'Die Politik muss ihren Kurs wechseln'

ErK-Hamburg: Konfirmanden besuchen Flüchtlingsrettungsschiff


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An den Tagen des Offenen Schiffes ging auch die Sea Watch V im Hamburger Hafen vor Anker - die Helfer berichteten, wie die Rettungsmanöver im Mittelmeer zunehmend erschwert werden.

Wie sieht Seenotrettung auf dem Mittelmeer aus? Gegen welchen Hürden müssen Helfer dort täglich ankämpfen? Christopher Geßler, Jugendreferent des 8.Synodalverbands, besuchte mit Konfirmanden der Evangelisch-reformierten Kirche Hamburg an den Tagen des Offenen Schiffs in Hamburg das Rettungsschiff Sea Watch V. Helfer berichteten dort von Hilfsmaßnahmen unter Extrembedingungen. Organisiert wurde der Besuch von United4Rescue, Bündnis zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung.

Normalerweise versuchen die Helfer die Geretteten auf dem schnellsten weg in einen italienischen Hafen zu bringen. Aber schon in den letzten Jahren, so erfahren die Konfirmanden, wurde Seawatch immer wieder abgewiesen. Unter der neuen ultrarechten Regierung von Georgia Meloni könnte sich der politische Kurs weiter verschärfen. Die Helfer befürchten, dass sich ihre Arbeit dadurch noch erschwert.

Ob Deutschland eingreifen könnte? So fragen die Konfirmanden. Leider sei auch die deutsche Politik eher darauf aus, Geflüchtete erst gar nicht nach Europa einreisen zu lassen. Eine Zusammenarbeit mit Frontex und der libyschen Küstenwache soll verhindern, dass Geflüchtete überhaupt in internationale Gewässer gelangen. Und schließlich verweise man auch in Berlin gerne auf die Dublin III Verordnung, nach der das Einreiseland, sprich meistens Italien, zuständig für den Schutz der Geflüchteten zuständig sei. Deutschland ziehe sich damit aus der Verantwortung.

Sea Watch ist ein deutscher Verein mit Sitz in Berlin. Sein Ziel ist, in Seenot geratene Menschen im Mittelmeer zu retten. Seit seiner Gründung 2015 wurden so über 45.000 Geflüchtete aus dem Meer in Sicherheit gebracht und auf dem Schiff versorgt.

Das kürzlich erworbene Schiff Seawatch V  soll im Frühjahr auslaufen in Richtung Mittelmeer. Der Einsatzort soll zwischen der Südspitze Italiens und den libyschen Hoheitsgewässern liegen. Insgesamt 500 Gerettete soll an Bord Platz finden. Vulnerable Gruppen (Schwangere, Kinder, Erkrankte) sollen unter Deck untergebracht werden, die übrigen auf Deck. An Bord werden sie medizinisch und ernährungstechnisch versorgt.

Die Seenotretter forderten von der Politik einen Kurswechsel. Humanitäre Einsätze auf dem Mittelmeer, so die Helfer im Gespräch mit de Konfirmanden, seien zurzeit die einzige Chance, den Schwächsten auf den Meeren zu helfen: "Solange Europa nicht gemeinsam eine faire Handhabe für Geflüchtete definiert und das Recht auf Asyl verteidigt, müssen zivile Rettungsorgani-sationen der Politik auf die Sprünge helfen."


Reiner Kuhn/ErK-Hamburg/ref-info