Gott nicht aus der Verantwortung entlassen

Predigt zu Psalm 77. - Für Andreas Krebszum 38. Geburtstag


© Andreas Olbrich

„Und wenn das alles nicht wahr ist, was ich von Gott lehre?“, fragt die Gotteslehrerin Prof. Dr. Magdalene L. Frettlöh und entdeckt in der Anfechtung die zweifache Übersetzung von Psalm 77,11:

„Das ist es, was mich krank macht,
dass das Handeln des Höchsten sich verändert hat.“

„Mein Besänftigen ist es,
dass das Handeln des Höchsten sich ändern möge.“

Psalm 77 (nach der Neuen Zürcher Bibel)

1 Für den Chormeister. Nach Jedutun. Von Asaf. Ein Psalm.
2 Laut will ich schreien zu Gott,
    laut zu Gott, dass er auf mich höre.
3 Am Tag meiner Not suche ich den Herrn,
    meine Hand ist ausgestreckt des Nachts und ermattet nicht,
    meine Seele will sich nicht trösten lassen.
4 Ich denke an Gott und seufze,
    ich sinne nach, und mein Geist will verzagen. Sela
5 Du hältst meine Augen wach,
    ich bin voller Unruhe und kann nicht reden.
6 Ich denke nach über die Tage von einst,
    die längst vergangenen Jahre.
7 Ich denke an mein Saitenspiel des Nachts,
    in meinem Herzen sinne ich nach,
    und es forscht mein Geist.
8 Wird der Herr auf ewig verstossen
    und nie mehr gnädig sein?
9 Hat seine Güte für immer ein Ende,
    ist sein Wort verstummt für alle Zeit?
10 Hat Gott seine Gnade vergessen,
    hat er im Zorn sein Erbarmen verschlossen? Sela
11 Und ich sprach: Das ist mein Schmerz,
    dass so anders geworden ist das Handeln des Höchsten.
12 Ich will gedenken der Werke des HERRN,
    will gedenken deiner früheren Wunder.
13 Ich will bedenken all dein Tun,
    und über deine Taten will ich nachsinnen.
14 Gott, dein Weg ist heilig.
    Wer ist ein Gott, so gross wie unser Gott?
15 Du allein bist der Gott, der Wunder tut,
    du hast deine Macht unter den Völkern kundgetan.
16 Mit deinem Arm hast du dein Volk erlöst,
    die Söhne Jakobs und Josefs. Sela
17 Die Wasser sahen dich, Gott,
    die Wasser sahen dich und erbebten,
    die Urfluten erzitterten.
18 Die Wolken gossen Wasser,
    es donnerte das Gewölk,
    und deine Pfeile blitzten hin und her.
19 Rollend erdröhnte dein Donner,
    Blitze erhellten den Erdkreis,
    es erzitterte und bebte die Erde.
20 Durch das Meer ging dein Weg
    und dein Pfad durch gewaltige Wasser,
    doch deine Spuren waren nicht zu erkennen.
21 Wie Schafe führtest du dein Volk
    durch Moses und Aarons Hand.

Predigt zu Psalm 77. Von Magdalene L. Frettlöh (2014)

Februar 2014