musar-Jeschive in Slabodka, Kovno, wenige Augenblicke vor der deutschen Invasion:
„Mit dem vollen Gewicht meiner Autorität als Rabbiner befehle ich euch, mich hier zu verlassen. Ihr müsst fliehen und euch retten. Gebt acht auf eure Körper und Seelen. Bringt euer Leben nicht unnötig in Gefahr.... Ich bitte euch und beschwöre euch, dass ihr stets all jener aus unserem Volk gedenkt, die der Hand der Mörder zum Opfer fielen. Es ist nicht Sache von Menschen, darüber zu urteilen, wer von ihnen heilig ist und wer nicht.... Werdet nicht verbittert... Lasst eure Worte strömen und druckt sie als Buchstaben ab. Das ist die größte Vergeltung, die ihr an diesen bösen Menschen üben könnt. Trotz des wütenden Zorns unserer Feinde werden die heiligen Seelen unserer Brüder und Schwestern dann lebendig bleiben. Die Bösen planten, ihre Namen von der Erdoberfläche zu vertilgen, aber Menschen können Buchstaben nicht vernichten. Denn Worte haben Flügel. Sie erheben sich zur himmlischen Höhe und bleiben bis in Ewigkeit.“
Aus: Jonathan Magonet, Hg: Das jüdische Gebetbuch II, Gebete für die Hohen Feiertage, S. 522.
Information für die Gemeinde: Anfang Juni 2010 ist der kongolesische Menschenrechtsaktivist Floribert Chebeya ermordet worden. Der 46 jährige hat Frau und 5 Kinder hinterlassen. Als Direktor der Menschenrechtsorganisation“ La Voix des Sans Voix (die Stimme derer, die keine Stimme haben) hat er immer wieder die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen unter der Regierung Joseph Kabilas angeprangert und sich auch durch vermehrte Morddrohungen nicht einschüchtern lassen. Nicht einmal seine Kirche hat ihn dabei klar und öffentlich unterstützt. In der Fürbitte soll seiner und all derer gedacht werden, die in mutiger Nachfolge Jesu Christi für Frieden und Gerechtigkeit im Kongo arbeiten.
Gnädiger und gerechter Gott,
wir danken dir,
dass wir mit Menschen auf der ganzen Welt verbunden sind
durch deinen Sohn Jesus Christus.
Im Geist seiner Achtsamkeit
wollen wir über die schlimmen Ereignisse der vergangenen Tage
das unbeachtete Leid der Christen und Christinnen im Kongo nicht vergessen.
Täglich werden sie von Willkür und Gewalt bedroht.
und die, die Recht und Gerechtigkeit einklagen,
riskieren ihr Leben.
Aber mit ihrer Tapferkeit bezeugen sie,
wie stark der Glaube an dich macht.
Das Vertrauen auf deine Verheißungen
hat auch Floribert Chebeya beseelt.
Nun haben seine Mörder seine Stimme zum Schweigen gebracht.
Aber die Hoffnung, für die er öffentlich einstand,
haben sie nicht brechen können.
Andere Christen und Christinnen tragen sie weiter.
Portrait von Shabhaz Bhatti,
dem ermordeten Minister für religiöse Minderheiten in Pakistan:
Am 2.3.2011 wurde der einzige Christ in der Regierung Pakistans, Shabhaz Bhatti, ermordet. Sein Anliegen war, das sog. Blasphemiegesetz abzuschaffen, das jede Beleidigung des Propheten Mohammed und des Isalm mit dem Tod bestraft. Bhatti hat oft erlebt, wie dieses Gesetz zur Einschüchterung und falschen Anklage gegen Christen benutzt wird. Konkret hat er sich in den vergangenen Monaten für die christliche Tagelöhnerin Asia Bibi eingesetzt, die aufgrund falscher Anschuldigungen zum Tode verurteil ist. Bhatti wusste, dass er mit seinem Engagement sein Leben aufs Spiel setzte. Trotzdem hat er nicht aufgegeben. Er starb 42 jährig im Kugelhagel religiöser Fanatiker, und sein Tod wurde von den Islamisten bejubelt.
Fürbitte am Sonntag Reminiszere
von Sylvia Bukowski
Du Gott des Lebens,
wir danken dir,
dass es so viele tapfere Christen in aller Welt gibt,
Menschen, die am Bekenntnis zu dir festhalten,
auch wenn es ihr Leben in Gefahr bringt.
Wir bitten dich für unsere Schwestern und Brüder,
die täglich Bedrohungen ausgesetzt sind,
für die Verschleppten und Gefolterten,
die Vergewaltigten und Verstümmelten:
Lass sie nicht zerbrechen an ihrem Leiden
und errette sie aus der Hand ihrer Peiniger!
Gott, du kennst die Deinen
und du weißt: viele Verfolgte haben Angehörige und Freunde verloren,
ihre Kirchen und Häuser sind zerstört worden
und sie mussten in Eile fliehen
vor der Gewalt einer fanatisierten Menge.
Tröste du sie in ihrer Trauer,
lindere ihren Schmerz an Leib und Seele
und lass sie Zuflucht finden
bei anderen Menschen und bei dir.
Herr, unser Gott, wir bitten dich auch für die Christenhasser,
die Angst und Schrecken um sich verbreiten
und die so viel Leben und Glück zerstören.
Gebiete ihnen Einhalt,
Zieh sie zur Rechenschaft
und ändere ihr Herz!
Gott, reiß uns aus unserer Gleichgültigkeit fremden Schicksalen gegenüber.
Mache auch uns mutiger im Bekennen unseres Glaubens,
empfindsamer für das Leid unserer verfolgten Schwestern und Brüder
und entschlossener, für deren Rechte einzutreten.
Sonntag Reminiszere: Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen 2012 – Schwerpunkt Maghreb
Material für den Sonntag Reminiszere 2011 >>>