Gänzlich unfähig
»Wieder haben wir (…) unter Sachlichkeit allzu oft etwas Anderes (...) verstanden: die Hingabe an irgend einen Zweck, der uns aus irgend einem Grund groß und erstrebenswert erschien, der aber gerade mit Menschlichkeit, Menschenrecht, Menschenfreiheit und Menschenwürde, nichts zu tun hatte (...). Wir haben (...) fortgefahren, ein System aufrecht zu erhalten und zu verteidigen, unter dessen Herrschaft die (…) Menschen immer dadurch bedroht sein werden, dass es dabei im Grunde nicht um sie als Menschen, sondern seelenlos und leiblos zugleich und also unmenschlich nur um eine Sache, nämlich um die Vermehrung oder viel mehr Verschiebung der fiktiven Größe ›Kapital‹ gehen kann, als deren Sklaven sie alle – die Arbeitgeber nicht weniger als die Arbeitnehmer – zu funktionieren haben. (...) Bis es offenbar wurde, daß die hochentwickelte moderne Wirtschaft – als wäre sie von Idioten oder Wahnsinnigen dirigiert – (...) einer sinnvollen Verteilung von Arbeit und Arbeitsertrag gänzlich unfähig war.« (Karl Barth, Die geistigen Voraussetzungen für den Neuaufbau in der Nachkriegszeit (1945), in: Eine Schweizer Stimme: 1938-1945, 422f).