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Der Heidelberger Katechismus auf dem Reformierten Gemeindeforum Südwestfalen
Der Heidelberger als Hilfe im interreligiösen Dialog
Im Heidelberger gehe es wie im Silbermond-Song um die Frage „Auf wen kann ich vertrauen, wenn es drunter und drüber geht?“, so Steffen Post. Aber: „Eine Antwort gibt dieses Lied leider nicht.“ Im Heidelberger gebe es die gleich auf die erste Frage: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ Antwort: „Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre.“
Dieter Kuhli, ebenfalls Pfarrer in Bad Laasphe und Vorsitzender des Trägerkreises des Gemeindeforums, zitierte in seiner kurzen Begrüßung diese erste Frage. Er vermutete aber postwendend, dass wohl auch nach der Veranstaltung keine bessere Antwort auf die Frage gegeben werde könne als die, die im Katechismus stehe. Das Ziel dieser Zusammenkunft sei ein anderes: „Das Gemeindeforum soll helfen, noch einmal neu nach dem Heidelberger zu fragen.“
Anstöße dazu lieferte Oberkirchenrat Dr. Martin Heimbucher. Seit 2007 ist er Theologischer Referent der Union Evangelischer Kirchen im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sein Einstieg war ein sehr persönlicher. Durch seine Ehefrau habe er den Heidelberger Katechismus überhaupt erst kennengelernt, und als sie dann lebensgefährlich erkrankt sei, habe er ihn schätzen gelernt. Wie diverse Psalmen hätten ihm damals auch einige Antworten aus dem Katechismus „Worte geliehen, in denen ich mich selbst bergen konnte“. Denn: „Im Heidelberger geht es um uns selber.“ Wobei auch für die dort aufgeworfenen wichtigen Fragen gelte: „Der Heidelberger kann nicht meine Antworten liefern“, die müsse jeder Christ für sich allein formulieren. Jedenfalls, wenn man den Glauben nicht als bloßes Hobby, als einfachen Zeitvertreib sehen wolle, wenn er mehr als ein Gefühl sein solle. Heute könne das eine Hilfe für den interreligiösen Dialog sein, etwa mit Muslimen, zum Beispiel, wenn es um so etwas Kompliziertes wie die Dreifaltigkeit gehe.
Martin Heimbucher erklärte auch den Aufbau des Katechismus. Aus drei Teilen besteht das Werk, neun Fragen gibt es zum Themenbereich „Sündenbekenntnis“, 74 zur Erlösung und 43 zur Dankbarkeit: „Liebe Schwestern und Brüder, das sind die evangelischen Proportionen“, erläuterte der Oberkirchenrat.
Dr. Johannes Burkardt, Mitarbeiter des nordrhein-westfälischen Landesarchivs in Münster, wunderte sich nach der ersten Hälfte der Veranstaltung, wie viele Gedanken und Anstöße in eine Dreiviertelstunde hineinpassten. Vor allem der Hinweis, dass man stets die Bergpredigt als Hintergrund des Heidelbergers sehen müsse, habe ihn noch einmal ganz neu neugierig gemacht. Zudem freute sich der Wittgensteiner Kirchenhistoriker aus Bad Berleburg über den Termin in Bad Laasphe, schließlich sei es im 19. Jahrhundert der Superintendent Schmidt aus Laasphe gewesen, der den Heidelberger Katechismus in Wittgenstein außer Kraft gesetzt habe. Das habe erst Superintendent Friedrich Wilhelm Winckel aus Berleburg rückgängig gemacht.
Er habe das tiefgründige Nachdenken des Referenten über den Katechismus als „hochinteressant“ empfunden, so Dieter Kuhli. Der Vortrag sei sehr persönlich, mutig und hoffnungsfroh gewesen und habe ganz klar eine Perspektive für uns in der Gegenwart aufgezeigt. Das war das allgemeine Gefühl in der Zuhörerschaft. Ralf Prange, Pfarrer der Siegener Christus-Kirchengemeinde, bemerkte, der Heidelberger Katechismus komme zwar in unregelmäßigen Abständen im Gottesdienst vor, aber nach diesem Abend wolle er überlegen, wie das Werk auch heute noch in den Konfirmandenunterricht einzubauen sei. Früher war das gang und gäbe, wie sich die ehemalige Erndtebrücker Pfarrerin Ruth Salinga erinnerte. Damals habe sie die Konfirmanden vier, fünf oder sechs Fragen lernen lassen, obwohl auch sie selbst den Heidelberger Katechismus erst in Wittgenstein kennengelernt habe. Dieser Abend habe ihr einige Ansätze eröffnet, neu über den Katechismus nachzudenken.
Sie sei nicht mit dem Heidelberger aufgewachsen, erzählte Ulrike von Bünau, sondern habe ihn erst im Siegerland kennengelernt. Dennoch habe sich für sie der Weg aus Weidenau nach Wittgenstein gelohnt, insbesondere da der Referent in einem kurzen Diskurs noch über die Kreuzes-Theologie gesprochen habe. Außer den tiefschürfenden Gedanken, in denen Anselm von Canterbury, ein Theologe des 11. Jahrhunderts, vorkam, gab es auch hier wieder einen ganz modernen Ansatz. Wenn er die Filme unserer Zeit schaue, dann gehe es ganz oft um das Kreuz und die Auferstehung in anderer Form, so Martin Heimbucher. Und nachdem das Gemeindeforum mit der Gruppe „Silbermond“ begonnen hatte, fragte sich der Referent, ob unsere Popkultur nicht doch an den Heidelberger Katechismus anschlussfähig sei?
Diese Fage führt zum Thema des nächsten Reformierten Gemeindeforums am Freitag, dem 5. Oktober 2012:
In einer Kooperation mit der Westfälischen Landeskirche ist ein Streitgespräch geplant über Hochkultur oder Popkultur im kirchlichen Raum. Die Veranstaltung ist auf Vermittlung der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Berleburg möglich geworden, deshalb wird auch das nächste Reformierte Gemeindeforum wieder in Wittgenstein stattfinden.
Jens Gesper, Öffentlichkeitsreferent des Evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein