Allan Aubrey Boesak: ''Erschüttert von der unausweichlichen Gegenwart unserer Vorfahren''

WGRK: 20 Jahre Bekenntnis von Accra


© Nationaal Archief/Wikicommons

Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) beging in Hannover den 20. Jahrestag des Bekenntnisses von Accra.

Zum 20. Jahrestag des Bekenntnisses von Accra befasste sich der reformierte südafrikanische Theologe und frühere Apartheid-Aktiviest Allan Aubrey Boesak mit dessen anhaltender Wirkung bis heute. Das Bekenntnis lasse sich nicht ohne den geschichtlichen Kontext erfassen. Elmina Castle sei der Ort eines historischen Traumas, so Boesak. „Gedemütigt und erschüttert von der unausweichlichen Gegenwart der Geister unserer verratenen, versklavten und brutal getöteten Vorfahren, die noch immer an diesem gottverlassenen Ort spuken, wurden wir von ernüchtertem Bewusstsein zu reumütigem Bekenntnis und prophetischer Kühnheit bewegt.“ Das Bekenntnis sei ein spirituelles Erwachen für die Kirche, das sie zwingt, sich mit Unrecht damals und heute auseinanderzusetzen.

Die Welt außerhalb Elmina Castle sei ebenso von wirtschaftlicher Ausbeutung, imperialistischer Gier und Gewalt geprägt. Laut Boesak sei sie deshalb weit davon entfernt, sich von ihrer Vergangenheit zu befreien. „Zwanzig Jahre später hat sich die Welt schockierend und scheinbar unwiderruflich verändert“, so Boesak. Die globalen Mächte hielten weiterhin ihre Systeme der Beherrschung und Zerstörung aufrecht.

Das Thema Palästina stand im Mittelpunkt von Boesaks Überlegungen zur aktuellen Lage der Welt. Ausgehend von der afrikanischen Geschichte setzte er das Leiden der Palästinenser mit vergangenen Völkermorden in Verbindung. „Der erste Völkermord der modernen Geschichte war der Völkermord an den Khoi und den San in Südafrika durch die Niederländer und später durch die Briten im 17. und frühen 18. Jahrhundert“, so Boesak. Die Situation in Palästina und im Libanon sieht er als Teil eines größeren Kampfes für Gerechtigkeit.

Die Aufforderung des Bekenntnisses von Accra, sich mit den Unterdrückten zu solidarisieren, ist für Boesak von grundlegender Bedeutung für die reformierte Tradition. Laut Boesak betone das Bekenntnis von Accra, wie auch zuvor das Bekenntnis von Belhar, die radikale Gerechtigkeit und Liebe Gottes. „Gott ruft uns auf, uns an die Seite derer zu stellen, die Opfer von Ungerechtigkeit sind, gegen jede Form von Ungerechtigkeit.“

Entscheidend sei auch, dass sich Accra mit den Wirtschaftssystemen auseinandersetzt, die die globale Ungerechtigkeit aufrechterhalten. Boesak kritisierte das vorherrschende neoliberale kapitalistische System, das seiner Meinung nach Ungleichheit und Ausbeutung noch verschärft. „In Accra ist die Welt nicht nur eine gefallene Welt, sondern eine 'skandalöse Welt', die sich in der Gewalt rücksichtsloser und gottloser imperialer Mächte befindet“, erklärte er. Das Bekenntnis von Accra benenne Neoliberalismus und Imperialismus als Kräfte, die zum Leiden der Schöpfung Gottes beitragen.


Quelle: WGRK
Eine Glaubensverpflichtung im Jahr 2004

Auf der 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra, Ghana vom 30. Juli bis 13. August 2004 wurde ein "Bekenntnis des Glaubens im Angesicht von wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung" beschlossen. Der Text zum Nachlesen.