Geldgeist
»Der Geldgeist macht die Leute freilich vorsichtiger, sie sagen es nicht so offen heraus, wem sie dienen, wie wenn sie etwa Untertanen des Zeitgeistes sind. Man rühmt sich nicht damit. Der Götzendienst geschieht in der Stille. Der Geldgeist lehrt seinen Leuten das vielsagende Achselzucken und die zweideutigen Worte, mit denen sie verstecken können, worum es ihnen eigentlich zu tun ist. Er wirkt darum nicht minder gewaltig. Er diktiert die Leitartikel in den Zeitungen, er bläst ein, wenn die Gesetze geschrieben und beraten werden, er sitzt als unsichtbares Mitglied mit beratender, aber entscheidender Stimme im Bundesrat, im Regierungsrat und im Gemeinderat, er führt dem sogenannten freien Bürger die Feder, wenn er seinen Stimm- und Wahlzeddel ausfüllt.« (Karl Barth, Predigt zu 2. Kor 3,17, in: Predigten 1913 (GA I.8), 226)