Provokation
Herausforderung
Provokation
Ralf Stegner wurde bei der Friedensdemo am 3. Oktober in Berlin ausgebuht, als er vom "russischen Angriffskrieg" sprach. Die gebuht haben, sehen es wohl als pazifistisch an, Aggressoren nicht mehr als solche zu bezeichnen.
Pazifismus ist – ähnlich wie Gerechtigkeit und Freiheit – für manche ein Ideal, für andere eine Lösung. Der Ansatz ist aber in keinem Fall, Gewalt zu verharmlosen, sondern ihr mit anderen Mitteln zu begegnen.
Eine Alternative zum Gegenhalten mit Waffen ist der gewaltlose Widerstand. Dieser erfordert Vorbereitung, ein hohes Maß an Zusammenhalt, Solidarität und Bereitschaft zum Leiden. Das von Anderen zu verlangen, ist zumindest schwierig. Vor allem dann, wenn man sich selbst mit dieser Idee nicht einmal im Ansatz beschäftigt. In der Friedensbewegung der 80er Jahre wurde viel darüber diskutiert. Derzeit ist davon nichts zu hören. Aber vielleicht deshalb, weil es genau an den genannten Voraussetzungen fehlt.
Georg Rieger RefApp
Ja, es sollte in Deutschland der Notstand ausgerufen werden. Allerdings aus einem anderen Grund als von Friedrich Merz vorgeschlagen hat. Es herrscht ein akuter Bildungsnotstand im Bereich der Mathematik. Selbst das Känguru von Marc Uwe Kling kann es besser: Die alarmierende Zahl, die uns dazu bewegen soll, die Grenzen zu schließen und die Idee vom Europa der offenen Grenzen zu begraben: 20 So viele Opfer islamistischer Gewalt gab es seit dem Jahr 2000 – also in 24 Jahren! Zum Vergleich: Jedes Jahr sterben hunderte Menschen (2023: 665) durch überhöhte Geschwindigkeit. Ein Tempolimit gibt es aber nicht.
Der Vergleich von Todesopfern verbietet sich eigentlich, weil jeder Fall eine Tragödie ist. Und die Gefahr durch islamistischen Terror soll auch gar nicht kleingeredet werden. Doch Millionen Menschen in unserem Land oder auf der Flucht hierher pauschal zu beschuldigen, hat keinen rational nachvollziehbaren Grund, sondern lenkt von den wahren Problemen ab. Und es spielt denen in die Karten, die unsere Demokratie durch das Schüren von Ängsten zerstören wollen.
Marc Uwe Kling, Nationaler Notstand: https://www.youtube.com/watch?v=ekxkveEnE2k
Georg Rieger, Nürnberg
Der Comedian Luke Mockridge hat sich für seine Witze über die Paralympics entschuldigt. Er habe eigentlich höchsten Respekt vor den Leistungen der behinderten Sportler*innen. Es bleibt die Frage, warum jemand – insbesondere mit seiner Reichweite – zutiefst verletzende Sprüche für witzig hält.
Überhaupt nicht einsichtig zeigen sich die Hosts des Podcasts „Die Deutschen“, Nizar Akremi und Shayan Garcia. Sie werfen ihren Kritiker*innen „Cancel Culture“ vor – insbesondere der zweifachen Olympiasiegerin Kristina Vogel, die alles ins Rollen gebradht hat. Es gehe ihr nur um Aufmerksamkeit für ihr Buch, sagen Akremi und Garcia.
Nun bekommt Kristina Vogel in den sozialen Medien den gesammelten Hass derer ab, die vorgeben, für die Meinungsfreiheit zu kämpfen. Auch Todesdrohungen gegen die behinderte Sportlerin sind darunter.
In Kommentaren geht es immer wieder um die Frage, ob denn überhaupt noch über irgendetwas gelacht werden dürfe. Die traurigste Form des Humors ist die verletzende. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Nicht zur Ansicht empfohlen: https://www.brisant.de/stars/luke-mockridge-paralympics-122.html
Georg Rieger, Nürnberg
Wie sinnvoll ist es, mit Menschen zu diskutieren, die eine menschenfeindliche Haltung an den Tag legen. Oder gar offen faschistische Ideen propagieren. Dazu gehört zum Beispiel die völkische Idee von der unterschiedlichen Wertigkeit von Menschen deutscher und anderer Herkunft.
Ist das noch Protest gegen eine Benachteiligung durch die gesellschaftlichen Umstände oder die Chancen-Ungleichheit im wirtschaftlichen System? Der als Komiker nicht hinreichend beschriebene Hape Kerkeling hat dazu gepostet: „Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass Faschismus jemals durch Diskussion beendet wurde.“
Kerkeling hält viele Menschen, die solchen Ideen anhängen, für ansprechbar. Diejenigen, die sie offensiv vertreten, aber nicht. Da scheitern alle rhetorischen Mittel. „Wenn Ihr Gegner glaubt, dass Schwarz Rot ist, dann haben Sie verloren.“
Und Kerkeling weiter: „Wir haben gesehen, wie wir [1933] in diese Katastrophe gerutscht sind. Daraus müssen wir dringend Lehren ziehen. Es sollte doch heute vermeidbar sein, rechte überhaupt erst an die Macht zu lassen. Ich hoffe inständig, wir haben aus der Geschichte gelernt und erwehren uns, bevor es zu spät ist.“
Quelle: t-online, Interview mit Hape Kerkeling am 8.3.24 (Steven Sowa)
Georg Rieger, Nürnberg
Die BILD-Zeitung hetzt in ihrer Ausgabe vom 29. August gegen eine Anwältin, die Flüchtlingen zu ihrem Recht verhilft. Vor dem Hintergrund des Attentats von Solingen soll das als eine Art Beihilfe zum Mord geframed werden.
So könnte es bald auch Kirchengemeinden gehen, die sich für Geflüchtete einsetzen – durch Kirchenasyl oder Integrationshilfe. Dieses Gutmenschentum sei naiv und spiele den Terroristen in die Karten. So ist es jetzt schon zuweilen vernehmbar.
Genau das Gegenteil ist der Fall: Jede mitmenschliche Aktion und jede gelungene Integration ist den Islamisten ein Dorn im Auge. Sie reden den Muslimen hier ein, dass sie sich in Europa in feindlicher Umgebung befinden. Je frustrierter Menschen sind, desto besser greift dieses Narrativ. Deshalb sind Menschenfreundlichkeit und Integration geeignete Mittel, um Islamisten das Wasser abzugraben.
Natürlich auch andere Maßnahmen, z.B. die Früherkennung von Radikalisierung und das Einwirken auf muslimische Verbände. Dazu zwei informative Podcasts:
Tag für Tag (DLF): Murat Kayman, Attetat in Solingen - Publizist: Reaktion muslimischer Organisationen kontraproduktiv.
Politik mit Anne Will: Wie werden Menschen zu Terroristen? Mit Peter R. Neumann
Georg Rieger RefApp
„Es ist die letzte Aufgabe von Eltern, ihren Kindern das Sterben beizubringen.“ zitiert die Bloggerin Birgit Oppermann in einem sehr persönlichen Post ihren Vater. Gerade bin ich selbst so ein Lerrnender und deshalb berührt es mich. Aber auch, weil es so genau das zum Ausdruck bringt, was ich erlebe. Sicherlich ist es nur für einen Teil der Sterbefälle und Sterbebegleitungen so zutreffend, aber für die steckt viel Erfahrung und Weisheit drin.
In diesen Wochen denke ich viel darüber nach, wie ich das wohl mal selber hinbekomme, dieses Annehmen und das Geschehenlassen. Ob es mir gelingt, meine Bedürfnisse zu äußern und dankbar zu sein. Ob ich am Ende das Vertrauen auf Gott habe oder mich ans Leben klammere. Es wird wohl so wie immer im Leben: Nicht alles Gelernte wird passen, manches wird vergessen sein und eigene Erfahrungen sind auch nötig. Aber dennoch Danke für diese vielen wertvollen Stunden!
birgit.oppermann.schreibt, Threads, 10.5.24
Georg Rieger, Nürnberg
Denis Yücel, Korrespondent der WELT, findet es noch schlimmer, dass Frank-Walter Steinmeier bei einem Besuch in der Türkei nicht deutlicher auf Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte gepocht habe. Aber der überwiegende Teil seines Kommentars dreht sich dann doch um den mitgebrachten Döner-Spieß. In der Türkei sei der Begriff "Fremdscham" vorher unbekannt gewesen, jetzt nicht mehr.
Viele andere Kommentator*innen wollen nicht verstehen, dass der deutsche Bundespräsident nicht eine deutsche Spezialität mitgebracht habe. Sogar Gastgeschenke aus Schweinefleisch schaffen es unter die Vorschläge - peinlich ist ja noch steigerbar! Es mag ja sein, dass das Team um Steinmeier sich die Idee schöngeredet hat. Aber die gute Absicht gar nicht zu erwähnen, ist schon auch unfair. Denn so schlecht war die gar nicht: Was einst aus der Türkei nach Deutschland mitgebracht wurde, wird anlässlich eines Staatsbesuchs quasi re-exportiert. Es war eindeutig und augenzwinkernd als Zeichen der Dankbarkeit und als Symbol der gelungenen Integration gedacht.
Quelle: WELT online (Stand 26.4.24)
Georg Rieger, Nürnberg
Alexandria Ocasio-Cortez, Mitglied des US-Repräsentantenhauses bringt es auf den Punkt: „Billionaires need the working class. The working class does nit need billionaires“ (Milliardäre brauchen die Arbeiterklasse. Die Arbeiterklasse braucht keine Milliardäre). Das zielt nicht auf Bernard Arnault, Jeff Bezos oder Elon Musk als Menschen, sondern auf deren enormes Vermögen, das das Budget manch kleiner Staaten übersteigt.
Und es zielt auf deren Solidarität, die zu wünschen übriglässt. Nicht nur die über 3000 Milliardäre weltweit, sondern auch Multimillionäre zahlen in der Regel prozentual viel weniger Steuern als Menschen mittleren oder hohen Einkommens. Das liegt schon alleine daran, dass sie für ihren Reichtum nicht arbeiten, sondern nur Geld anlegen. Dieses wird aber viel niedriger besteuert als richtige Arbeit. Umgekehrt wäre es logischer. Aber was funktioniert schon logisch im Kapitalismus. Der genau das aber immer von sich behauptet.
Quelle: Threads, mondschaf23, 17.4.24
Georg Rieger