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'Antisemitismus als Angriff auf die Grundlagen unserer Kultur'
Baden: Michael Blume zu Gast auf der Landessynode
Es handele sich dabei nicht nur um einen Rassismus unter anderen Diskriminierungen, vielmehr wendeten sich Antisemiten „niemals nur gegen Juden, sondern greifen zum Beispiel immer auch freie Medien, Migranten, demokratische Parteien, Homosexuelle, ethnische und religiöse Minderheiten an“, erklärte Blume.
Der Antisemitismus versuche gegenwärtig, Christen und Muslime gegeneinander auszuspielen, sagte der Beauftragte. Gegen die Angst vor einer jüdischen „Umvolkung“ oder einer demographischen „Islamisierung“ hob Blume, der selbst mit einer Muslima verheiratet ist, den „übergreifenden, positiven Zusammenhang zwischen semitischer, und damit jüdischer, christlicher, islamischer Religiosität und Kinderreichtum hervor. Zugleich beklagte Blume die „Herabwürdigungen des Korans und heutiger Muslime“.
Die Gesellschaft verdanke dem Semitismus „die Grundlagen unserer Kultur, unserer Religionen und unserer Rechtsstaatlichkeit“, sagte Blume. Durch den Semitismus seien bedeutsame Schriften zu den Grundlagen von Recht und Erinnerung, von Religionen und Weltanschauungen, von Wissenschaften und unserer liberalen und demokratischen Kultur geworden. „Christen und Muslime, die sich auf den Antisemitismus einlassen, wenden sich also immer auch gegen die Wurzel ihrer eigenen Schriftreligionen“, erklärte der promovierte Religionswissenschaftler.
Der Beauftragte kritisierte in seinem Vortrag, dass „an Juden und Israelis doppelte Standards angelegt und von ihnen Wohlverhalten eingefordert wird wie sonst von keiner Religionsgemeinschaft und keinem anderen Staat“. Gleichwohl müsse „der um sich greifende Rechtspopulismus und Fundamentalismus in Israel genauso kritisiert werden wie der in Ungarn, in den USA, in Russland oder in deutschen Parlamenten“.
Michael Blume ist seit März dieses Jahres Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus. 2014/2015 leitete er die Mission „Sonderkontingent Nordirak“, mit dem 1100 yezidische und christliche Frauen und Kinder evakuiert wurden, die durch den sogenannten „Islamischen Staat“ traumatisierende Gewalt erlitten hatten. Darunter war auch die spätere UN-Botschafterin Nadia Murad, der 2018 gemeinsam mit Denis Mukwege der Friedensnobelpreis zuerkannt wurde.
Bis zum Donnerstag (25.10.) standen als Themen unter anderem die kirchliche Friedensarbeit, der Prozess zur strategischen Steuerung der Landeskirche und die Herausforderungen des Antisemitismus auf der Tagesordnung in Bad Herrenalb. Bis zum Mittwoch berieten die 76 Landessynodalen Themen und Gesetze im Detail in vier Ausschüssen, dem Bildungs- und Diakonieausschuss, dem Rechtsausschuss, dem Finanzausschuss und dem Hauptausschuss. Ab Mittwochnachmittag und Donnerstagsvormittag tagte die Synode dann wieder als Ganzes - im Plenum und öffentlich.
Quelle: Evangelische Kirche in Baden