Blasphemie
Die Abendmahlsszene bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris wurde ganz offensichtlich in vielerlei Hinsicht falsch gedeutet. Aber selbst wenn der Bezug zum letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern stimmen würde: Ist es nicht toll, dass dieser heilige Moment bis heute eine Vorlage zur künstlerischen Verarbeitung ist? Schon das Gemälde von da Vinci ist eine Verfremdung – in gewisser Weise eine Karikatur des echten Abendmahls.
Welche Personen sich zusammengefunden haben, die Szene „blasphemisch“ zu nennen, ist erschreckend und noch mehr die Argumente, die belegen sollen, wie verletzend und zerstörerisch die Darstellung gewesen sei. Das Beste, was es zum Thema „Verletzung religiöser Gefühle“ zu sagen gibt, stammt vom Theologieprofessor Harald Schroeter-Wittke:
„Blasphemien sind geboten, um unsere Fixierungen (unsere Erfahrungen) auf und von Gott zu lösen. Die Kirche begrüßt daher freudig alle Formen von Blasphemie, insbesondere diejenigen, die ihr selber weh tun! Denn die Erfahrungen von Blasphemie sind ein Grund dafür, dass wir etwas lernen, dass wir überhaupt auf die Idee kommen, es könnte anders sein, als wir uns das denken!“
Quelle: Phillip Greifenstein in zeitzeichen, https://zeitzeichen.net/ressort/?ressort=612
Zitat aus „Kann man Gott beleidigen?“ (Herder 2013), hg. von Thomas Laubach
Georg Rieger, Nürnberg