Auto kaputt

Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 42. Kapitel


Blumen am Herodion - Foto: Ian Scott / CC BY-SA 2.0

Keine Gelegenheit für ein Döneken aus dem Orient

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Inhalt Tagebuch

Tobias Kriener erzählt:

30.03.2017

So, jetzt habe ich auch mal live mitgekriegt, wie hier der Pannenservice geht: 

Auf der Rückfahrt vom Westbankseminar (wieder spannend, spannend - allerdings für mich als "Coordinator of Studies" schon viel entspannter als beim ersten Mal, weil jetzt weiß ich ja, in welches Retaurant wir wollen zum Lunch, und wie man am besten in Hebron zur Machpela kommt, und wo man abbiegen muss für das Herodion, und wieviel Zeit man wofür einrechnen muss - wir waren immer gut im Zeitplan, diesmal ...) kurz hinter Jokneam (also nur noch ne halbe Stunde bis Nes Ammim) zeigte die Karre plötzlich zu hohe Motortemperatur an.

Ich konnte rechtzeitig anhalten, so dass der Motor keinen Schaden genommen hat. Und dann musste man natürlich erst mal gucken, woran es liegen könnte - ich denke, das aus irgendeinem Leck das Kühlwasser ausgelaufen ist; der Ölstand kam mir allerdings auch bedenklich niederig vor ...

Dann musste organisiert werden, dass wir von jemand aus Nes Ammim eingesammelt werden. Dabei habe ich gelernt, wie man über Whattsapp seine Position mitteilen kann - super-praktisch! -, was natürlich aber auch heißt, das Whattsapp immer weiß, wo ich gerade bin - hm ... Sascha und Max haben dann meine Mitfahrer_innen und das Gepäck nach ner knappen Stunde aufgelesen.

In der Zwischen konnte ich mit der Hilfe von Sascha und Amit (dem Head of TS = Technical Service) rauskriegen, wo man anruft für einen Abschleppdienst; die sagten mir, es könne bis zu 3 Stunden dauern (da war es 21.30). Der nette arabische Abschlepper kam aber schon um 23 Uhr und hat das Auto zur Werkstatt gebracht (auf der Fahrt konnte ich ein bisschen Arabisch üben ...) - und Katja hat mich dann an der Kreuzung Akko-Süd abgeholt, so dass ich bereits um Mitternacht zu Hause war. Das fluppte richtig gut - gar keine Gelegenheit also, mal wieder ein Döneken aus dem Orient zu erzählen nach dem Motto: Hilfsbereiter palästinensischer Fellache zieht gestrandete Europäer_innen mit seinem Lasttier aus dem Straßengraben oder so ...

(Stichwort "Arabisch üben": In der Westbank habe ich nur gelegentlich mal ein bisschen was verstanden - es wäre schon schön, wenn das mehr werden könnte, denn die Übersetzungen von Mohammed z.B. sind seeehr frei, so viel krieg ich schon mit - und außerdem diskutiert er zwischen durch immer mit den Referenten - da würde ich ja zu gerne mehr von mitkriegen ...)

Fotos gibt's diesmal keine, weil ich unseren schrabbeligen Fotoapparat wahrscheinlich beim Herodion liegen gelassen habe. Wir waren uns einig, dass das ein Zeichen ist, sich mal was Vernünftiges anzuschaffen. Die Frage ist jetzt: Ein besseres Smartphone, mit dem man gute Fotos machen kann, oder eine ordentliche Kamera. Was meint ihr? (Für das bessere Smartphone spricht, dass mein jetziges Third- oder Fourth-Hand-Uraltteil gerade seinen Geist aufzugeben scheint - der Bildschirm wird dunkel und immer dunkler ...)

 


Dr. Tobias Kriener, Studienleiter in Nes Ammim, März 2017