Glauben und Vertrauen gegen den Augenschein

Gottesdienst am Küchentisch. Am Sonntag Palmarum 28. März 2021


Jan Provoost: Abraham, Sarah und der Engel (Ausschnitt) © Wikimedia (Public Domain)

Von Kathrin Oxen

Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist Jesus Christus mitten unter ihnen. Gott sei Dank. Das heißt: Auch, wenn derzeit nicht wie gewohnt Gottesdienste stattfinden, wird überall auf der Welt weiter gebetet, gesungen, hört Gott zu und ist nah. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen geben, wie Sie diese Zeit gestalten können.

Was man braucht: Mindestens eine Person. Eine Kerze. Eine Bibel. Vielleicht ein Gesangbuch. Ein kleiner Tipp: Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen.

Zu Beginn: Kerze anzünden

Eine*r:
Die Glocken läuten und laden ein zum Gebet. Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, miteinander verbunden über alle Entfernung. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Alle:
Amen.

Gebet zum Eingang

Eine*r:
Barmherziger Gott, lass nicht zu,
dass wir den Boden verlieren unter den Füßen,
das uns wird, als würden wir immer nur fallen,
in einen Abgrund ohne Ende.
Uns fehlen Worte für unsere Verzweiflung,
wie können sie nicht ausdrücken,
wir kämpfen um Hoffnung,
und haben mitten in all der Düsternis
solche Sehnsucht nach der Buntheit des Lebens.
Gott, hilf uns, dass wir nicht irre werden
an der Normalität des Schrecklichen.
Wir bitten dich Gott,
sei nicht fern mit deiner Hilfe!
Amen.
(nach einem Gebet von Sylvia Bukowski zu Psalm 69)


Psalmgebet Psalm 69 (nach der Übertragung von Jörg Zink)

Alle:
Sei uns nahe,
denn die Angst ist groß.

Eine*r:
Gott, rette mich!
Ich versinke in tiefem Schlamm
und finde keinen Grund.
Das Wasser geht mir bis an die Kehle!
Ich bin in tiefe Wasser geraten,
und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien,
meine Kehle ist heiser.
Meine Augen sind dunkel geworden
über dem langen Ausschauen
nach meinem Gott.

Alle:
Sei uns nahe,
denn die Angst ist groß.

Eine*r:
Ich aber bete zu dir, Gott.
In der deiner großen Güte
erhöre mich und steh mir
mit deiner Hilfe bei.
Errette mich aus dem Schlamm,
dass ich nicht versinke.

Alle:
Sei uns nahe,
denn die Angst ist groß.

Eine*r:
Erhöre mich, Gott,
denn deine Güte ist mein Trost.
Wende dich zu mir
und sei mir barmherzig.
Ich will Gott rühmen
mit einem Lied, mit einem Lied
will ich ihm danken.

Alle:
Sei uns nahe,
denn die Angst ist groß!

Heute kann gesungen werden:
EG 11 Wie soll ich dich empfangen
oder EG 529 Ich bin ein Gast auf Erden

Eine*r liest das Evangelium für den Sonntag: Johannes 12, 12-19

Eine*r liest die Predigt zu Hebräer 11

Glaubensbekenntnis (nach Dietrich Bonhoeffer)

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Fürbittengebet

Gott Abrahams und Saras,
du gibst uns Menschen, was uns oft fehlt:
Glauben und Vertrauen gegen den Augenschein.
Wir sehen Abraham und Sara, ihre alten Gesichter
und das Kind, das zu ihren Füßen spielt.
Wir bitten dich um Glauben und Vertrauen,
wo sich unser Leben alt und müde anfühlt,
dass wir uns aufrichten unter deiner Verheißung
und den Weg gehen, den wir gehen sollen.
Gott Rebekkas und Isaaks,
das Leben kommt von dir.
Es ist ein Geschenk.
Wir haben keinen Anspruch darauf
und können nur dankbar dafür sein.
Wir bitten dich um Dankbarkeit, für alles Gute,
das wir trotz allem erleben.
Wir danken dir für Liebe und Verbundenheit miteinander,
für die Kraft, die jeden Morgen neu da ist,
für Zufriedenheit, Geduld und Verständnis,
wo immer sie sich zeigen.
Lass uns die vielen nicht vergessen,
die schwerer zu tragen haben als wir.
Gott Jakobs und Josefs,
in Menschengeschichten erzählst du uns von dir.
Wir sehen, wie mit dir Menschen
an das Ziel ihres Lebens kommen,
mit allen Umwegen und Irrwegen,
durch Schmerz und Tränen
und Enttäuschungen hindurch.
Lass uns darauf vertrauen,
dass wir nicht alles selbst in der Hand behalten müssen,
dass unser Leben ein Ziel hat,
dass wir einmal ankommen bei dir
und bei dir zuhause sind.
Wir beten mit Jesu Worten:

Vater unser

Segen

Alle öffnen die Hände. Eine*r oder alle gemeinsam sagen:

Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.

Hier könnte man gut noch ein Lied singen,
z.B. EG 170 Komm Herr, segne uns
oder EG 171 Bewahre uns, Gott

Kerze auspusten

Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit nach dem Gottesdienst. Widerstehen Sie der Versuchung, sofort zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Gelegenheit, weiter über das zu sprechen, was Sie bewegt.


Kathrin Oxen